Helmut Schüller, Sprecher der Priester-Rebellen Ehrentitel „Monsignore“ aberkannt


(Vati­kan) Der Hei­li­ge Stuhl hat dem Prie­ster der Erz­diö­ze­se Wien, Hel­mut Schül­ler, den päpst­li­chen Ehren­ti­tel „Mon­si­gno­re“ aberkannt, wie der Betrof­fe­ne selbst der öster­rei­chi­schen Pres­se­agen­tur APA bestä­tig­te. Schül­ler ist Vor­sit­zen­der und Spre­cher der öster­rei­chi­schen Prie­ster-Rebel­len, die sich in der Pfar­rer-Initia­ti­ve zusam­men­ge­schlos­sen haben. Schül­ler ist Initia­tor des Auf­rufs zum Unge­hor­sam.

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Erst vor weni­gen Tagen hat­te Schül­ler den Auf­ruf zum Unge­hor­sam bekräf­tigt und zur Bil­dung einer „glo­ba­len Pfar­rer-Initia­ti­ve“ zum Umbau der Kir­che auf­ge­ru­fen. Schül­ler, der sich selbst offen­bar bereits als „glo­ba­len“ Spre­cher der „Unge­hor­sa­men“ sah und damit als eine Art „Gegen-Papst“, erklär­te groß­spu­rig, „2013 wird sicher das Jahr der Inter­na­tio­na­li­sie­rung sein“. Die Ant­wort aus Rom kam postwendend.

Schül­ler hat­te zunächst eine stei­le Kar­rie­re in Öster­reichs Kir­che erlebt. Von 1991 bis 1995 war er Prä­si­dent der öster­rei­chi­schen Cari­tas. In die­ser Zeit stieg er zum Medi­en­lieb­ling auf. Damals wur­de ihm auch der Ehren­ti­tel eines „Kaplans Sei­ner Hei­lig­keit“ verliehen.

1995 mach­te ihn der neue Erz­bi­schof von Wien, Chri­stoph Kar­di­nal Schön­born zu sei­nem Gene­ral­vi­kar. Damit rück­te er in den Krei­se der Bischofs­an­wär­ter auf. 1999 folg­te dann der schnel­le Fall. Kar­di­nal Schön­born ent­ließ sei­nen Gene­ral­vi­kar für die Öffent­lich­keit über­ra­schend auf­grund „tief­grei­fen­der Meinungsverschiedenheiten“.

2006 grün­de­te er die Pfar­rer-Initia­ti­ve, die berech­tig­te gepaart mit pro­gres­si­ven kir­chen­kri­ti­schen For­de­run­gen erhob. Die moder­ni­sti­schen For­de­run­gen der Grup­pe nah­men im Lau­fe der Zeit immer stär­ker über­hand. Wur­de zunächst die Prie­ster­wei­he für „viri pro­ba­ti“ gefor­dert, ver­langt die Grup­pe heu­te auch das Frau­en­prie­ster­tum. Im Juni 2011 trat die Grup­pe mit dem auf­se­hen­er­re­gen­den Auf­ruf zum Unge­hor­sam an die Öffent­lich­keit, der von rund 300 öster­rei­chi­schen Prie­sters und Dia­ko­nen unter­zeich­net wurde.

In sei­ner Pre­digt bei der Chri­sam-Mes­se sag­te Papst Bene­dikt XVI. im ver­gan­ge­nen April zu den unge­hor­sa­men Prie­stern im deut­schen Sprach­raum: „Vor kur­zem hat eine Grup­pe von Prie­stern in einem euro­päi­schen Land einen Auf­ruf zum Unge­hor­sam ver­öf­fent­licht und dabei gleich­zei­tig auch kon­kre­te Bei­spie­le ange­führt, wie die­ser Unge­hor­sam aus­se­hen kann, der sich auch über end­gül­ti­ge Ent­schei­dun­gen des kirch­li­chen Lehr­am­tes hin­weg­set­zen soll wie zum Bei­spiel in der Fra­ge der Frau­en­or­di­na­ti­on, zu der der seli­ge Papst Johan­nes Paul II. in unwi­der­ruf­li­cher Wei­se erklärt hat, daß die Kir­che dazu kei­ne Voll­macht vom Herrn erhal­ten hat. Ist Unge­hor­sam ein Weg, um die Kir­che zu erneu­ern? Wir wol­len den Autoren die­ses Auf­rufs glau­ben, daß sie die Sor­ge um die Kir­che umtreibt; daß sie über­zeugt sind, der Träg­heit der Insti­tu­tio­nen mit dra­sti­schen Mit­teln begeg­nen zu müs­sen, um neue Wege zu öff­nen – die Kir­che wie­der auf die Höhe des Heu­te zu brin­gen. Aber ist Unge­hor­sam wirk­lich ein Weg? Spü­ren wir dar­in etwas von der Gleich­ge­stal­tung mit Chri­stus, die die Vor­aus­set­zung wirk­li­cher Erneue­rung ist oder nicht doch nur den ver­zwei­fel­ten Drang, etwas zu machen, die Kir­che nach unse­ren Wün­schen und Vor­stel­lun­gen umzuwandeln?“

Schül­ler ist auch Geist­li­cher Assi­stent der links­ka­tho­li­schen Öster­rei­chi­schen Hochschuljugend.

Text: Giu­sep­pe Nardi

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2 Kommentare

  1. End­lich hat Rom hier auf die Auf­wie­ge­lung von Prie­stern gegen das kirch­li­che Lehr­amt reagiert.

    Zwar ist gegen die For­de­rung nach einem Zugang zum Prie­ster­tum für viri pro­ba­ti nichts einzwen­den, aber die Frau­en­or­di­na­ti­on ver­stößt in vol­lem Umfang dem Wilen des Herrn, der aus­schließ­lich Män­ner in das Apo­stel­kol­le­gie­um beru­fen hat.

    Mit dem Hin­weis auf die dama­li­gen gesell­schaft­li­chen Ver­hält­nis­se kann man die gesam­te Bibel auf den Kopf stel­len, so z. B. das Ehe­schei­dungs­ver­bot. Man könn­te damit argu­men­tie­ren, daß eine geschie­de­ne Frau in den wirt­schaft­li­chen Ruin gera­ten wäre, wenn sie von ihrer Her­kunfts­fa­mi­lie nicht wie­der auf­ge­nom­men wor­den wäre, aber arme Leu­te hat­ten nun ein­mal kein Geld, und Sozi­al­ver­si­che­rungs­sy­ste­me waren damals unbekannt.

    Die Bei­spie­le lie­ßen sich belie­big ver­meh­ren. Die Gesell­schaft als ein­zi­ge ernst­haf­te Auto­ri­tät ist eine von vie­len moder­nen Irrlehren.

    Jörg Gut­ten­ber­ger, Köln

  2. Also in mei­nen Augen hat sich hier der Vati­kan ein (wenig?) Lächer­lich gemacht, denn mit die­ser Aberken­nung nur des „EHRENTITELS“ hat doch der Vati­kan ein­ge­stan­den, das er schon zu wenig Macht hat, einen Unge­hor­sa­men Prie­ster zu lai­sie­ren oder sei­nes Amtes als Pfar­rer zu ent­he­ben. Kann und darf der Vati­kan nur mehr dann lai­sie­ren oder aus den Kle­rus aus­schlie­sen wenn dies von den Orts­bi­schö­fen „Gna­den­hal­ber“ erlaubt wird??? Man stel­le sich vor ein Pri­mar oder Pro­fes­sor der Chir­ur­gie der unzäh­li­ge Kunst­feh­ler oder gar Men­schen­le­ben auf den Gewis­sen hat, ver­liert nur sei­nen Titel „Pri­mar oder Pro­fes­sor“, darf aber den­noch unge­hin­det wei­ter ope­rie­ren um noch mehr Scha­den anzu­rich­ten, so und nicht anders hat hier der Vati­kan reagiert. Ehren­ti­tel weg, um die weni­gen noch treu­en Katho­li­en an der Stan­ge zu hal­ten und die vie­len „Bei­trags­zah­ler“ ja nicht zu erärgern.

    Got­tes und Mari­ens Segen auf allen Wegen

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