Religionsfreiheit in Gefahr – Die neue Internetseite der amerikanischen Bischöfe


(New York) Weni­ge Stun­den vor Öff­nung der Wahl­lo­ka­le in den USA bezog die ame­ri­ka­ni­sche Bischofs­kon­fe­renz eine ein­deu­ti­ge Posi­ti­on. „Anders läßt sich die neue Inter­net­sei­te und der Zeit­punkt ihrer Frei­schal­tung kaum inter­pre­tie­ren“, so der Vati­ka­nist Pao­lo Roda­ri. Der Name der neu­en Sei­te lau­tet:  fir​st​ame​ri​c​an​free​dom​.com

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Die Bischö­fe geben kei­ne direk­te Wahl­emp­feh­lung, und hät­ten sie direkt in den Wahl­kampf ein­grei­fen wol­len, hät­ten sie die neue Sei­te vor min­de­stens einem Monat ins Netz gestellt. Wenn sie es einen Tag vor der Wahl getan haben, dann, um ein deut­li­ches Signal aus­zu­sen­den: wo die Bischö­fe ste­hen und was für sie das The­ma der kom­men­den Amts­zeit des ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten ist.

First American Freedom – Religionsfreiheit muß heute in den USA verteidigt werden

Die neue Inter­net­sei­te ist wie ein Ruf zu den Waf­fen, wenn es dort heißt: „In den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka ist die Reli­gi­ons­frei­heit schwer bedroht“. „Jüngst hat das Gesund­heits­mi­ni­ste­ri­um ein Gesetz erlas­sen, das alle Arbeit­ge­ber zwingt, ihren Ange­stell­ten pri­va­ten Ver­si­che­rungs­schutz zu bie­ten, der auch die Ste­ri­li­sa­ti­on, die Ver­hü­tung und die Aus­ga­be von Abtrei­bungs­mit­teln ein­schließt.“ Die Bischö­fe for­dern damit auf unzwei­deu­ti­ge Art und Wei­se vom künf­ti­gen Prä­si­den­ten, wer auch immer die Wahl gewin­nen soll­te, eine Geset­zes­än­de­rung. Da die Regie­rung Oba­ma das Gesetz trotz der kirch­li­chen Wider­stän­de beschlos­sen hat, läßt sich dar­aus able­sen, wen die Bischö­fe jeden­falls nicht mehr im Wei­ßen Haus sehen möchten.

Der Gegen­satz zur Regie­rung Oba­ma erfolg­te zu ethisch sen­si­blen The­men und das nicht erst seit gestern. Oba­mas erste Amts­hand­lung im Janu­ar 2009 brach­te ihn bereits in Kon­flikt mit den Prin­zi­pi­en der katho­li­schen Kir­che, als er es mög­lich mach­te, daß Bun­des­gel­der wie­der für die Abtrei­bungs­för­de­rung in der Drit­ten Welt ein­ge­setzt wer­den konn­ten. Es ist vor allem der Erz­bi­schof von Bal­ti­more, Wil­liam E. Lori, der den Kampf um die Reli­gi­ons­frei­heit und die damit ver­bun­de­ne Gewis­sens­frei­heit anführt. Er ist Vor­sit­zen­der des Komi­tees für die Reli­gi­ons­frei­heit der ame­ri­ka­ni­schen Bischofskonferenz.

Beobachtungsstelle für Religionsfreiheit – „Antikatholische Tradition kehrt in den USA zurück“

Bei der Vor­stel­lung der neu­en Beob­ach­tungs­stel­le für Reli­gi­ons­frei­heit in Rom sag­te Erz­bi­schof Lori: „In den USA gibt es eine alte anti­ka­tho­li­sche Tra­di­ti­on, die mit gro­ßer Anstren­gung und dank des Ein­sat­zes mei­nes Vor­gän­gers als Erz­bi­schof von Bal­ti­more, James Kar­di­nal Gib­bons (1834–1921) vor mehr als einem Jahr­hun­dert über­wun­den wer­den konn­te. Heu­te kehrt die­se anti­ka­tho­li­sche Rich­tung zurück. Die Kir­che ist lästig wegen ihrer stän­di­gen Mah­nung, das Gemein­wohl in den Mit­tel­punkt zu stel­len, und der Ver­tei­di­gung der unver­letz­li­chen Rech­te der Fami­li­en und des Lebensrechts.“

Der Erz­bi­schof spar­te nicht mit Kri­tik an Oba­ma und des­sen Gesund­heits­re­form, „die auch den kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen auf­zwingt, ihren Ange­stell­ten die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der und Ver­hü­tungs­mit­tel zu bezah­len“. Damit wol­le man „die Kir­che aus wich­ti­gen Berei­chen des Gesund­heits­we­sens aus­schlie­ßen. Sie wol­len uns eine Ent­schei­dung auf­zwin­gen: ent­we­der in den Sakri­stei­en zu blei­ben oder gegen unser Gewis­sen zu ver­sto­ßen. Die Gesund­heits­re­form Oba­mas ist nur die Spit­ze des Eis­ber­ges. Wir lau­fen Gefahr, etwas ganz Grund­le­gen­des zu ver­lie­ren, die ame­ri­ka­ni­sche Lei­den­schaft für die Reli­gi­ons­frei­heit. Und das geschieht auch in ande­ren Ländern.“

US-Botschafter Dà­az zum Abschiedsbesuch bei Papst Benedikt XVI.

Die Hal­tung Erz­bi­schof Loris und der ame­ri­ka­ni­schen Bischö­fe wird vom Vati­kan geteilt, wo der Lebens­schutz als zen­tra­le Her­aus­for­de­rung die­ser Zeit gese­hen wird. Der ame­ri­ka­ni­sche Bot­schaf­ter beim Hei­li­gen Stuhl, Miguel Hum­ber­to Dà­az, Katho­lik, Kuba­ner, Theo­lo­ge mit einer Schwä­che für Karl Rah­ner und Freund Oba­mas bemüh­te sich mit Nach­druck, der Kir­chen­füh­rung sei­nen Prä­si­den­ten im besten Licht dar­zu­stel­len. Erfolg­los. Die Poli­tik Barack Oba­mas, die kon­kre­ten Ent­schei­dun­gen gegen das Lebens­recht, gegen die Gewis­sens­frei­heit, gegen die Reli­gi­ons­frei­heit, gegen den Schutz von Ehe und Fami­lie und für die Ein­füh­rung einer Homo-„Ehe“ wider­leg­te immer neu die besten Bemü­hun­gen des US-Botschafters.

Gestern wur­de Bot­schaf­ter Dà­az von Papst Bene­dikt XVI. emp­fan­gen. Es war ein Abschieds­be­such. Nach drei Jah­ren in Rom endet sein Man­dat zeit­gleich mit den ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­wah­len. Er wird an die Uni­ver­si­tät zurück­keh­ren. Sein Nach­fol­ger wird bereits vom neu­en Prä­si­den­ten ernannt wer­den, der ent­we­der erneut Barack Oba­ma oder viel­leicht Mitt Rom­ney hei­ßen wird. Die Bezie­hun­gen zwi­schen Rom und Washing­ton wer­den auch künf­tig von den Ent­schei­dun­gen in der ame­ri­ka­ni­schen Haupt­stadt bestimmt und nicht vom tak­ti­schen Kön­nen sei­ner Diplo­ma­ten in Rom.

Text: Il Foglio/​Giuseppe Nardi
Bild: tldm

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4 Kommentare

  1. War­um haben bei den ent­schei­den­den Reichs­tags­wah­len 1933 nur die Kom­mu­ni­sten und die Katho­li­ken kei­ne Stim­men ein­ge­büßt? Zwei Grup­pen mit festen Über­zeu­gun­gen, die eine mit einem kla­ren Glau­ben und die ande­re mit einer sta­bi­len Ideolgie.
    Heu­te wäh­len Katho­li­ken alles, braucht nur schön ausschauen.
    Das wer­den auch die Lati­nos in den USA zeigen.
    Leider!

  2. Die Katho­li­ken wäh­len heu­te des­halb so ziem­lich alles, weil die Mehr­heit von ihnen nicht mehr fest in der Leh­re der Kir­che steht. Die Katho­li­ken in den USA hät­ten zusam­men so eine Macht, wenn denn ihre Rei­hen geschlos­sen wären. Aber was will man gegen Tauf­schein­ka­tho­li­ken schon aus­rich­ten? Joe Biden, der jet­zi­ge Vize­prä­si­dent, ist Katho­lik; eben­so Nan­cy Pelo­si, ehe­ma­li­ge „Spea­k­er“ des US-Senats und jetzt Min­der­hei­ten­füh­rer der Demo­kra­ten im Kon­gress: bei­de haben sich mit der Abtrei­bung arran­giert, teils bejahend.

    Ich befürch­te, für die katho­li­sche Kir­che und kon­ser­va­ti­ve Chri­sten ins­ge­samt (also auch Evan­ge­li­ka­le) wird es in den näch­sten vier Jah­ren rich­tig unge­müt­lich in den USA. Aller­dings sehe ich dar­in auch eine Chan­ce: Wenn die Ver­fol­gung groß wird, besinnt man sich auf die Wur­zeln und hält noch bes­ser zusam­men. Und dar­aus kann wirk­lich ein har­ter Kern ent­ste­hen, von dem aus eine glaub­haf­te Neue­van­ge­li­sie­rung des Lan­des aus­ge­hen kann. Ich bete dafür.

    • Ich fin­de es als Unver­schämt­heit, wenn Abtrei­bung u nd Ver­hü­tungs­mit­tel in einem
      Atem­zug genannt wer­den. Da wird von den vVran­tort­li­chen in der Katholischen
      Kir­che mal wie­der Ver­un­si­che­rungs- und Ein­schüch­te­rungs­po­li­tik betrieben.
      Und das unter dem schein­hei­li­gen Begriff der „Reli­gi­ons­frei­heit“

      • Darf ich Ihnen emp­feh­len, sich mit der Enzy­kli­ka „Hum­a­nae Vitae“ zu befas­sen? Sie haben die Mög­lich­keit, dazu ein Heft beim FMG – Freun­des­kreis Maria Goret­ti, Mün­chen anzu­for­dern: „Lie­be die aufs Gan­ze geht“. Durch die­ses Heft (ca. 80 Sei­ten) habe auch ich den Zusam­men­hang ver­ste­hen gelernt. Das wün­sche ich Ihnen auch, lie­be Mat­hil­de Vietze.
        mit freund­li­chen Grü­ßen und dem Wunsch für Got­tes rei­chen Segen und Mari­ens Schutz
        Cyrill Erswill

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