(Seoul) Nach mehr als 60 Jahren kommunistischer Diktatur gibt es in Nordkorea nach offiziellen Angaben nur mehr wenige Katholiken. Die offiziellen Zahlen schwanken. Wurden früher nur mehr 200 Katholiken angegeben, hat das Regime neuerdings Interesse, zeigen zu wollen, daß es die Religionsfreiheit respektiere. Plötzlich werden 3000 Katholiken von offizieller Seite genannt. „Wie die Zahl zustande kommt, wissen wir aber nicht“, so Pater Lee Eun-hyung, der Generalsekretär des Komitees für die Versöhnung des koreanischen Volkes, einer 1999 geschaffenen Einrichtung der (süd)koreanischen Bischofskonferenz. Ihnen stehen mehr als 200.000 Christen gegenüber, die vom „menschenfreundlichen“ Regime unter den Symbolen von Sichel, Hammer und Rotem Stern ermordet wurden.
Neben den von der Regierung registrierten Katholiken gibt es jedoch noch Untergrundkatholiken, die unter schwierigsten Bedingungen allen Verfolgungen trotzen. „Wir gehen davon aus, daß es mindestens 10.000 Nordkoreaner gibt, die den katholischen Glauben in ihrem Herzen bewahrt haben. Sie leben ihren Glauben geheim“, so Pater Lee, in einer seit Jahrzehnten priesterlosen und tödlichen Umgebung. Der koreanische Priester bezweifelt jedoch, daß es im Norden des Landes eine Untergrundkirche wie in der Volksrepublik China gibt. „Laut unseren Informationen gibt es im Norden seit Jahrzehnten weder Bischöfe noch Priester. Es ist schwer vorstellbar, daß eine Untergrundkirche fortbestehen könnte“, so Lee Eun-hyung in einem Gespräch mit dem Päpstlichen Hilfswerk Kirche in Not. Der Priester berichtete dabei über seine drei Reisen nach Nordkorea und die dabei gewonnenen Eindrücke.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Kirche in Not