Papst Franziskus und wie geht es mit der Tradition weiter? Ein Diskussionsbeitrag


Wie geht es mit der Tradition weiter Rückzug oder VormarschVon Bru­der Cor­dia­li­ter, einem ita­lie­ni­schen Blog­ger der Tra­di­ti­on haben wir fol­gen­den Bei­trag erhal­ten, den er als „Anre­gung“ und „Dis­kus­si­ons­bei­trag“ ver­stan­den wis­sen möch­te. Es ist ein Plä­doy­er, sich nicht durch einen Pes­si­mis­mus läh­men zu las­sen, son­dern voll Hoff­nung und mit gan­zem Ver­trau­en auf das, was der Herr Sei­ner Kir­che ver­hei­ßen hat, die Anstren­gun­gen für die Tra­di­ti­on zur grö­ße­ren Ehre Got­tes, zum Segen der Men­schen und zum Heil der See­len zu ver­stär­ken. Zuletzt war Bru­der Cor­dia­li­ter mit der Idee auf­ge­fal­len, der Gene­ral­obe­re der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. sol­le den neu­en Hei­li­gen Vater, Papst Fran­zis­kus nach Eco­ne ein­la­den. Nun lie­fert er eine wei­te­re ori­gi­nel­le Anre­gung, die wir hier veröffentlichen.
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Die Popularität von Papst Franziskus und ein Wendepunkt für die traditionsverbundene Bewegung

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Von Bru­der Cordialiter

Wir müs­sen jede Gele­gen­heit nüt­zen, um irgend­ei­nen Vor­teil für das Heil der See­len und damit für die grö­ße­re Ehre Got­tes zu gewin­nen. Wir konn­ten alle beob­ach­ten, wel­che gro­ße Popu­la­ri­tät Papst Fran­zis­kus genießt, soll­ten aber nicht am Fen­ster ste­hen­blei­ben und nur zuschau­en, wie die Ereig­nis­se vor unse­ren Augen ablau­fen. Schon gar nicht sol­len wir im Schmoll­win­kel ste­hen und uns durch irgend­wel­che Sor­gen läh­men las­sen. Wir müs­sen aktiv wer­den und uns Mühe geben, um die See­len für die katho­li­sche Tra­di­ti­on zu gewin­nen, unter ande­rem gera­de auch, indem wir die­se Begei­ste­rung nüt­zen, die nun in der katho­li­schen Welt wogt.

Ich will es genau­er erklä­ren: Den Men­schen gefal­len jene, die sich nicht dar­auf beschrän­ken über lit­ur­gi­sche und dok­tri­nel­le Fra­gen zu reden, son­dern sich auch in kon­kre­ten sozia­len Wer­ken ein­set­zen. Die Bewe­gung der Tra­di­ti­on ist bis­her am Rand des kirch­li­chen Lebens geblie­ben. Papst Bene­dikt XVI. war es, der ihr bereits als Glau­bens­prä­fekt die Rück­kehr in die Kir­che ermög­licht und sie als Papst geför­dert hat. Nun herrscht in eini­gen Tei­len der Tra­di­ti­on eine gewis­se Unsi­cher­heit und man­che erge­hen sich mehr in Sor­ge oder lau­fen Gefahr sich abzu­kap­seln und sich läh­men zu las­sen vom eige­nen Pes­si­mis­mus, dass sich eine gün­sti­ge Situa­ti­on in eine ungün­sti­ge­re wen­den könn­te. Unser Gedan­ke soll­te jedoch ein ganz ande­rer sein, näm­lich: Jetzt ist der Zeit­punkt gekom­men, die Wel­le des Enthu­si­as­mus für die Tra­di­ti­on zu nüt­zen, die sich seit der Wahl von Papst Fran­zis­kus in der Kir­che aus­brei­tet, um die Kir­che dem hei­li­gen Fran­zis­kus fol­gend, wiederaufzubauen.

Welle des Enthusiasmus für die Tradition nützen – durch „Durchbruch nach links“

Auf wel­che Wei­se kann die Tra­di­ti­on Nut­zen dar­aus zie­hen? Es gilt den „Durch­bruch nach links“ zu voll­zie­hen, das heißt, neue Initia­ti­ven auch im sozia­len Bereich ins Leben zu rufen, um dadurch die Tra­di­ti­on in neue Krei­se hin­ein­zu­tra­gen, die Men­schen dem ste­ri­len phil­an­thro­pi­schen Moder­nis­mus zu ent­rei­ßen und die Mög­lich­keit zu haben, den gro­ßen Glau­bens- und Fröm­mig­keits­schatz der Tra­di­ti­on umfas­sen­der bekanntzumachen.

Die dok­tri­nel­len und lit­ur­gi­schen Fra­gen müs­sen natür­lich wei­ter­hin Vor­rang haben, dar­über­hin­aus ist es aber abso­lut zu ver­mei­den, die „sozia­le Fra­ge“ den Moder­ni­sten und ihren agno­sti­schen, lin­ken Freun­den zu über­las­sen. Der wah­re Tra­di­tio­na­list inter­es­siert sich für die sozia­le Fra­ge und ist immer an der Sei­te der Armen und der Not­lei­den­den. Nicht um einen poli­ti­schen Kampf zu füh­ren, son­dern um dem Evan­ge­li­um zu folgen.

Wenn wir nicht den „Durch­bruch nach links“ voll­zie­hen, wer­den die Men­schen in das Netz der Moder­ni­sten fal­len, die die­se Wel­le rei­ten und die ihre phil­an­thro­pi­schen Aktio­nen für die Armen samt poli­ti­schem Kon­text ver­stär­ken wer­den, ohne jedoch die See­len zu Chri­stus füh­ren zu wol­len. Sie wer­den damit den irri­gen Ein­druck ver­stär­ken, dass die Kir­che nur eine von vie­len huma­ni­tä­ren NGO’s ist, woge­gen Papst Bene­dikt XVI. mehr­fach Stel­lung bezo­gen hat und auch bereits Papst Franziskus.

Caritas nicht Modernisten und Marxisten überlassen

Wenn wir auf die neue Situa­ti­on nicht reagie­ren und im sozia­len Bereich nicht mehr tun, wer­den die der Tra­di­ti­on fern­ste­hen­den Men­schen (die mei­sten, weil sie die Tra­di­ti­on nie ken­nen­ge­lernt haben, oder mit Vor­ur­tei­len bela­den wur­den) den­ken, daß die Tra­di­tio­na­li­sten sich nur für Bro­kat­ge­wän­der, die Cap­pa Magna und Schu­he mit Sil­ber­schnal­le inter­es­sie­ren. Das ist aber grund­le­gend falsch, denn in Wirk­lich­keit sind die Tra­di­tio­na­li­sten die besten Freun­de des Vol­kes, wie der hei­li­ge Pius X. sag­te, und sie inter­es­sie­ren sich für die Bedürf­nis­se jener, die hilfs­be­dürf­tig sind. Sie tun es aber nicht für poli­ti­sche Zwecke oder um zu glän­zen, son­dern aus­schließ­lich aus brü­der­li­cher Cari­tas, das heißt aus wah­rer Lie­be, die von Gott kommt.

Des­halb will ich gleich einen kon­kre­ten Vor­schlag machen. Bei der kom­men­den Inter­na­tio­na­len Wall­fahrt der Tra­di­ti­on nach Rom Ad Petri sedes im Okto­ber wäre es sehr gut, wenn damit neben den wich­ti­gen Gebets­in­itia­ti­ven und vor­züg­li­chen Ver­an­stal­tun­gen zu Glau­bens­fra­gen und zu The­men der Lit­ur­gie auch eine Akti­on für die Armen ver­bun­den wür­de, zum Bei­spiel, um nur eine Anre­gung zu geben, eine Essens­aus­ga­be für Obdach­lo­se. Dazu könn­te man auch den Papst ein­la­den, der sich sicher nicht scheu­en wür­de, in sei­nem wei­ßen Gewand das Essen aus­zu­tei­len. Und soll­te er nicht teil­neh­men kön­nen, wür­de er zumin­dest wis­sen, daß auch die Tra­di­tio­na­li­sten die Armen lie­ben und etwas für sie tun.

Der „Durch­bruch nach links“ meint also nicht die Annä­he­rung an poli­ti­sche Posi­tio­nen des Mar­xis­mus oder Kom­mu­nis­mus, wie es Pro­gres­si­sten immer wie­der voll­zo­gen haben. Er meint das genaue Gegen­teil, näm­lich die Not­wen­dig­keit, den poli­tisch mar­xi­sti­schen und theo­lo­gisch moder­ni­sti­schen Kräf­ten, die nur teil­wei­se, aber manch­mal auch Über­schnei­dun­gen auf­wei­sen, die Mas­se der Armen zu ent­rei­ßen, die seit etli­chen Jahr­zehn­ten von die­sen Grup­pen in die Irre geführt wer­den, und sie zu Chri­stus zu füh­ren, dem ein­zi­gen wah­ren Ret­ter eines jeden Men­schen. Unse­re Vor­bil­der und Bezugs­punk­te sind nicht die Vor­sit­zen­den moder­ni­sti­scher oder lai­zi­sti­scher NGO’s, son­dern hel­den­haf­te Per­sön­lich­kei­ten, die der Eccle­sia mili­tans Leucht­kraft gaben wie zum Bei­spiel der hei­li­ge Johan­nes Bos­co, der hei­li­ge Giu­sep­pe Cot­to­len­go, der hei­li­ge Franz von Assi­si, der hei­li­ge Vin­zenz von Paul, die hei­li­ge Fran­zis­ka Xavie­ra Cab­ri­ni, aber eben­so auch der seli­ge Fré­dé­ric Ozanam, der seli­ge Anton Maria Schwartz, der seli­ge Adolf Kol­ping und vie­le ande­re muti­ge Die­ner des gött­li­chen Erlösers.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nardi

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