Generalvikar Delgado: “Erzbischof Romero nicht politisch instrumentalisieren“


Erzbischof Oscar Arnulfo Romero nicht politisch instrumentalisieren, so Generalvikar Delgado, einst Sekretär Romeros(San Sal­va­dor) Jesus Del­ga­do, der Gene­ral­vi­kar der Erz­diö­ze­se San Sal­va­dor und Co-Postu­la­tor warnt vor einer poli­ti­schen Instru­men­ta­li­sie­rung des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens für Erz­bi­schof Oscar Arnul­fo Rome­ro (1917–1980). „Ich hof­fe, daß die Cau­sa nicht poli­ti­siert wird“, so Msgr. Del­ga­do. Im zen­tral­ame­ri­ka­ni­schen Land El Sal­va­dor hat soeben der Wahl­kampf für die im kom­men­den Jahr statt­fin­den­den Prä­si­dent­schafts- und Par­la­ments­wah­len begon­nen. Im Wahl­kampf, so die Sor­ge Del­ga­dos, „könn­te die Selig­spre­chung mani­pu­liert“ werden.

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Die Aus­sa­gen Del­ga­dos gegen­über der Lokal­pres­se wur­den inzwi­schen von der Erz­diö­ze­se San Sal­va­dor auch über Twit­ter ver­brei­tet. Msgr. Del­ga­do war Sekre­tär von Erz­bi­schof Rome­ro zum Zeit­punkt von des­sen Ermor­dung. Seit 1994 ist er mit dem Selig­spre­chungs­ver­fah­ren beauf­tragt. Gegen­über der katho­li­schen Nach­rich­ten­agen­tur SIR sag­te Del­ga­do, drei­mal mit dem frü­he­ren Kar­di­nal Jor­ge Mario Berg­o­glio über Rome­ro gespro­chen zu haben. Ein­mal habe ihm Berg­o­glio scher­zend geant­wor­tet, falls er Papst wer­den soll­te, „wäre einer sei­ner aller­er­sten Schrit­te, die Selig­spre­chung Rome­ros anzu­ord­nen“. Del­ga­do prä­zi­sier­te, daß es sich dabei „nicht um eine offi­zi­el­le Erklä­rung“ han­del­te. Den­noch habe es in El Sal­va­dor gro­ße Erwar­tun­gen und Hoff­nun­gen gege­ben, daß der neue Papst zum 24. März, dem Tag der Ermor­dung Erz­bi­schof Rome­ros eine ent­spre­chen­de Ankün­di­gung machen wür­de. „Ich bin froh, daß er es nicht getan hat, denn es bedeu­tet, daß der Papst sehr genau die Umstän­de abwägt und nicht leicht­fer­tig han­delt“, so Msgr. Delgado.

Das Selig­spre­chungs­ver­fah­ren, das in bestimm­ten poli­ti­schen Krei­sen El Sal­va­dors und außer­halb in links­ka­tho­li­schen Krei­se gewünscht und geför­dert wird, war von Papst Bene­dikt XVI. bereits zu des­sen Zeit als Glau­bens­prä­fekt ein­ge­fro­ren wor­den. Die genau­en Hin­ter­grün­de dafür sind nicht bekannt. Ein Aspekt schei­nen die poli­ti­schen Impli­ka­tio­nen der Cau­sa zu sein. Zunächst die Fra­ge, ob Erz­bi­schof Rome­ro aus poli­ti­schen Grün­den oder in Odi­um fidei ermor­det wur­de. Letz­te­res wur­de 2010 auch durch den ein­zi­gen Ver­ur­teil­ten im Mord­fall 2010 behaup­tet. Die Hin­ter­män­ner des Mor­des sind weder genau bekannt noch konn­ten sie zur Ver­ant­wor­tung gezo­gen wer­den. Der Fall spal­tet nach wie vor ein gan­zes Land und sei­ne Bevöl­ke­rung. Erz­bi­schof Rome­ro selbst hat­te sei­ne Ermor­dung vor­aus­ge­sagt. Er mein­te sinn­ge­mäß: offen sei ledig­lich, ob er „von rechts oder von links“ ermor­det wer­de. Eine Aus­sa­ge, die eine Kom­ple­xi­tät der sal­va­do­ria­ni­schen Ver­hält­nis­se offen­legt, die weit über eine ein­fa­che Schwarz-Weiß-Male­rei zwi­schen ver­fein­de­ten poli­ti­schen Lagern von links und rechts hin­aus­geht. Die Aus­sa­ge von Gene­ral­vi­kar Del­ga­do ver­deut­licht, wie „frisch“ die Wun­den in El Sal­va­dor noch sind. Auch das ein mög­li­cher Grund für die bis­he­ri­ge Zurück­hal­tung Roms.

Inzwi­schen erlaub­te Papst Fran­zis­kus die Wie­der­auf­nah­me des Selig­spre­chungs­ver­fah­rens. Die­ses allein kann Klar­heit schaf­fen, um dem Papst eine Ent­schei­dung über eine even­tu­el­le Selig­spre­chung und den geeig­ne­ten Zeit­punkt zu ermöglichen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Erz­diö­ze­se San Salvador

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3 Kommentare

  1. Es gibt einen wun­der­ba­ren und schlich­ten Spiel­film über Rome­ro, der damals mit finan­zi­el­ler Hil­fe des Adve­ni­at-Wer­kes des Bis­tum Essens gedreht wor­den ist. Soweit ich die Urauf­füh­rung von 1989 (Licht­burg) in Erin­ne­rung habe, kam dort ein sehr sym­pa­ti­scher, ein­fa­cher Mann zum Vorschein.

  2. Vor über 10 J. hör­te ich über den Erz­bi­schof Oskar Rome­ro, er habe vor sei­ner „Umkehr“ sich betont den wohl­ha­ben­den Krei­sen, die einer­seits sei­ner Kir­che vie­le groß­zü­gi­ge Spen­den zu
    geführt hät­ten. Die­se Rei­chen, die zwar äußer­lich zur kath. Kir­che gestan­den hat­ten; aber auf die Armen gering­schät­zig her­ab­blick­ten. Die­ses habe er Oskar Rome­ro zunächst nicht rich­tig durch­schaut, geschwei­ge denn gewagt, das zu kritisieren.
    Sei­ne Augen sei­en ihm erst da geöff­net wor­den, als er über die Lei­che eines ermor­de­ten Prie­sters (einem Jesui­ten­pa­ter) förm­lich gestol­pert sei. Es war ein beson­ders eif­ri­ger Priester,
    der sich aktiv für die unter­drück­ten Armen ein­ge­setzt hat­te, was den rei­chen Groß­grund­be­sit­zern ein Dorn im Auge gewe­sen war, wes­halb sie auch auf die­sen, wie auf ande­re Prie­ster zuvor, Kil­ler ange­setzt hat­ten. Als er dann folg­lich sei­ne Hal­tung zu den zuvor
    „Bevor­zug­ten“ radi­kal änder­te, setz­ten die­se Rei­chen dann auch ihn den Erz­bi­schof Rome­ro ihr Mord­kom­man­do an, mit dem bekann­ten Ergeb­nis der Ermor­dung wäh­rend der Meßfeier.

    • Aber … das spricht ja eher für ihn, wenn er eige­ne Feh­ler /​ Fehl­ein­schät­zun­gen erkannt und dann kor­ri­giert hat (und dafür dann mit dem Leben bezahlt).

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