(Rom) Im Vorfeld des Konklaves veröffentlichen wir die Redebeiträge einiger Kardinäle auf der jüngsten Bischofssynode, die zum zentralen Thema Neuevangelisierung vom 7. bis 28. Oktober 2012 in Rom tagte. Es werden die Beiträge jener Kardinäle veröffentlicht, auf die sich in besonderem Maße das Interesse konzentriert. Die Veröffentlichung soll zugänglich machen, was führende Kirchenmänner zum Thema Neuevangelisierung zu sagen haben und einen Vergleich zwischen diesen ermöglichen. Bereits vorgestellt wurde Timothy Kardinal Dolan, Erzbischof von New York.
Wir setzen fort mit George Kardinal Pell, seit 2001 Erzbischof von Sydney in Australien. Kardinal Pell wurde 1941 im australischen Bundesstaat Victoria als Sohn einer katholischen Mutter und eines protestantischen Vaters geboren. 1966 empfing er im Petersdom in Rom die Priesterweihe und wurde in seiner Heimatdiözese Ballarat inkardiniert. Pell, der 1971 in Oxford in Kirchengeschichte promovierte, war in der Pfarrseelsorge der Erzdiözese Melbourne tätig. 1987 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Weihbischof der Erzdiözese Melbourne. 1996 folgte seine Berufung zum Erzbischof dieses Erzbistums, 2001 zum Erzbischof von Sydney. Am 21. Oktober 2003 erhob ihn Papst Johannes Paul II. in den Kardinalsstand. Im Konklave 2005 gehörte er zu den Papstwählern. Kardinal Pell, der nach dem Erlaß des Motu proprio Summorum Pontificum das heilige Meßopfer auch im alten Ritus zelebrierte und 2010 als Präfekt der Bischofskongregation im Gespräch war, kritisierte den Amtsverzicht Benedikts XVI. als „besorgniserregenden Präzedenzfall“.
Seine Rede hielt Kardinal Pell am 17. Oktober 2012 im Rahmen der fünfzehnten Generalkongregation.
Im kommenden Jahr feiern wir den 1700. Jahrestag des Edikts von Mailand, mit dem Kaiser Konstantin die Religionsfreiheit im Römischen Reich verfügte.
In einigen europäischen und englischsprachigen Ländern wird die christliche Freiheit von Gerichten, Normen, bisweilen von den Parlamenten eingeschränkt.
Noch gravierender sind die brutalen Verfolgungen von Katholiken im Nahen Osten, in Afrika und in einigen Teilen Asiens.
Die Religionsfreiheit müsste als fundamentales Recht für alle Glaubenden, die das Gesetz respektieren, ein Thema der Schlussbotschaft und der Debatte der Kleinen Arbeitskreise sein.
Kürzlich habe ich ein Abendessen organisiert, um das Ende des Fastenmonats Ramadan zu feiern. Der sunnitische Mufti saß zu meiner Linken, das Oberhaupt der Schiiten zu meiner Rechten, wobei jüdische Repräsentanten anwesend waren. Das Fasten und die Buße wurden Gesprächsstoff des Abends. Sehr schnell wurde deutlich, dass die einzige Gruppe, die weniger als unsere lateinische Kirche fastet, die einiger Protestanten ist. Es wäre ein Bruch mit der jüdischen und christlichen Tradition, falls diese Praxis zu existieren aufhörte. Ich lobte die englischen Bischöfe, die das traditionelle Freitagsgebot wieder eingeführt haben.
Mir scheint, dass wir eine tiefgehendere Analyse und Debatte über die Auswirkungen der islamischen Präsenz in der westlichen Welt im Hinblick auf die Kirche und die Neuevangelisierung brauchen.
Die Anstrengungen zur Entwicklung von Dialog und interreligiöser Freundschaft auf lokaler und nationaler Ebene müssen soweit wie möglich vorangetrieben werden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Erzdiözese Sydney