Papstthron entsorgt? – Umbauarbeiten zur Verkleinerung der Papstwohnung


Papstthron aus Sala Clementina entfernt für Begenung mit Religionsvertretern(Vati­kan) Die einen inner­halb und außer­halb der Kir­che beju­beln die spen­ding review von Papst Fran­zis­kus. Jede Geste ver­ein­fa­che die Insti­tu­ti­on und nähe­re das Papst­s­tum an die Gläu­bi­gen an. Die poli­ti­schen und reli­giö­sen Füh­rer der Welt zol­len der „Revo­lu­ti­on“ des neu­en Pap­stes ihre „Hoch­ach­tung“. Oba­ma teil­te schrift­lich sei­ne Bereit­schaft zur Zusam­men­ar­beit mit. Die bra­si­lia­ni­sche Staats­prä­si­den­tin, eben­falls poli­tisch links­ste­hend, spricht von einem „gro­ßen Papst“ und scherzt nach der ersten Audi­enz: „Wenn der Papst Argen­ti­ni­er ist, dann ist Gott Brasilianer.“

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Die ande­ren, vor allem inner­halb der Kir­che beob­ach­ten mit Zurück­hal­tung und Sor­ge, daß der neue Papst Armut mit Pau­pe­ris­mus und sei­ne Per­son mit dem Papst­tum ver­wech­seln könn­te. Ent­blößt und ver­armt er sei­ne Per­son, so sei das zu begrü­ßen und ehre ihn. Ent­blößt er durch miß­ver­stan­de­ne Selbst­be­zo­gen­heit jedoch Petrus, den Stell­ver­tre­ter Chri­sti auf Erden, dann ent­blö­ße er die durch das Amt aus­ge­drück­te Herr­schaft Jesu Chri­sti, die sicht­ba­re Kir­che von ihrer Auf­ga­be, Gott zu die­nen und ihn zu verherrlichen.

Bergoglio Style zwischen Jubel und Sorge

Der neue „Berg­o­glo Style“ wie ihn Jour­na­li­sten eupho­risch nen­nen, wird auch in die päpst­li­che Woh­nung Ein­zug hal­ten. Als Kuri­en­erz­bi­schof Georg Gäns­wein mit ande­ren dem neu­en Papst die Räum­lich­kei­ten des Pap­stes im letz­ten Stock des Apo­sto­li­schen Pala­stes zeig­te, von dem aus am Sonn­tag der Ange­lus gebe­tet wird, war die erste Reak­ti­on des neu­en Haus­herrn: „Hier ist ja Platz für 300 Per­so­nen“. Die Woh­nung wird nun durch Umbau­ten ver­klei­nert wer­den. Wer die Bil­der der Woh­nung zu Zei­ten Johan­nes Pauls II. und Bene­dikts XVI. kennt, weiß, daß sie so beschei­den ein­ge­rich­tet ist, daß sie mehr einer ein­fa­chen Dienst­woh­nung in einem könig­li­chen Palast ähnelt, als den Wohn­räu­men des Königs.

Benedikt XVI. auf dem Papstthron in der Sala Clementina bei der letzten Begegnung mit den Kardinälen am 28. Februar 2013Gestern erfolg­te jedoch ein ganz ande­rer, „weit­rei­chen­der Bruch mit dem Pro­to­koll“, so Vati­can Insi­der. Fran­zis­kus emp­fing in der Sala Cle­men­ti­na, dem päpst­li­chen Audi­enz­saal die Ver­tre­ter „der Kir­chen und kirch­li­chen Gemein­schaf­ten und der ver­schie­de­nen Reli­gio­nen“, die zu sei­ner Amts­ein­füh­rung nach Rom gekom­men waren. Dafür ließ er den Papst­thron und das Podest, auf dem die­ser stand, aus dem Saal ent­fer­nen und durch einen ein­fa­chen Stuhl erset­zen. Der Papst begeg­ne­te den Kon­fes­si­ons- und Reli­gi­ons­ver­tre­tern auf der­sel­ben Ebe­ne als Glei­cher unter Glei­chen, wenn auch als Pri­mus inter pares. Es ist noch nicht klar, ob die „Thron­ent­fer­nung“, über die ita­lie­ni­sche Medi­en berich­ten, dau­er­haft ist oder anlaß­be­zo­gen war, um den Reli­gi­ons­ver­tre­tern zu begegnen.

Ohne Thron Gleicher unter Gleichen

Der Ober­rab­bi­ner von Rom, Ric­car­do Di Seg­ni, berei­tet unter­des­sen den Besuch des Pap­stes in der Stadt­syn­ago­ge vor. Di Seg­ni hat­te wäh­rend des Pon­ti­fi­kats Bene­dikts XVI. mehr­fach schar­fe Kri­tik geübt, vor allem im Zusam­men­hang mit Papst Pius XII., aber auch wegen des Kar­frei­tags­ge­bets und dem Fall Williamson.

Der Öku­me­ni­sche Patri­arch von Kon­stan­ti­no­pel, Bar­tho­lo­mä­us I., hat Fran­zis­kus zu einer gemein­sa­men Pil­ger­rei­se ins Hei­li­ge Land ein­ge­la­den, um 2014 des 50. Jah­res­tags der Umar­mung zwi­chen Patri­arch Athe­n­agoras (1948–1972) und Paul VI. (1963–1978) zu geden­ken. Zwi­schen bei­den wur­den meh­re­re gemein­sa­me Punk­te bespro­chen, so reg­te der Patri­arch theo­lo­gi­sche Gesprä­che, der Papst einen gemein­sa­men Ein­satz zur Bewah­rung der Umwelt an. Für Novem­ber wur­de ein Besuch des Pap­stes im Fener, dem ortho­do­xen Vati­kan in Istan­bul bespro­chen. Am 25. Novem­ber 2009 hat­te Papst Bene­dikt XVI. Bar­tho­lo­mä­us geschrie­ben: „Die Kir­che ver­steht das Petrus­amt als Geschenk des Herrn an sei­ne Kir­che“. Dem Öku­me­ni­schen Patri­ar­chen war gestern bei der Audi­enz ein Ehren­platz zuge­wie­sen wor­den, als erster unter den Dele­ga­tio­nen zur Rech­ten des Pap­stes, aber von den ande­ren durch einen Abstand deut­lich abgehoben.

Kritik an Kommunionteilnahme der Abtreibungsbefürworter Biden und Pelosi

Aber es fehlt nicht an Kri­tik: US-Vize­prä­si­dent Joe Biden und der Frak­ti­ons­füh­re­rin der Demo­kra­ti­schen Par­tei im Abge­ord­ne­ten­haus Nan­cy Pelo­si, bei­de Katho­li­ken, wur­de bei der Amts­ein­füh­rungs­ze­re­mo­nie am Peters­platz die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on gespen­det. Von ver­schie­de­ner Sei­te, vor allem aus den USA gab es dafür hef­ti­ge Kri­tik. Bei­de Poli­ti­ker sind Abtrei­bungs­be­für­wor­ter. Der katho­li­sche Prie­ster Frank Pavo­ne, Grün­der der Bewe­gung Prie­ster für das Leben, die sich für den unein­ge­schränk­ten Schutz des Lebens ein­set­zen, gera­de dort, wo es am mei­sten gefähr­det ist, im Mut­ter­leib durch Abtrei­bung, im hohen Alter durch Eutha­na­sie, hat­te bereits im Vor­feld der Amts­ein­füh­rung den Vati­kan auf­merk­sam gemacht, daß die bei­den Ver­tre­ter der US-Regie­rung und des US-Par­la­ments vom Kom­mu­nion­emp­fang aus­zu­schlie­ßen sei­en. „Die Hei­li­ge Kom­mu­ni­on bedeu­tet Ein­heit und sie befin­den sich nicht in Ein­heit mit der Kir­che zu grund­le­gen­den Fra­gen wie dem Lebens­recht“, so Father Pavone.

Mit dem Aus­schluß vom Kom­mu­nion­emp­fang tut sich die Kir­che schwer, allein schon aus logi­sti­schen Grün­den. Auch 2008, beim Besuch  Bene­dikts XVI. in den USA stell­ten sich Pelo­si, damals Vor­sit­zen­de des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses, der dama­li­ge Sena­tor und heu­ti­ge Außen­mi­ni­ster John Ker­ry und der Sena­tor Chris Dodd, alle Katho­li­ken und Abtrei­bungs­be­für­wor­ter zum Kom­mu­nion­emp­fang an. Laut katho­li­schem Ver­ständ­nis begeht jemand ein Sakri­leg, der die Komu­ni­on emp­fängt, obwohl er sie nicht emp­fan­gen dürfte.

Jesuiten bieten Papst „jegliche Hilfe“ an, da er nun „Rat, Ideen und Personen brauchen wird“

Pater Adol­fo Nico­las Pachon, der Ordens­ge­ne­ral der Jesui­ten, denen der neue Papst ange­hört, bot Fran­zi­kus „alle Mit­tel an, über die die Gesell­schaft Jesu ver­fügt, da er in sei­ner neu­en Posi­ti­on Rat­schlä­ge, Ideen und Per­so­nen sicher brau­chen wird“.

„Die Demut garan­tiert die Gegen­wart des Herrn: wenn jemand selbst­zu­frie­den ist und alle Ant­wor­ten für alle Fra­gen hat, dann ist das ein Beweis, daß Gott nicht mit ihm ist. Selbst­zu­frie­den­heit stellt man bei allen fal­schen Pro­phe­ten fest, bei den reli­giö­sen Füh­rern, die im Irr­tum sind, die die Reli­gi­on für ihr eige­nes Ego benut­zen“, schreibt Jor­ge Mario Kar­di­nal Berg­o­glio im Buch Über den Him­mel und die Erde, das er 2010 gemein­sam mit dem jüdi­schen Rab­bi­ner Abra­ham Skorka in Argen­ti­ni­en herausbrachte.

„Regierungsprogramm“ in gemeinsamem Buch mit Rabbiner Abraham Skorka enthalten?

Dar­in spricht Berg­o­glio von Poli­tik, Reli­gi­on, inter­re­li­giö­sem Dia­log, Fun­da­men­ta­lis­mus, Athe­isten, Holo­caust und Kapi­ta­lis­mus. Eine vor­weg­ge­nom­me­ne Skiz­ze sei­nes Pon­ti­fi­kats: das Ver­hält­nis zur poli­ti­schen Macht, der Dia­log mit den ande­ren Reli­gio­nen und den Ungläu­bi­gen, die Öff­nung gegen­über wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen und ande­ren irre­gu­lä­ren Lebens­for­men, kei­ne Öff­nung gegen­über Homo-„Ehe“, Eutha­na­sie und Abtrei­bung. Und eine Neu­or­ga­ni­sa­ti­on der Römi­schen  Kurie, die schlan­ker wer­den und kol­le­gia­ler geführt wer­den soll.

2009 schrieb er das Vor­wort zu einem Thril­ler, der im Jer­sua­lem des 1. Jahr­hun­derts ange­sie­delt ist. Dort­hin könn­te er, der Nach­fol­ger des Apo­stels Petrus, bereits im näch­sten Jahr mit dem Nach­fol­ger des Apo­stels Andre­as rei­sen, den er gestern als „mein Bru­der“ bezeich­ne­te. Mit dem Juden­tum pfleg­te bereits Berg­o­glio in Bue­nos Aires ein sehr enges Ver­hält­nis. Von den Mos­lems sag­te der neue Papst beim Emp­fang in der thron­lo­sen Sala Cle­men­ti­na: „Herz­lich begrü­ße ich […] vor allem die Mus­li­me, die den einen, leben­di­gen und barm­her­zi­gen Gott anbe­ten und im Gebet anrufen.“

Der Papst prä­sen­tier­te sich ihnen als Glei­cher unter Glei­chen. Eine neue Pha­se des Dia­logs scheint begon­nen zu haben.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: 30giorni/​Wikicommons/​screenshot CTV

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