(Vatikan) Im Vatikan kann nicht mehr mit ausländischen Bank- und Kreditkarten bezahlt werden. Soweit die Fakten. Über die Hintergründe wurde umgehend von den Medien sattsam spekuliert. Und wenn es um die Kombination Vatikan und Banken geht, taucht reflexartig der Verdacht der Geldwäsche auf. Dies zumindest seit David Yallops Buch über die angebliche Ermordung Papst Johannes Pauls I. Der Drehbuchautor für die Komikertruppe Monty Python, an phantasievolle Geschichten gewöhnt, verdiente sich damit eine goldene Nase.
Die Bank- und Kreditkartensperre hat jedoch nicht mit irgendeinem konkreten Verdacht der Geldwäsche zu tun, sondern mit Überreglementierung, Bürokratie und einem noch nicht wirklich durchschaubaren Konflikt zwischen der Banca d’Italia und der Deutschen Bank. Die Deutsche Bank wickelte seit Jahren den Großteil des elektronischen Zahlungsverkehrs für verschiedene Einrichtungen des Vatikans, darunter auch die Vatikanischen Museen ab.
Bankenbestimmungen für den EU-Raum sehen vor, daß die Abwicklung des bargeldlosen elektronischen Zahlungsverkehrs mittels Kreditkarten, EC-Karten, Bankomatkarten usw. ohne Eröffnung eines Bankschalters für EU-Banken außerhalb des EU-Raumes, außerhalb liegt auch der Vatikanstaat, nur mit ausdrücklicher Genehmigung erlaubt sind.
Eine solche Genehmigung hatte die Deutsche Bank aber nie eingeholt. Nach einer Inspektion hatte die Banca d’Italia diesen Umstand beklagt. Die weitere Folge des italienisch-deutschen Bankenkrieges war, daß die Deutsche Bank zum 31. Dezember 2012 vorerst die Zahlungsabwicklungen im Vatikan und für die vatikanischen Einrichtungen einstellen mußte.
Das ist auch der Grund, weshalb die entsprechenden Karten der Vatikanbank IOR natürlich weiterhin als elektronisches Zahlungsmittel funktionieren und genützt werden können.
Die Banca d’Italia beruft sich auf vom Vatikan noch nicht in ausreichender Weise anerkannte und umgesetzte internationale Bestimmungen gegen Geldwäsche. Es tobt seit vielen Jahren ein Kampf, die Finanzen des Vatikans der Kontrolle internationaler Finanzdienstleister zu unterwerfen. Konkret würde damit vor allem die Souveränität des Kirchenstaates eingeschränkt werden. Das Stichwort Geldwäsche als Totschlaginstrument mußte bereits das Fürstentum Liechtenstein in einem Wechselbad aus internationalem Lob und massivem Druck erleben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Sacri Palazzi