Fatima und das Dritte Geheimnis – Warum läßt Papst Franziskus 97jährigen Sekretär von Johannes XXIII. nach Rom kommen?


Papst Franziskus und das Dritte Geheimnis von Fatima(Rom) Gibt es eine maria­ni­sche Les­art der jüng­sten kirch­li­chen Ereig­nis­se? Mit die­ser Fra­ge beschäf­tigt sich Anto­nio Soc­ci in der Tages­zei­tung Libe­ro (14. April). Papst Bene­dikt XVI., der sei­ne Kräf­te schwin­den sieht und sich nicht mehr stark genug fühlt, sich den Her­aus­for­de­run­gen der Zeit zu stel­len, gibt am 11. Febru­ar, dem Fest der Got­tes­mut­ter von Lour­des sei­nen Amts­ver­zicht bekannt.

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Sein Nach­fol­ger Fran­zis­kus wird am 13. März gewählt, ein Datum, das an die Mari­en­er­schei­nun­gen von Fati­ma erin­nert. In dem klei­nen por­tu­gie­si­schen Ort war die Got­tes­mut­ter zwi­schen dem 13. Mai und dem 13. Okto­ber an jedem 13. des Monats drei Kin­dern erschie­nen. Der 13. Tag eines jeden Monats gilt in der katho­li­schen Fröm­mig­keit als Fati­ma­tag und damit als maria­ni­sches Datum.

Schwe­ster Lucia vom Unbe­fleck­ten Her­zen, wie der Ordens­na­me des Kin­des lau­te­te, schrieb das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma erst 1944 nach hef­ti­gem Wider­stre­ben nie­der. Erst als sie von ihrem Bischof schrift­lich aus­drück­lich dazu ange­hal­ten wur­de, kam sie der Auf­for­de­rung nach. Die Nie­der­schrift wur­de vom Bischof von Lei­ra auf­be­wahrt, seit 1957 befin­det sie sich im Archiv der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on in Rom. Jeder neu­ge­wähl­te Papst wird nach sei­ner Amts­ein­füh­rung über den Inhalt des Drit­ten Geheim­nis­ses unter­rich­tet. Erst 2000 gab Papst Johan­nes Paul II. den Auf­trag das Geheim­nis zu ver­öf­fent­li­chen, um Spe­ku­la­tio­nen über ein nahes Welt­ende oder einen drit­ten Welt­krieg entgegenzuwirken.

Viel wur­de bereits über das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma gerät­selt, über „einen in Weiß geklei­de­ten Bischof“, von dem Schwe­ster Lucia dos San­tos, eines der drei Seh­erkin­der schrieb: „Wir hat­ten die Ahnung, daß es der Hei­li­ge Vater war“.
Papst Johan­nes Paul II. bezog die Pro­phe­zei­ung auf sich, als er im Hei­li­gen Jahr 2000 durch den dama­li­gen Prä­fek­ten der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger und den dama­li­gen Sekre­tär der Kon­gre­ga­ti­on, dem heu­ti­gen Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne das Drit­te Geheim­nis ent­hül­len ließ. In der Schau­ung, die den Hir­ten­kin­dern durch die Got­tes­mut­ter gewährt wur­de, sahen sie, wie der weiß­ge­klei­de­te Bischof von Sol­da­ten getö­tet wird. Bereits 1981, weni­ge Mona­te nach dem Atten­tat auf Johan­nes Paul II. durch den von der Sowjet­re­gie­rung gedun­ge­nen Atten­tä­ter Ali Agca hat­te der Vor­gän­ger Ratz­in­gers als Glau­bens­prä­fekt, Fran­jo Kar­di­nal Seper einen Zusam­men­hang zwi­schen der Visi­on und dem Anschlag her­ge­stellt, den der Papst schwer­ver­letzt über­leb­te. Das Atten­tat war am 13. Mai, am Tag von Fati­ma ver­übt wor­den. Sei­ne Erret­tung schrieb der Papst der Got­tes­mut­ter zu.

Früh­zei­tig tra­ten jedoch Zwei­fel auf, ob die Ver­öf­fent­li­chung voll­stän­dig war. Auf­grund frü­he­rer Aus­sa­gen meh­re­rer höch­ster Kir­chen­ver­tre­ter schei­nen meh­re­re Zei­len wei­ter­hin geheim­ge­hal­ten zu wer­den. Zwei­fel tra­ten jedoch auch an der Aus­le­gung auf. Unter ande­ren war es der öster­rei­chi­sche Bischof Kurt Krenn von Sankt Pöl­ten, der wenig spä­ter öffent­lich über sol­che Zwei­fel Joseph Ratz­in­gers berich­te­te. Der Glau­bens­prä­fekt sei dem­nach der Mei­nung gewe­sen, daß die Pro­phe­zei­ung sich nicht auf das Atten­tat bezog, son­dern eine weit grö­ße­re Dimen­si­on habe. Eine Dimen­si­on, die die gesam­te Kir­che betref­fe, wie auch die in der Schau­ung gese­he­ne Ermor­dung der ande­ren Bischö­fe, Prie­ster und katho­li­schen Lai­en zei­ge. Das Drit­te Geheim­nis betref­fe also künf­ti­ge Ereig­nis­se, die erst noch ein­tre­ten müssen.

Neu­er­dings wird die Fra­ge auf­ge­wor­fen, ob sich die Wor­te auf den zurück­ge­tre­te­nen Papst bezo­gen oder auf sei­nen Nach­fol­ger, der es liebt, sich als „Bischof von Rom“ zu bezeichnen.

Papst Fran­zis­kus zeigt wie Johan­nes Paul II. eine beson­de­re Mari­en­fröm­mig­keit. Der Got­tes­mut­ter gilt sei­ne erste „Flucht“ aus dem Vati­kan am Tag nach sei­ner Wahl, als er kurz­fri­stig das Gna­den­bild in der päpst­li­chen Basi­li­ka San­ta Maria Mag­gio­re auf­such­te und auch am Grab von Papst Pius V. bete­te. Bei sei­nem ersten Ange­lus auf dem Peters­platz erwähnt er Fati­ma. Vor knapp zwei Wochen rief Papst Fran­zis­kus über­ra­schend Erz­bi­schof Loris Capo­vil­la an. Der inzwi­schen über 97 Jah­re alte eme­ri­tier­te Kuri­en­erz­bi­schof war von 1958 bis 1963 der Erste Sekre­tär von Papst Johan­nes XXIII. Am Oster­mon­tag, den 1. April klin­gel­te das Tele­fon. Der Papst per­sön­lich war am ande­ren Ende und teil­te Capo­vil­la mit, ihn tref­fen zu wol­len. Der Mon­si­gno­re ver­spricht bald nach Rom zu kom­men, wo er seit der Selig­spre­chung Johan­nes XXIII. am 3. Sep­tem­ber 2000 nicht mehr war.

Im Umfeld des alten Prä­la­ten hieß es abwie­gelnd, der Papst habe sich für eine Bro­schü­re bedan­ken wol­len, die Msgr. Capo­vil­la zum Jahr des Glau­bens ver­faßt hat­te und die Kar­di­nal Coma­stri dem Papst über­ge­ben hat­te. Ein Anruf des Pap­stes, nur um für eine Bro­schü­re zu dan­ken, das über­zeug­te zumin­dest eine Rei­he von Vati­ka­ni­sten nicht.

Capo­vil­la war zuletzt Gesprächs­the­ma, weil er über ein Memo­ran­dum sprach, das Bene­dikt XVI. für sei­nen Nach­fol­ger ver­faßt habe. Der Vati­kan demen­tiert die Anspie­lung. Bei der Begeg­nung der bei­den Päp­ste in Castel Gan­dol­fo war jeden­falls ein Kar­ton voll Doku­men­te und ein gro­ßer, ver­sie­gel­ter Umschlag zu sehen.

„War­um will der Papst im ersten Monat sei­nes Pon­ti­fi­kats aus­ge­rech­net und unter Aus­schluß der Öffent­lich­keit den ein­sti­gen Sekre­tär von Papst Ron­cal­li sehen? Was war so drin­gend?“, frag­te Anto­nio Socci.

Am 7. April teil­te der Patri­arch von Lis­sa­bon José Kar­di­nal Poli­car­po der por­tu­gie­si­schen Bischofs­kon­fe­renz, deren Vor­sit­zen­der er ist, mit, daß Papst Fran­zis­kus den Patri­ar­chen gebe­ten hat­te, sein Pon­ti­fi­kat der Got­tes­mut­ter von Fati­ma zu wei­hen. Die Wei­he wird am 13. Mai, dem 96. Jah­res­tag der Mari­en­er­schei­nung vollzogen.

Wird Papst Fran­zis­kus mit Erz­bi­schof Capo­vil­la über das Drit­te Geheim­nis von Fati­ma spre­chen? Läßt er ihn des­halb nach Rom kom­men, wie die zeit­li­che Abfol­ge der kurz dar­auf erfolg­ten Bekannt­ga­be, sein Pon­ti­fi­kat der Got­tes­mut­ter von Fati­ma wei­hen zu las­sen, nahe­legt? Was denkt oder weiß der Papst im Zusam­men­hang mit der Pro­phe­zei­ung und der Zukunft der Kir­che? Was müs­sen wir uns erwarten?

Text: Mar­tha Weinzl
Bild: Fatima

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