(Washington) Je mehr „Freiheit“, desto mehr Einschränkung der Religionsfreiheit. Zu diesem paradoxen Schluß kommt das Pew Research Center in seinem aktuellen Bericht zur Lage des Grundrechts aller Grundrechte. In Amerika, Schwarzafrika und der asiatischen Pazifikregion, vom Nahen Osten und Nordafrika ganz zu schweigen, hat 2011 die Einschränkung der Religionsfreiheit zugenommen. Und in Europa, wo 2011 Regierungsmaßnahmen zur Einschränkung der Religionsfreiheit leicht zurückgegangen sind, hat die gesellschaftliche Feindseligkeit gegenüber der Religion zugenommen.
Weltweit, so das Pew Research Center ist der Anteil der Staaten, die in hohem oder sehr hohem Maße die Religionsfreiheit einschränken, von 37 Prozent aller 193 Staaten der Erde im Jahr 2010 auf 40 Prozent aller Staaten im Jahr 2011 gestiegen. Da einige der Staaten, in denen die Religionsfreiheit radikal beschränkt ist, auch zu den bevölkerungsreichsten der Erde gehören, leben 5,1 Milliarden oder 74 Prozent aller Menschen in Staaten, in denen die Religionsfreiheit radikal eingeschränkt ist und eine Religionsfeindlichkeit herrscht. Religiöse Minderheiten sind am schwersten von der Einschränkung bis hin zur Verfolgung betroffen.
Ägypten, Indonesien und Pakistan gehören zu den Staaten, in denen es 2011 zu schweren Verletzungen der Religionsfreiheit gekommen ist. Laut Pew Research Center-Standard belegten Ägypten und Pakistan sogar die negativen Spitzenplätze. Pakistan hat in den vergangenen fünf Jahren die größte politische und gesellschaftliche Feindseligkeit gegen religiöse Minderheiten gezeigt und erreichte auf der Zehner-Skala des Instituts mit 10 den negativsten Wert. Das bedeutet, daß in allen dreizehn vom Pew Research Center in jedem Land untersuchten Bereichen eine Einschränkung der Religionsfreiheit erfolgte.
Die Christen, so das Institut, sind weltweit die am meisten verfolgte religiöse Gruppe. 2011 wurden Christen in 105 von 193 Staaten verfolgt, unterdrückt oder in ihrer Freiheit eingeschränkt. Die Juden werden im Vergleich dazu in 69 Ländern in ihrer Religionsfreiheit eingeschränkt, in manchen offen verfolgt. An letzter Stelle aller untersuchten Religionsgemeinschaften stehen die Buddhisten. Sie müssen „nur“ in neun Staaten Einschränkungen erdulden. Legt man der Erhebung einen Fünfjahreszeitraum von 2007 bis 2011 zugrunde, dann mußten Christen in 145 Staaten die Mißachtung ihrer Religionsfreiheit hinnehmen.
Die „große Enttäuschung“ bleibe der „Arabische Frühling“. Trotz des großen Optimismus und den Vorschußlorbeeren vor allem des Westens, verwandelte er sich schnell in einen strengen islamischen Winter. Vor dem „Arabischen Frühling“ waren die Einschränkungen der Religionsfreiheit im Nahen Osten und Nordafrika bereits sehr hoch. Durch den „Frühling“ blieb die staatliche Verletzung des Grundrechts Religionsfreiheit unverändert bestehen. Hinzu kam jedoch eine gesellschaftliche Feindseligkeit, die bis zur offenen Verfolgung mit Mord und Totschlag reicht, wie sie etwa die Kopten in Ägypten und Libyen und die Christen insgesamt in Syrien erleiden, die sich seit dem „Frühling“ verdoppelt hat.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Asianews