Der für seine unkonventionellen Beiträge bekannte traditionsverbundene Blogger Cordialiter wirft einen provokanten Blick in die Zukunft, in die Zeit nach Papst Franziskus I. Als Diskussionsbeitrag veröffentlichen wir seine Überlegungen.
Franziskus II., der Papst im römischen Ornat
von Cordialiter
Angesichts der großen Popularität von Papst Franziskus ist es wahrscheinlich, daß ihm ein „Franziskus II.“ folgen wird, das heißt, ein weiterer Papst, der die richtigen Saiten anzuschlagen weiß, um die Massen anzusprechen. Den Menschen gefallen die Päpste, die besonders gegenüber den „sozialen Fragen“ sensibel sind, den Themen der Armut, der Arbeitslosigkeit, des Prekariats, der Unterdrückung der Schwachen, der Ungerechtigkeit. Ich sage es immer wieder, wir dürfen diese Themen nicht den Progressisten überlassen! Im übrigen war der große Heilige, Pius X., ein Papst mit einem „franziskanischen“ Herz. Er lebte in äußerster persönlicher Bescheidenheit und Strenge gegen sich selbst, verabscheute jede Bequemlichkeit, half den Armen, tröstete die Gebrochenen. Gleiches gilt für Papst Pius XII., um nur einen weiteren Papst zu nennen. Es ist also nichts Neues zu erfinden. Es genügt die Vorbilder der Vergangenheit nachzuahmen. Die Option für die Armen hat die Kirche in ihren 2000 Jahren immer neu herausgefordert und wurde immer neu beantwortet. Dazu bedurfte es keiner marxistischen Befreiungstheologie.
Und hier das Regierungsprogramm, das ich mir von Papst Franziskus II. wünschte: unbedingte Option für die überlieferte Liturgie, radikale Reform der Liturgiereform von Paul VI., Verbot der Handkommunion, Wiedereinführung des knienden Kommunionempfangs, Wiederbelebung der Ökumene im Sinne von Pius XI. (Mortalium animos), kommissarische Verwaltung erschlaffter Ordensgemeinschaften, bei Uneinsichtigkeit Auflösung modernistischer Organisationen, Wiedereinführung der Pflicht Talar oder Ordenskleid zu tragen, Verbot der Bücher Karl Rahners in der Priesterausbildung, Suspendierung a divinis von halsstarrigen modernistischen Priestern, usw.
Sich auf die genannten Maßnahmen zu beschränken, hieße eine Revolte der Modernisten lostreten. Es braucht gleichzeitig auch richtige und populäre Maßnahmen, die im Volk Begeisterung schaffen, um nicht zuletzt auch durch diese Popularität die Rebellion der Modernistenfront bereits im Keim zu ersticken, indem sie isoliert bliebe. Hier einige Vorschläge: Vereinfachung des Kirchenrechts (heute werden viele Normen nur von „Peniblen“ beachtet); Beschleunigung der Eheannullierungsverfahren (selbstverständlich unter Beibehaltung einer seriösen und ernsthaften Prüfung und unter Zurückweisung jeder Form „versteckter Scheidungen“); Abschaffung des Honorars für die Zelebration der Sakramente (da viele Menschen diese Geldleistung nicht als „Gabe“, sondern als „Preis“ verstehen und manche Priester und Kirche völlig zu Unrecht der Simonie bezichtigen); tägliche Einladung an Arme mit dem Papst zu essen (aber ohne Medienanwesenheit); häufige Krankenhausbesuche, um den Kranken Trost und die Sakramente zu spenden; Verkauf einiger moderner Kunstwerke des Vatikans (zum Beispiel die Kugel mit Kugel von Arnaldo Pomodoro und die Bronzeskulptur der Auferstehung von Pericle Fazzini), um einen kirchlichen Sozialwohnbau voranzutreiben mit Wohnungen, die den Ärmsten gegen eine symbolischen Betrag überlassen werden; persönliche Spendensammlungen durch den Papst auf der Straße für die Armen; Besuche in den Favelas der Dritten Welt, um den Entrechteten Beistand zu sein.
Ich sage nicht, daß Franziskus II. mit irgendeiner Form von „Populismus“ die Aufmerksamkeit auf die sozialen Werke lenken sollte, um damit die Erneuerung der Kirche im Sinne der Tradition verwirklichen zu können. Ich sage aber, daß es notwendig ist, sich für Werke der Barmherzigkeit sowohl des Geistes als auch des Leibes einzusetzen, um Gott zu gefallen. Wenn es zusätzlich möglich sein wird, den restaurativen Wiederaufbau der Kirche ungestört voranzubringen, dann um so besser.
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Cordialiter
„Beschleunigung der Eheannullierungsverfahren“ – warum? Passt für mich nicht in diese Reihe. Wer hat überhaupt daran Interesse? Ich kenne keinen einzigen Fall einer annullierten Ehe.
Jetzt haben wir erstmal Franciscus. Und wir wollen alle beten, dass Gott den guten Pontificat des Papstes segne und lange dauern lasse.
Übrigens: alle Werke Rahners haben – ob mir das passt oder nicht – ein Imprimatur. Ich habe davon einiges gelesen, da ist viel Kant, viel Blondel verarbeitet, am allermeisten aber der Hl. Thomas nachgedacht. Ich habe nichts konkret Anstößiges gefunden darin. Lesen Sie alle mal den Beitrag zu Latein als Kirchensprache – das findet er nämlich gut!
Ein sehr interessantes und bedenkenswertes Gedankenspiel und im Großen und Ganzen in der Tat eine vielversprechenden Strategie!
Grundsätzlich finde ich den Kommentar von Blogger „Cordialiter“ gut. Das einzige was an diesem Text unangenehm auffällt, ist die „Beschleunigung der Eheannunlierungsverfahren“.
Ich verstehe den Vorschlag ganz wörtlich: die Ehenichtigkeitsverfahren zu beschleunigen. Es gibt sie, die wenigsten Leuten wissen davon. Die Gründe, unter denen die Kirche die Nichtigkeit einer Ehe anerkennt, können hier nicht angeführt werden. Für die Kirche hat dann eine Ehe nie bestanden. Zum Vorschlag: Die Prüfungsverfahren dauern wohl zwei Jahre und länger. Da ließe sich eine „Beschleunigung“ sicher machen, indem die Effizienz der zuständigen Stellen gesteigert wird.
Ich fürchte, das Bild dieses Papstes, dem ich im übrigen auch viel abgewinnen könnte, ist zur Zeit nur ein Wunschtraum. Es gab im letzten Konklave einen Kardinal, der die Liebe zu den Armen und die Liebe zur Liturgie die beiden großen Schätze der Kirche nannte, und der sein ganzes pastorales Handeln danach ausrichtete. Obwohl dieser Mann auch sonst viele Talente in die Waagschale werfen konnte, hatte er keine Chance bei den „Papstmachern“. Aber vielleicht ändern ja die Mentalitäten, und vielleicht vertraut ihm ja auch der jetzige Papst eine wichtige Aufgabe in Rom an.
Habe mal auf das Blog von Cordialiter geschaut http://cordialiter.blogspot.de/ – das ist wirklich interessant!
Cordialiter hat seinem Blog ein Motto von Pius X. gegeben: „Die wahren Freunde des Volkes sind weder Revolutionäre noch Erneuerer, sondern Traditionalisten.“
Sein Blog ist eine einzige Meditation dieser Ansicht. Für mich zwar nicht prinzipiell neu, aber in dieser Zuspitzung ein wertvoller Impuls für meine Überlegungen und Gedanken.
Tiefer Glaube findet immer im Hier und Jetzt statt und fragt nach Wegen hier und heute (wo sonst auch!) – aber nicht im Bruch zum Vergangenen, sondern umschlossen und geschützt im Tradierten.
Das lebendige Zeichen für diesen Schutz ist Maria. Und es sind seltsamerweise am Ende doch immer ihre Verehrer gewsen, die den Versuchungen des 20. Jh bis hin zum Martyrium widerstanden und die Kirche lebendig gehalten haben.
Was man von den Modernisierern nur noch äußerst eingeschränkt und von den Progressisten gar nicht sagen kann.
Und echte Marienverehrer sind immer Traditionalisten…
Die Kirche leidet an ihrem letzten Konzil, das in schärfstem Gegensatz zu einigen Lehraussagen der vorigen Päpste steht und vor allem im gleißenden Kontrast zu Fatima.
Gilt Fatima, kann mit dem Konzil etwas nicht stimmen. Gilt das Konzil, muss man Fatima aufgeben. Fatima aber ist und bleibt das Mahnmal…
…ein Mahnmal des Glaubens der wahren Kirche, in der ihr Herr das letzte Wort hat. Er war arm, keusch und gehorsam.
„Die Kirche leidet an ihrem letzten Konzil, das in schärfstem Gegensatz zu einigen Lehraussagen der vorigen Päpste steht und vor allem im gleißenden Kontrast zu Fatima.“
Woran man einmal mehr sieht: die „Hermeneuten des Bruchs“, die Benedikt XVI. zu Recht immer bekämpfte, sind deckungsgleich auf der äußersten Rechten wie auf der Linken zu finden. Sedi-Tradis und Progressisten in Eintracht vereint – ein par nobile fratrum. 🙂
Lassen Sie doch Ihre Plattitüden von „rechts“ udn „links“ und irgendwelchen Rändern zu Hause! Geht es Ihnen nur um Gesinnung?
Mir geht es um Logik: wenn Pius IX. und Pius X. in ihren Dekreten „Pascendi“, „Lamentabili“ oder im Syllabus errorum den Modernismus aufgrund der tradierten kirchlichen Lehraussagen in aller Präzision analysiert und verworfen haben und Dekrete des VII. sagen teilweise das genaue Gegenteil, dann ist hier ein Bruch zu verzeichnen. Entweder die bisherige Lehre des Kirche und die Päpste haben geirrt oder das Konzil hat geirrt. Da wir aber an die Infallibilität sowohl der päpstlichen Lehraussagen für alle Christen als auch an die eines Konzils glauben, ist hier ein offener logischer Bruch. Es kann nun mal nicht wahr sein, dass A wahr ist und nonA auch wahr ist. Schauen Sie einfach mal in ein Anfängerbuch für Aussagenlogik.…
Wenn im einen Fall die Religionsfreiheit verworfen wird, im anderen aber geboten… Was nun? Das harmonisieren Sie nur durch eine Abgabe des Gehirns am Eingang. Und das ist eines Christen nicht würdig.
Es ist in einem solchen Fall aber anzunehmen, dass die ältere und kontinuierliche Tradition die wahre ist. Wieso sollte man annehmen, dass etwas, was fast 2000 Jahre galt, nun plötzlich durch göttliche Eingebung nicht mehr wahr ist?
Sie sind daher nicht in einer „Mitte“, die sozusagen „gemäßigt“ ist, Dunkelmann, sondern Sie frönen bewusst oder unbewusst einer Form philosophischer Umnachtung. Ich kann nicht glauben, dass Gott uns das abverlangt!
Der Beitrag ist, mit Verlaub, unmöglich. Wie kommt Cordialiter dazu, zu behaupten, man dürfe die soziale Frage, das Eintreten für die Armen und Schwachen, nicht den Progressisten überlassen? Dass er es immer wieder behauptet, macht die Sache nur noch schlimmer.
Ehe er so etwa schreibt, sei ihm empfohlen, die bedeutenden Sozialenzykliken der Päpste zu lesen, angefangen von „Rerum novarum“ von Papst Leo XIII., bis zu den Sozialenzykliken von Pius XI., Johannes XXIII., Johannes Paul II, Bendedikt XVI.
Es ist zu befürchten, er hat noch nie etwas von diesen Enzykliken gehört, sonst könnte er diesen Unsinn nicht verzapfen.
Immer wieder hat sich die Kirche im Laufe der Jahrhunderte vorbildlich für die Armen und Schwachen eingesetzt. Ich erspare mir, die vielen Ordensgründungen zu nennen, die sich den Werken der Nächstenliebe verschrieben haben in der Nachfolge Jesu Christi.
Was bitte, haben die Progressisten denn vorzuweisen? Die Befreiungstheologie in Lateinamerika, die gerade die Armen in evangelikale freikirchliche Sekten getrieben hat. Ordensleute, die sich nur noch als Sozialarbeiter verstehen und den Missionsauftrag leugnen.
Mir ist egal, was Cordialiter vor sich hin träumt. Er möge nur aufhören, wahrheitswidrig zu behaupten, die Progressisten ständen für die Liebe zu den Armen, Schwachen, Notleidenden, während die „Traditionalisten“ nur Defizite aufzuweisen haben. Obwohl sie allein mit Spenden ausgelastet sind. Unsere Priester, die sehr wohl zu den Kranken und Sterbenden gehen, die sich in der Seelsorge aufreiben, bekommen keinen Cent Kirchensteuer. Kapellen, Klöster, verdanken sich nicht nur Spenden, sondern der tatkräftigen Hilfe von Jugendlichen und Männern, die in ihrer Freizeit ehrenamtlich mit anpacken.
Traditionalisten, die ihren Glauben leben, sind bereit, Opfer zu bringen. Das muss man nicht an die große Glocke hängen. Aber dieser Cordialiter mit seinen wahrheitswidrigen Fantasien fordert dazu heraus.
Cordialiter scheint die Sozialenzykliken sehr gut zu kennen. Es geht ihm um die Wahrnehmung. Tatsache ist, daß die Linkskatholiken Kirche und Glauben auf die Sozialvereinseben reduzieren. Es genügt sich manche Initiativen verschiedener Caritas-Verbände anzuschauen. Mehr noch staunt man, wenn man mit den Caritas-Angestellten spricht, was da so alles an Meinungen rauskommt. Da ist linksgrün fast noch harmlos. Für sie reduziert sich alles auf das irdische Dasein, das Tätigsein. Sonntags zur Messe?, Beichte? Gebote? Alles relativ. Sie sind getreu dem linksliberalen Mainstream geeicht. Sie besetzen damit nicht unerheblichen Raum in der kirchlichen Außenwahrnehmung, aber auch intern.
Dagegen wehrt sich Cordialiter und ruft zu mehr Anstrengung auf, eben genau im Sinne der von Cuppa genannten Päpste (deshalb sagt er ja auch, man müsse nichts neu erfinden, sondern „nur“ dem Vorbild früherer Päpste, von denen er ausdrücklich Pius X. und Pius XII. nennt) zu folgen. Da kann ich ihm nur rechtgeben. Caritas und Traditio als untrennbare Einheit…
Die FSSPX unterhält in Deutschland ein Altenpflegeheim, das in allen wichtigen Bereichen mit „sehr gut“ bewertet wurde, Gesamtnote„sehr gut“. Ich wehre mich einfach dagegen, dass Cordialiter immer wieder unterstellt, Traditionalisten hätten nichts übrig für Schwache und Hilfsbedürftige.
Ich wehre mich auch gegen diese Effekthascherei. Es hilft Armen nicht wirklich, solange Papst Franziskus in ansonsten kirchenfeindlichen Medien für Gesten gelobt wird, die das Papstamt banalisieren, aber die Situation von Armen nicht wirklich ändern.
Doch egal, wie man zu Papst Franziskus steht: Schon jetzt über den Nachfolger zu spekulieren finde ich, sorry, völlig daneben.
Traditionsverbundene Katholiken haben es definitiv nicht nötig, von Cordialiter über die Nächstenliebe belehrt zu werden.
Im übrigen haben weder Papst Pius X. noch Papst Pius XII. Sozialenzykliken verfasst. Nicht, weil sie für Arme nichts übrig hatten, es ergab sich keine neue Fragestellung für eine Sozialenzyklika. Päpste äußern sich nicht einfach lehramtlich nach Gefühlen, sondern wenn neue Fragen auftauchen, die der jeweilige Vorgänger nicht bearbeiten konnte, weil es sie noch nicht gab.
Diese geradezu inflationären, substanzlosen Papstdebatten schaden dem Amt des Papstes. Typisch für eine Mediengesellschaft, die täglich neue Reize braucht. Das Petrusamt sollte darüber stehen. Wirklich traditionsverbundene Katholiken wissen das übrigens…Bei Cordialiter ist es noch nicht angekommen…
Das sagt Cordialiter doch gar nicht! Kann es sein, dass Sie hier nicht ganz rational reagieren? Es geht ihm offensichtlich um das, was im zeitgenössischen Zwischenhirn hängenbleibt: ah, die Progressisten, die haben endlich den Menschen ins Zentrum gestellt, die haben ein Herz für Arme, wiederverheiratet Geschiedene, Schwule und Benachteilgte aller Art.
Liebe Cuppa, das mit dem Altenpflegeheim der FSSPX, das wissen Sie und schätzen Sie – gehen Sie mal mit einem Mikro auf die Straße und fragen die Leute, was sie über die FSSPX wissen: ah, das sind diese Betonköpfe, denen es bloß auf starre Formen ankommt, bei denen der Mensch gedemütigt wird und Frauen diskriminiert werden. Hauptsache, sie tragen prunkvolle Messgewänder, der Rest ist ihnen wurscht. Das ist das gängige Vorurteil.
Cordialiter will, dass genau dieses vorurteilshafte Wahrnehmen wieder verändert wird und man die Hinwendung zum Menschen als Folge der vorbehaltlosen Ergebenheit an Gott „abspeichert“. Denn in der Tat haben die Schwadroneure auf der modernistichen und progressistischen Seite in aller Regel nichts vorzuweisen. Ihre Priester sind oft regelrecht faul und schicken deshalb auch sehr gerne Ehrenamtliche mit ihren ureigensten Priesteraufgaben herum, angefangen beim Austeilen der Heiligen Kommunion…
Wollen wir für Papst Franciscus beten, dass Gott ihn uns mit seinem segensreichen Werke noch lange erhalte.
es ist jetzt zum ersten mal jemand papst der voll und ganz nachkonziliar ist es wird mit jedem neuen Papst schwerer werden den Romanismus wieder zu beleben den mit liturgischer Nostalgie ist es nicht getan die römische Kasel macht den NOM nicht besser
in den 70er und 80er Jahren sprach man in Tradikreisen oft von der „wende“ nur die kommt sicher nicht mehr Benedikt XVI war der letzte Vertreter der noch wußte worum es geht
auch gut meinende Kardinäle wie Burk oder der Erzbischof von Colombo sind zwar offen für liturgische Tradition aber nicht offen für eine klare traditionelle Theologische Haltung moral ohne diese Haltung und ein tradtionelles Fundament ist nicht zu vertreten es reicht also nicht römische Kael zu tragen auch die alte Messe zu feiern und pro life zu sein das hat so keinen bestand daher denke ich der Artikel oben ist purer Optimismus ohne jede reale Grundlage
Au
Weitgehend teile ich Ihre Analyse. Ich sehe nur Benedikt XVI. kritischer. Ja, er wusste noch, um was es geht, da stimme ich Ihnen zu. Doch mit seiner widersprüchlichen Theologie trägt er auch Mitverantwortung für die Verfassung, in der Rom sich befindet. Seine „Hermeneutik der Kontinuität“ halte ich deshalb für hochgefährlich, weil es ihm damit gelungen ist, weite Teile der Tradition regelrecht einzulullen. Entweder ist das II.Vatikanum mit der Tradition der Kirche zu vereinbaren oder es ist es nicht. Das gilt es festzustellen.
Wenn ein Schüler in seinem Aufsatz weitgehnd das Thema verfehlt hat, kann er auch nicht von seinem Lehrer verlangen, er möge bitte verstehen, was er gemeint hat, er möge seinen Aufsatz richtig auslegen.
Das Beispiel hinkt, aber irgendwie kommt mir so die Debatte um die „Hermeneutik der Kontinuität“ vor. So irreal, so vernebelnd, so an der Wirklichkeit vorbei.
Zwischen dem Lehramt bis Papst Pius XII. und dem Lehramt der Päpste danach besteht ein Bruch. Bei Johannes XXIII. waren es eher Risse, jetzt ist der Bruch total. Wenn sich die katholische Tradition darüber nicht klar wird, diesen Bruch nicht mehr benennt, beklagt, anklagt, sehe ich nicht, wie eine Rückkehr zum Lehramt der vorkonziliaren Päpste möglich ist. Wenn es diese Rückkehr nicht gibt, zerfällt die katholische Kirche in freikirchliche Strukturen mit katholischer Folklore. Davon bin ich überzeugt.
Das ist richtig – ich stimme zu (s. auch oben meine Antwort an den in politischen Frontlinien denkenden Dunkelkatholiken).
Die Frage ist hier, welche Vorbilder wir aus der Kirchengeschichte haben, wie man mit häretischen Konzilien bzw. Lehrausagen umgehen muss. Es ist keine glatte Geschichte und nicht alles, was in der Geschichte je konziliar verzapft wurde, ist in das Depositum fidei eingegangen.
Das gälte es zu prüfen und dann finden wir vielleicht Wege aus dem derzeitigen Chaos.
Ich denke das oft rauf und runter, habe aber den Eindruck, es ist zum gordischen Knoten geworden. Ich sehe diese einzelnen geistigen Fäden und ihre heillose Verwirrung und empfinde je länger je mehr, wie diabolisch das alles ist.
Dennoch: Jesus kommt, immer noch in jedem Messopfer, und irgendwann so, wie er damals bei seiner leiblichen Aufnahem in den Himmel von uns ging, genauso wird er wiederkommen – ungerührt über alles Diabolische, denn das ist, wenn es auch schwer zu glauben ist, bereits besiegt! Schon lange! Am Ende wird er kommen in Herrlichkeit. Das bekennen wir bis zum Schluss.
Die Antwort ist natürlich schwierig, wie sich das realistisch vollziehen soll, ohne dass man hoffnungslos spekuliert.
Ich kann mir aber vorstellen, dass ein späteres Konzil die Autorität besitzt, über dieses „Pastoralkonzil“ ein Urteil zu fällen, in jener Sprache, die dem höchsten Lehramt der Kirche eigen ist: In Sätzen, die definitiv zu glauben sind.
Doch das müsste geistig vorbereitet werden. Der Boden dafür müsste bereitet werden. Ich sehe das als Aufgabe der Tradition an. Die leider bereits ihren Frieden mit dem II. Vatikanum geschlossen hat, Ecclesia-Dei-Gemeinschaften, oder die Energien auf diesen zu erreichenden Frieden richtet, FSSPX.
Die Kirche Jesu Christi wird in ihrem Erscheinungsbild immer verunstaltet, nie perfekt sein können auf Erden. Unsere Gebrechlichkeit durch die Erbsünde ist Realität.
Aber dass ihre Lehren durch Häresien in ihrem Inneren kaum noch durchdringen, die Menschen kaum noch erreichen, das ist ein Zustand, mit dem man sich nicht abfinden kann, denke ich.
Dieser Zustand, dieser subjektive Pluralismus, wurde auf dem 2. Vatikanischen Konzil mit seinem Erzähl-Predigtstil offiziell zur Norm erhoben. Doch es ist ein Konzil ohne Dogma. Von daher kann es zurückgewiesen werden mit der Autorität eines Konzils, das Dogmen verkündet…Später… vielleicht.…hoffentlich…
Sie schreiben: „Zwischen dem Lehramt bis Papst Pius XII. und dem Lehramt der Päpste danach besteht ein Bruch“. Das ist eine heftige Anschuldigung. Worin besteht der Bruch genau? Können Sie das an fünf, sechs Punkten ausführen?
Was ist denn an der von Paul VI. reformierten Messe so schlecht?