22jähriger Christ wegen Blasphemievorwurf verhaftet, stirbt im Gefängnis


(Islam­abad) Ein psy­chisch kran­ker Christ starb in der Nacht auf den 1. Dezem­ber in einem paki­sta­ni­schen Gefäng­nis. In Haft befand sich der jun­ge Christ, weil er einer angeb­li­chen Blas­phe­mie gegen den Islam beschul­digt wur­de. Für die Poli­zei starb Nade­em Masih nach plötz­li­cher Übel­keit. Der Prie­ster, der ihn betreu­te, und Men­schen­rechts­ak­ti­vi­sten for­dern dage­gen eine Untersuchung.

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Nicht nur der gemein­sa­me Fami­li­en­na­me, auch der Fall von Nade­em Masih erin­nert an jenen von Rim­s­ha Masih. Nade­em, obwohl gei­stig behin­dert, wur­de von einem Mos­lem beschul­digt, den Islam geschmäht zu haben. Er wur­de umge­hend ver­haf­tet und ins Gefäng­nis gebracht. Eine Woche nach sei­ner Ver­haf­tung hat­ten die zustän­di­gen Behör­den noch nicht ein­mal eine Unter­su­chung eingeleitet.

Polizei: „Plötzliche Übelkeit“ – Christen und Anwälte: „Tod durch Mißhandlungen“

Die Ankla­ge wur­de von fana­ti­schen isla­mi­sti­schen Grup­pen unter­stützt. Die Ähn­lich­keit mit dem Fall des Mäd­chens Rim­s­ha Masih ist ver­blüf­fend. Der Fall der jun­gen Chri­stin fand ein glück­li­ches Ende. Der Ober­ste Gerichts­hof ord­ne­te nach eini­gen Mona­ten der Haft ihre Frei­las­sung an, weil sie die ihr zur Last geleg­te Tat nicht began­gen hat­te. Das Mäd­chen befin­det sich seit eini­gen Wochen in Frei­heit, aller­dings nicht in Sicher­heit. Sie und ihre Fami­lie müs­sen sich wegen Mord­dro­hun­gen von Mos­lem­ex­tre­mi­sten ver­steckt halten.

Der Fall Nade­em Masih ver­lief nicht so glück­lich. Der 22 Jah­re alte Christ starb in Unter­su­chungs­haft. Über die Todes­ur­sa­che und die Hin­ter­grün­de herrscht Unklarheit.

Parallelen zum Fall der jungen Christin Rimsah Masih

Nade­em Masih stamm­te aus Nan­ka­na Sahib, einer Klein­stadt im Pun­jab. Trotz schwe­rer psy­chi­scher Lei­den war er am 22. Novem­ber, zwei Tage nach der Frei­las­sung von Rims­ah Masi unter Vor­wurf der anti­is­la­mi­schen Blas­phe­mie ver­haf­tet wor­den. Erstaun­lich auch der Vor­wurf, der gegen ihn erho­ben wur­de. Ihm wur­de genau wie Rim­s­ha Masih zur Last gelegt, angeb­lich Sei­ten des Koran ver­brannt zu haben.

Laut Poli­zei­an­ga­ben sei er in Unter­su­chungs­haft genom­men wor­den, um „sei­ne Sicher­heit zu garan­tie­ren“, da im Fal­le einer sofor­ti­gen Frei­las­sung Ver­gel­tungs­ak­tio­nen von Isla­mi­sten befürch­tet wor­den sei­en. Sein Tod in der Nacht auf den 1. Dezem­ber weist eine Rei­he von unge­klär­ten Umstän­den auf. Laut Poli­zei­an­ga­ben sei eine „plötz­li­che Übel­keit“ auf­ge­tre­ten und er starb. Chri­sten und sei­ne von der christ­li­chen Min­der­heit gestell­ten Anwäl­te erklä­ren jedoch, daß der jun­ge Mann von guter Gesund­heit war. Sie wer­fen der Poli­zei vor, daß er an den Fol­gen von Miß­hand­lun­gen im Gefäng­nis gestor­ben ist. Bereits 2009 war ein ande­rer jun­ger Christ aus dem Pun­jab, Robert Fanish Masih in einem Gefäng­nis zu Tode geprü­gelt wor­den. Auch er befand sich wegen eines Blas­phe­mie-Vor­wurfs in Haft.

Pater Arif John: „Blasphemievorwurf keine Rechtfertigung, Menschen umzubringen“

Die Lei­che von Nade­em Masih wur­de sei­ner Fami­lie über­ge­ben. Die Anwäl­te for­dern nun eine Aut­op­sie. Der Vater des Toten, You­saf Masih, will kei­ne öffent­li­chen Erklä­run­gen abge­ben und scheint auch nicht gewillt, die Sache zu ver­tie­fen, da die Angst der Fami­lie zu groß ist.

Meh­re­re gemä­ßig­te isla­mi­sche Reli­gi­ons­füh­rer der Gegend hat­ten zuvor Par­tei für den ver­haf­te­ten jun­gen Mann ergrif­fen und sei­ne Unschuld für glaub­haft befun­den. Das fana­ti­sche Auf­tre­ten von Isla­mi­sten­grup­pen über­tön­te jedoch ihre Stellungnahmen.

Pater Arif John von der Erz­diö­ze­se Laho­re sprach gegen­über Asia­news von einem „tra­gi­schen Ereig­nis“. Er for­der­te von den Behör­den eine „gründ­li­che Auf­klä­rung der Umstän­de“, die zum Tod des jun­gen Chri­sten geführt haben. „Der Vor­wurf der Blas­phe­mie darf kei­ne Recht­fer­ti­gung sein, Men­schen umzu­brin­gen“, so Pater Arif. Glei­ches betont Pater Kam­ran Johm, der den Chri­sten im Gefäng­nis besucht hat­te: „Der Jun­ge ist eine Woche lang ille­gal fest­ge­hal­ten wor­den ohne eine offi­zi­el­le Ankla­ge und trotz sei­ner psy­chi­schen Pro­ble­me. Das war eine offen­sicht­li­che Ver­let­zung der Men­schen­rech­te. Sein Tod for­dert gründ­li­che Ermittlungen.“

Text: Asianews/​Giuseppe Nardi
Bild: Asianews

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