(Damaskus) Die beiden gestern entführten Bischöfe, der syrisch-orthdoxe Gregorios Yohanna Ibrahim und der griechisch-orthodoxe Boutros Yazigi sollen wieder frei sein und sich in Aleppo befinden. Dies bestätigte der Sprecher des orthodoxen Patriarchats von Damaskus gegenüber Reuters. Bereits am Nachmittag war die Nachricht von der arabischen Sektion der katholischen Nachrichtenagentur Zenit verbreitet worden. Zenit berichtete, daß die Freilassung durch Vermittlung „der Spitze der russisch-orthodoxen Kirche, des griechischen Außenministers und des UN-Sondergesandten für Syrien, Lakhdar Brahimi“ möglich geworden sei.
Aus Aleppo liegt bisher jedoch noch keine Bestätigung vor. Allerdings ist die Kommunikation mit der umkämpften Stadt schwierig. Die Nachricht von der Freilassung wurde zwischenzeitlich von einer anderen wichtigen Quelle, dem Oeuvre d’Orient, einem christlichen Hilfswerk aus Frankreich verbreitet, das traditionell gute Kontakte zu den Christen Syriens unterhält. „Laut unseren syrischen Quellen wurden die beiden Bischöfe um 14 Uhr [15 Uhr mitteleuropäischer Zeit] freigelassen und befinden sich in der griechisch-orthodoxen Kirche Sankt Elias von Aleppo“, heißt es auf der Internetseite des Oeuvre, das sich über die Freilassung der Bischöfe „freut“. Gleichzeitig verurteilt das Hilfswerk den Mord am syrisch-orthodoxen Diakon, der die beiden Bischöfe mit dem Auto gefahren hatte. Die Täter hatten ihn bei der Entführung sofort erschossen.
Das Oeuvre d’Orient appelliert an die internationale Staatengemeinschaft, sich auch um die Freilassung der beiden entführten Priester zu bemühen, die seit drei Monaten an einem unbekannten Ort festgehalten werden.
[Update] Nachdem gestern erste seriöse Meldungen über die Freilassung der beiden am Montag entführten Bischöfe eingingen, herrscht seither Unklarheit über das Schicksal der beiden. Der griechisch-melkitische Erzbischof von Aleppo, Jean Clement Jeanbart, dementierte gestern abend die Freilassung. Der Erzbischof bestätigte, daß die Verhandlungen mit den Entführer nach wie vor im Gange sind und „derzeit noch nichts Konkretes absehbar“ sei. Nach einigen kirchlichen Stellen hätten sich die beiden Bischöfe gerade um die Freilassung der beiden entführten Priester, des armenisch-katholischen Michel Kayyal und des griechisch-orthodoxen Maher Mahfouz bemüht und Verhandlungen mit den Entführern gesucht. Als sie das Gebiet erreichten, das von Rebellenmilizen kontrolliert wird, wurden sie von bewaffneten Männern angegriffen. Es könnte sich um tschetschenische Dschihadisten gehandelt haben. Der Fahrer, ein Diakon, wurde sofort erschossen und die beiden Bischöfe verschleppt. Die christlichen Gemeinschaften Syriens sind schwer getroffen. Im ganzen Land wird für die beiden Bischöfe und die beiden Priester gebetet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Missionline