Einsiedler Nachtgespräche: Abt Werlens antirömischer Dauerzustand


Abt Martin Werlen von Einsiedeln, Mitglied der Bischofskonferenz, Einsiedler Nachtgespräch, Werlens antirömischer Dauerzustand Verwirrung in Schweizer Kirche(Ein­sie­deln) Bei einem Sport­un­fall vor genau einem Jahr hat­te er eine Hirn­blu­tung erlit­ten, die sein Sprach­zen­trum in Mit­lei­den­schaft zog. Wie­der gene­sen, hat­te sich an sei­ner medi­en­ge­rech­ten, pro­gres­si­ven Kir­chen­kri­tik nichts geän­dert. Die Rede ist von Msgr. Mar­tin Wer­len, dem 58. Abt der alt­ehr­wür­di­gen Bene­dik­ti­ner­ab­tei Ein­sie­deln. Ein­sie­deln im Kan­ton Schwyz ist eine Ter­ri­to­ri­al­ab­tei, wes­halb der Abt zugleich den Rang eines Bischofs hat und Mit­glied der schwei­ze­ri­schen Bischofs­kon­fe­renz ist. Die Bischofs­kon­fe­renz der Eid­ge­nos­sen ver­mag nur mit gro­ßer Anstren­gung die bei­den „See­len“ in ihrer Brust, eine rom­treue und eine pro­gres­si­ve zusam­men­zu­hal­ten. Abt Wer­len, 50 Jah­re alt, erzeugt durch sei­ne Gesprä­chig­keit gegen­über Medi­en „zusätz­li­che Ver­wir­rung“, wie Cor­ri­spon­den­za Roma­na jüngst anmerkte.

Werlens progressive Gesprächigkeit erzeugt „zusätzliche Verwirrung“

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Was Wer­len in sei­ner im Novem­ber ver­öf­fent­lich­ten Denk­schrift Mit­ein­an­der die Glut unter der Asche ent­decken von sich gibt, ist für die römi­sche Nach­rich­ten­agen­tur „ein­fach nur befremd­lich“. Wer­len schreibt dar­in, daß es sei­ner Mei­nung nach Zeit sei, daß alle Getauf­ten und Gefirm­ten einer Diö­ze­se auf „ange­mes­se­ne“ Wei­se in die Wahl ihres Bischofs mit­ein­be­zo­gen wer­den. Im Klar­text wünscht sich Wer­len nichts gerin­ge­res als eine „demo­kra­ti­sche“ Revo­lu­ti­on in der Kir­che, die aus der apo­sto­li­schen Suk­zes­si­on einen Spiel­ball von Par­tei­bil­dun­gen, momen­ta­nen und zufäl­li­gen Mehr­hei­ten und ideo­lo­gi­scher Ein­fluß­nah­me von außen macht.

Der Angriff gilt vor allem dem Petrus. Canon 377 des Kano­ni­schen Rechts hält mit Klar­heit fest, daß dem Hei­li­gen Vater in frei­er Ent­schei­dung die Ernen­nung der Bischö­fe zukommt oder das Bestä­ti­gungs­recht für die „recht­mä­ßig“ erwähl­ten Bischö­fe. Dem Papst emp­fiehlt Wer­len unge­niert sei­ne Mit­ar­bei­ter aus­zu­tau­schen, die Kar­di­nä­le durch Frau­en und Män­ner zu erset­zen, die alle drei Mona­te zusam­men­tre­ten soll­ten, offen­sicht­lich wie eine Regie­rung mit einer „Amts­pe­ri­ode“ von fünf Jah­ren. Der Abt hat in sei­nen repu­bli­ka­ni­schen Plan­spie­len an alles gedacht. Da die­se weib­li­chen und männ­li­chen „Mini­ster“ einer „Kir­chen­re­gie­rung“ durch ihren Regie­rungs­po­sten eine Art par­la­men­ta­ri­sche Immu­ni­tät genie­ßen, und daher ohne Sor­ge um ihre Kar­rie­re alles sagen könn­ten, was sie den­ken, wür­de dar­aus, des­sen ist sich der Ein­sied­ler Bene­dik­ti­ner sicher, eine „neue Dyna­mik“ in die Regie­rung der Kir­che Ein­zug halten.

Werlens „Demokratisierung“ der Kirche, um Petrusamt zu untergraben

Wenn es eine Regie­rung gibt, braucht es auch ein Par­la­ment. Mit glei­chem Nach­druck for­dert Wer­len daher eine „Auf­wer­tung“ der Bischofs­syn­oden. Am wich­tig­sten ist ihm jedoch, daß die Bischofs­syn­oden von jeder „römi­schen Kon­trol­le und Bevor­mun­dung“ befreit wer­den. Und er hat auch gleich ein Bei­spiel zur Hand, wie er sich die­se „Befrei­ung von Rom“ vor­stellt, näm­lich nach dem Bei­spiel des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Alle Vor­schlä­ge deko­riert Wer­len mit dem Zau­ber­wort „neu“. Mit revo­lu­tio­nä­rem Impe­tus inne­woh­nen­der Unru­he drängt es den Abt einer der reich­sten Abtei­en der Welt zu Ver­än­de­run­gen, die das „Neue“ sicht­bar wer­den las­sen sol­len. Davon, daß im Glau­bens­schatz der Kir­che bereits alles vor­han­den ist und gera­de des­halb zeit­lo­se Aus­ge­gli­chen­heit und inne­re Ruhe mög­lich ist, wie sie poli­ti­schen Ideo­lo­gien und Strö­mun­gen so fremd sind, merkt man in Wer­lens Denk­schrift wenig.

Progressive „Klassiker“ in Werlens Denkschrift

Unter den „Ein­fäl­len“ des Abtes dür­fen auch ande­re pro­gres­si­ve „Klas­si­ker“ nicht feh­len. So möch­te Wer­len den Zöli­bat der Prie­ster abschaf­fen. „Wir“, beklagt er, waren imstan­de die Nach­fol­ge Chri­sti im Zöli­bat so zu prä­sen­tie­ren, als wäre er ein Gesetz. Er zieht dar­aus nicht die Schluß­fol­ge­rung, daß eine erneu­er­te geist­li­che Anstren­gung not­wen­dig sei, den Zöli­bat bes­ser zu ver­ste­hen, um ihn in Wür­de und Treue leben zu kön­nen. Die Kir­che spricht sowohl im Kir­chen­recht als auch im Kate­chis­mus von einem Zöli­bat „um des Him­mel­rei­ches wegen“, in dem sich der Prie­ster mit gan­zem Her­zen dem Herrn weiht und sich voll­kom­men Gott und den Men­schen schenkt. Eine Klei­nig­keit, die der Abt über­se­hen zu haben scheint. Viel­leicht auch die Stel­le im Ersten Korin­ther­brief 7,32.

Zölibat für Priester abschaffen – Scheidung und Wiederverheiratung zulassen

Für die wie­der­ver­hei­ra­tet Geschie­de­nen emp­fiehlt der Abt einen Rück­schritt und die Über­nah­me der ortho­do­xen Pra­xis, die von der katho­li­schen Kir­che nie ver­ur­teilt wor­den sei. Eine Wie­der­hei­rat wird von der ortho­do­xen Kir­che gedul­det. Sie beharrt aller­dings dar­auf, durch gerin­ge­re Erleuch­tung des Got­tes­haus bei einer Wie­der­ver­hei­ra­tung, daß sich dadurch die vom Herrn gebo­te­ne lebens­lan­ge Treue ver­dun­kelt. Die katho­li­sche Kir­che hielt hin­ge­gen treu­er am Her­ren­ge­bot fest und konn­te es bis heu­te bewah­ren, auch zum hohen Preis einer Kir­chen­spal­tung, wie sie Hein­rich VIII. mit der Grün­dung der angli­ka­ni­schen Kir­che erzwang.
Im Kate­chis­mus der katho­li­schen Kir­che heißt es unter 1650: „Falls Geschie­de­ne zivil wie­der­ver­hei­ra­tet sind, befin­den sie sich in einer Situa­ti­on, die dem Geset­ze Got­tes objek­tiv wider­spricht.“ In der Hei­li­gen Schrift steht: „Wer sei­ne Frau aus der Ehe ent­läßt und eine ande­re hei­ra­tet, begeht ihr gegen­über Ehe­bruch. Auch eine Frau begeht Ehe­bruch, wenn sie ihren Mann aus der Ehe ent­läßt und einen ande­ren hei­ra­tet.“ (Mk 10,11–12).

Werlens „feministische“ Kirche ohne „weiblichen Genius“

Wer­len ficht das nicht an, Er ist up to date, wes­halb er der Kir­che auch vor­hält, in den Gen­der-Ange­le­gen­hei­ten unge­schickt zu sein und sich nach wie vor schwer zu tun mit einem „Ja zur Frau“. Wer­len for­dert daher eine „femi­ni­sti­sche­re“ Kir­che. Mit kei­nem Wort zitiert der Abt den Brief an die Frau­en von Papst Johan­nes Paul II. vom 29. Juni 1995, in dem er vom „weib­li­chen Genie“ spricht und davon, daß die Kir­che „in Maria des­sen höch­ste Aus­drucks­form“ erkennt.

Werlens Stichwortgeber: Der „Geist“ des Konzils und Kardinal Martini

„Aber wie und durch wen kommt Abt Wer­len jedoch zu sei­nen Schluß­fol­ge­run­gen?“, fragt Cor­ri­spon­den­za Roma­na. Mit „Es sind immer die glei­chen Namen“, wird die Ant­wort gleich nach­ge­lie­fert. An erster Stel­le kommt der all­ge­nann­te omi­nö­se „Geist“ des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils. Es fol­gen der ver­stor­be­ne Erz­bi­schof von Mai­land Car­lo Maria Kar­di­nal Mar­ti­ni. Von einem Satz Mar­ti­nis lei­te­te Wer­len auch den Titel sei­ner Denk­schrift ab. Mar­ti­ni scheint auch der Stich­wort­ge­ber zu sein, der den Ein­sied­ler Abt dazu bringt, die Situa­ti­on der Kir­che, der er man­geln­de „Krea­ti­vi­tät“ vor­wirft, als „dra­ma­tisch“ zu betrach­ten. Die Kir­che habe die „Hand­brem­se“ gezo­gen, dabei lau­fe sie Gefahr „mit ihren Insti­tu­tio­nen“ aus­ge­löscht zu werden.

Werlen ersetzt mangelnde Originalität durch Dreistigkeit

Wer­len ersetzt man­geln­de Ori­gi­na­li­tät durch Drei­stig­keit. So wirft er der Kir­chen­füh­rung „Unge­hor­sam“ vor. Dar­in steckt eine dia­lek­ti­sche Replik auf die Auf­ru­fe pro­gres­si­ver Prie­ster­initia­ti­ven zum Unge­hor­sam. Der von der Amts­kir­che beklag­te Unge­hor­sam sei häu­fig nur eine Fol­ge des Unge­hor­sam ihrer Ver­tre­ter, so Wer­lens Spit­ze gegen die römi­sche Kir­chen­füh­rung. Die Bischö­fe und Bischofs­kon­fe­ren­zen kann er kaum damit gemeint haben, da er selbst zu die­ser Grup­pe gehört. Wer­len gab damit jeden­falls zu erken­nen, wo er im Kon­flikt mit den Rebel­len­prie­stern steht und das ist nicht die Sei­te Roms.

Das Netzwerk: Werlens Anliegen auch „persönliche Sorge“ des SBK-Vorsitzenden Büchel 

Es ver­wun­dert nicht, daß die Denk­schrift bereits in drit­ter Auf­la­ge erschie­nen ist. Ein untrüg­li­ches Zei­chen unse­rer Zeit. Eben­so wenig erstaunt, daß Msgr. Mar­kus Büchel, der Bischof von St. Gal­len und seit 1. Janu­ar Vor­sit­zen­der der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz, sich, nach­dem er die Schrift Wer­lens gele­sen habe, in einem lei­der von Bischö­fen satt­sam bekann­ten Poli­ti­ker­sprech­stil lobend dar­über äußer­te. Der Abt und Mit­bru­der im Bischofs­amt habe „die drän­gen­den Fra­gen“ auf­ge­grif­fen und „die Pro­ble­me mit „kla­ren“ Wor­ten ange­spro­chen und „mög­li­che Lösun­gen“ auf­ge­zeigt. Wer­lens Schrift sei eine wert­vol­le „Anre­gung für not­wen­di­ge Dis­kus­sio­nen in der Kir­che“. Bischof Büchel läßt an einer Stel­le dann doch etwas mehr durch­blicken, wenn er sag­te, daß Wer­lens Aus­füh­run­gen auch sei­ner „per­sön­li­chen Sor­ge“ entspreche.
Damit wird erkenn­bar, daß Wer­len nicht als Ein­zel­gän­ger han­delt, son­dern Teil einer Rich­tung ist, die auch in der eid­ge­nös­si­schen Bischofs­kon­fe­renz fest ver­an­kert ist. Jeden­falls noch immer.

Der Abt lädt mit sei­ner Denk­schrift ein, „die Glut zu ent­decken, die das Leben schenkt und noch heu­te bren­nen will“. „Mit Sicher­heit wird ihm das nicht gelin­gen, indem er sich der Tra­di­ti­on wider­setzt, der ein­zi­gen siche­ren und kost­ba­ren Quel­le, um nicht vom rech­ten Weg abzu­ir­ren, und die allein wirk­lich imstan­de ist das Feu­er des Glau­bens neu zu ent­fa­chen“, so Cor­ri­spon­den­za Roma­na.

Text: Cor­ri­spon­den­za Romana/​Giuseppe Nardi
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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4 Kommentare

  1. Man mag es gar nicht glau­ben, aber es ist ganz typisch: Ideo­lo­gi­sche Ver­blen­dung, vom „Geist des Kon­zils“ ver­ur­sacht und von vie­len Irr­läu­fern ver­stärkt, bewirkt Brett vorm Hirn und links und rechts Scheu­klap­pen angenagelt.

    Der Mann braucht eine Hun­dert­schaft, die durch fasten und beten um sei­ne Bekeh­rung kämpft.

  2. Man kann die Augen nicht mehr davor ver­schlie­ßen: Mit dem II: Vati­ka­num, bei dem die Moder­ni­sten die Über­hand gewon­nen haben, ist in der katho­li­schen Kir­che ein Bruch ent­stan­den sowohl in Bezug auf die Leh­re als auch auf die Disziplin.
    Vor 1962 müss­sten wir uns hier nicht über Abt Wer­len äußern, denn er hät­te sich ganz klar vor dem Hl. Offi­zi­um, der heu­ti­gen Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, zu ver­ant­wor­ten. Rom hät­te ihm nicht das Recht gelas­sen, die Leh­re der Kir­che der­art auf den Kopf zu stel­len und unzäh­li­ge gläu­bi­ge Katho­li­ken im Glau­ben zu ver­wir­ren. Muss ich noch sagen, dass er kein Ein­zel­fall ist? Dass Gene­ra­tio­nen von Katho­li­ken in Schu­len, Aka­de­mien, Hoch­schu­len, Pre­dig­ten, Vor­trä­gen genau das­sel­be und Schlim­me­res hören? Seit ca. 40 Jahren.
    Nur die FSSPX, die an der Tra­di­ti­on der Kir­che bis 1962 fest­hält, wird aus­ge­schlos­sen. Allein die­se Tat­sa­che, die­ses tota­le Ungleich­ge­wicht gegen­über den Pro­gres­si­sten zeigt über­deut­lich den Bruch.

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