(London) Die anglikanische Weltgemeinschaft hat ein neues geistliches Oberhaupt, den neuen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Bei seiner ersten Pressekonferenz gestern im Lambeth Palace, dem offiziellen Amtssitz des Erzbischofs, sprach sich Welby entschieden gegen Homophobie aus und erklärte: „Ich werde für die Berufung von Bischöfinnen stimmen.“
Der 56jährige Welby wird offiziell der 105. Erzbischof von Canterbury sein, allerdings ab dem heiligen Augustinus von Canterbury im 7. Jahrhundert gerechnet. Tatsächlich wird Welby der 37. anglikanische Erzbischof von Canterbury. Die 68 Vorgänger waren katholisch. Der ehemalige Manager, der 1993 zum Kleriker berufen und 2011 zum Bischof ernannt wurde, war bisher weitgehend unbekannt. Er tritt zu einem Zeitpunkt an die Spitze der 77 Millionen Mitglieder zählenden anglikanischen Weltgemeinschaft, da durch diese tiefe Gräben gehen und eine große Zerstrittenheit herrscht. Streitpunkte sind unter anderem die Fragen, ob Frauen zu Bischöfen berufen werden können und ob die Homo-“Ehe“ eingeführt werden soll.
Die liberale amerikanische Episkopalkirche hat eine Frau an ihrer Spitze und sogar homosexuelle Bischöfe. Andere Kirchen gelten als deutlich konservativer. Auch Welby wird nachgesagt, er sei als konservativer als der scheidende Erzbischof Rowan Williams und ein Gegner der Homo-„Ehe“. Er steht vor der schwierigen Aufgabe, die anglikanische Weltgemeinschaft zusammenzuhalten und vor der Selbstauflösung zu bewahren. Seine Antrittspressekonferenz weist darauf hin, daß der Graben zur katholischen Kirche unter dem neuen anglikanischen Primas von England sich vertiefen dürfte. Welby selbst bezeichnete seine Ernennung als „erstaunlich und bewegend“.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons