„Stille Helden“ – Museum der Verbrechen und Opfer des Kommunismus in Preßburg eröffnet


(Bra­tis­la­va)  In Bra­tis­la­va, der Haupt­stadt der Slo­wa­kei, dem alten Preß­burg wur­de das Musuem der Ver­bre­chen und der Opfer des Kom­mu­nis­mus eröff­net. Es fügt einen wich­ti­gen Teil in das „Puz­zle der Erin­ne­rung“ ein, das meh­re­re Städ­te des ehe­ma­li­gen Ost­blocks umfaßt.

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Am Muse­ums­pro­jekt läßt sich able­sen, wie die Slo­wa­kei mit ihrer jüng­sten Ver­gan­gen­heit umge­hen will. Die alten kom­mu­ni­sti­schen Kader und ihre spä­ten Adep­ten sind auch 23 Jah­re nach dem Ende ihrer Herr­schaft  aktiv. Das Muse­ums­pro­jekt wur­de vom Ver­ein Stil­le Hel­den und dem Bund ehe­ma­li­ger poli­ti­scher Gefan­ge­ner gewollt und war 2010 vom Forum der christ­li­chen Ver­ei­ni­gun­gen öffent­lich gefor­dert wor­den. Unter­stützt wur­de das Pro­jekt von der slo­wa­ki­schen Mini­ster­prä­si­den­tin Ive­ta Rad­ico­va. Die Christ­de­mo­kra­tin stand bis zu den Par­la­ments­wah­len im März 2012 der Regie­rung vor. Sie woll­te das Muse­um sogar am Regie­rungs­sitz errich­ten, um ihm einen offi­zi­el­len und sicht­ba­ren Sta­tus zu ver­lei­hen. Bei den Neu­wah­len sieg­ten jedoch die Mit­tel­inks-Par­tei­en und das Muse­um muß­te sich ohne Regie­rungs­för­de­rung auf eige­ne Bei­ne stellen.

Christen  halten Erinnerung an Verbrechen des realen Sozialismus wach

Am 16. Novem­ber, dem sym­bo­li­schen Datum, das die Slo­wa­ken an die gewalt­lo­se „Revo­lu­ti­on“ von 1989 erin­nert, erfolg­te die „vor­läu­fi­ge“ Eröff­nung des Muse­ums. Die offi­zi­el­le Eröff­nung ist für März 2013 geplant. Die Räum­lich­kei­ten für das Muse­um wur­den von der Uni­ver­si­tät für Gesund­heit und Arbeit zur Ver­fü­gung gestellt, deren Rek­tor Vla­di­mir Krc­me­ry, ein Nef­fe von Sil­ve­ster Krc­me­ry, einer der füh­ren­den Gestal­ten der Unter­grund­kir­che wäh­rend der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur, die nur unter schwie­rig­sten Bedin­gun­gen im Ver­bor­ge­nen, im „Stil­len“ wir­ken konnte.

Rek­tor Krc­me­ry stell­te den Muse­ums­trä­gern den aus­ge­dehn­ten Dach­bo­den des Gebäu­des zur Ver­fü­gung, das frü­her die Kran­ken­pfle­ger­schu­le beher­berg­te, an der auch die seli­ge Schwe­ster Zden­ka Schel­ing aus­ge­bil­det wor­den war. Schel­in­go­va wur­de in die lan­ge Rei­he jener ein­ge­fügt, die dem Kom­mu­nis­mus zum Opfer fie­len. „Wir wer­den uns dar­um bemü­hen, ein noch grö­ße­res zu erhal­ten, bis dahin wer­den wir die uns zur Ver­fü­gung ste­hen­den Räum­lich­keit best­mög­lich nüt­zen“, erklär­te Muse­ums­di­rek­tor Fran­ti­sek Neu­pau­er, der auch Vor­sit­zen­der des Ver­eins Stil­le Hel­den ist. Neu­pau­er war bereits Mit­ar­bei­ter des Slo­wa­ki­schen Insti­tuts für die natio­na­le Erin­ne­rung. Neu­pau­er befin­det sich stän­dig auf Sam­mel­tour für sein Muse­um. Am Ende eines Inter­views zieht sogar die Jour­na­li­stin des tsche­chi­schen Rund­funks die Brief­ta­sche und gibt Neu­pau­er eine Spende.

Museum ist Zeit vom kommunistischen Putsch 1948 bis zum Ende des Ostblocks 1989 gewidmet

Im Muse­um wird der Zeit­raum vom kom­mu­ni­sti­schen Putsch 1948 bis zum Zusam­men­bruch der kom­mu­ni­sti­schen Dik­ta­tur 1989 dar­ge­stellt. Im Mit­tel­punkt ste­hen die per­sön­li­chen Schick­sa­le vie­ler „stil­ler Hel­den“, die der Dik­ta­tur Wider­stand lei­ste­ten. Schau­we­ge durch die Stadt füh­ren zu den Schau­plät­zen der Unter­drückung. Im Archiv des Ver­eins Stil­le Hel­den sind die Fäl­le von 70.000 „stil­len“ Opfern doku­men­tiert, deren Namen bis heu­te kaum bekannt sind, „die sich aber durch ihre mensch­li­che Grö­ße aus­zeich­ne­ten und wegen ihres Gerech­tig­keits­sin­nes dem tota­li­tä­ren Regime wider­setz­ten. Jeder von ihnen hat dazu bei­getra­gen, daß wir zur Demo­kra­tie zurück­ge­kehrt sind“, so Neu­pau­er. Mit­tel­fri­sti­ges Ziel des Muse­ums ist es, auch tota­li­tä­re Regime außer­halb Euro­pas zu doku­men­tie­ren wie Kambodscha.

In Schau­kä­sten sind Ori­gi­nal­stücke zu sehen, die von poli­ti­schen Gefan­ge­nen in Haft gefer­tigt wur­den. So zum Bei­spiel eine Pup­pe des bra­ven Sol­da­ten Schwe­jk von Gefan­ge­nen in den Uran­mie­nen Nord­böh­mens aus Holz­stück­chen und Brot zusam­men­ge­baut. Der Bund ehe­ma­li­ger poli­ti­scher Häft­lin­ge, des­sen Vor­sit­zen­der Anton Srholec das Muse­ums­pro­jekt mit gro­ßem Ein­satz unter­stützt, stellt wei­te­re Objek­te zur Verfügung.

Neue Linksregierung gibt „keinen Cent“, denn Museen gebe es „schon eine ganze Menge“

Ganz ande­re Töne kom­men von der neu­en Links­re­gie­rung. Kul­tur­mi­ni­ster Marek Mada­ric, ein ehe­ma­li­ger Kom­mu­nist, der heu­te in der KP-Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on SMER auf­tritt, erklär­te bereits, daß die neue Regie­rung für das Muse­um „kei­nen Cent“ geben wird, weil es in der Slo­wa­kei „schon eine gan­ze Men­ge Muse­en gibt“.

Die Erin­ne­rung an die kom­mu­ni­sti­sche Dik­ta­tur und deren Täter ist von der neu­en Regie­rung nicht gewünscht. Dem Ver­such, das Lei­den von Jahr­zehn­ten zu ver­tu­schen, stel­len sich der Ver­ein Stil­le Hel­den und der Bund der ehe­ma­li­gen poli­ti­schen Häft­lin­ge ent­ge­gen. Sie kom­men aus der katho­li­schen Tra­di­ti­on, wo das Gedächt­nis wich­ti­ger ist als das abstrak­te Bestre­ben, sich stän­dig von irgend­et­was „eman­zi­pie­ren“ zu müs­sen.  Je nach Bedarf auch von der eige­nen Ver­gan­gen­heit, wo Eman­zi­pa­ti­on zum blo­ßen Ver­ges­sen und Ver­tu­schen wird.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: muze​um​komu​niz​mu​.sk

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