Neuerungen beim Heiligsprechungsritus – Rückkehr zur Kontinuität – Anna Schäffer und sechs weitere neue Heilige


(Vati­kan) In einem Inter­view mit dem Osser­va­to­re Roma­no berich­te­te Msgr. Gui­do Mari­ni, der Päpst­li­che Zere­mo­nien­mei­ster über die lit­ur­gi­schen Neue­run­gen bei Hei­lig­spre­chun­gen. Bei den Hei­lig­spre­chun­gen am kom­men­den Sonn­tag von Anna Schäf­fer, Gia­co­mo Bert­hieu, Pedro Calungs­od, Cate­ri­na Tekak­wi­tha, Gio­van­ni Bat­ti­sta Pia­mar­ta, Maria del Mon­te Car­me­lo Sal­lés y Bar­an­gue­r­as und Mari­an­na Cope wer­den die Ände­run­gen erst­mals ange­wandt, „um die grö­ße­re Bedeu­tung einer Hei­lig­spre­chung gegen­über einer Selig­spre­chung zu unter­strei­chen“, so Msgr. Marini.

Msgr. Guido Marini sprach mit Osservatore Romano über Veränderungen

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Die Hei­lig­spre­chung wird im Gegen­satz zur bis­he­ri­gen Pra­xis nicht mehr wäh­rend der Eucha­ri­stie­fei­er statt­fin­den, son­dern bereits davor. Die­ses Vor­zie­hen wur­de bereits im Rah­men ande­rer lit­ur­gi­scher Fei­ern umge­setzt, „man den­ke an das Resurr­exit am Oster­sonn­tag, oder an die Kre­ierung der neu­en Kar­di­nä­le beim Kon­si­sto­ri­um am ver­gan­ge­nen 18. Febru­ar oder die Seg­nung und Über­ga­be der Pal­li­en an die Metro­po­li­ta­nerz­bi­schö­fe am jüng­sten Hoch­fest der Apo­stel Petrus und Paulus“.

Grund dafür ist, so der Lei­ter des Amtes für die päpst­li­chen Lit­ur­gien, „zu ver­mei­den, daß in der Eucha­ri­stie­fei­er Ele­men­te vor­han­den sind, die nicht im eigent­li­chen Sinn dazu­ge­hö­ren, und damit ihre Ein­heit erhal­ten bleibt, wie es die Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on über die hei­li­ge Lit­ur­gie Sacro­sanc­tum con­ci­li­um wünscht“. Damit wer­de kei­ne über­lie­fer­te Tra­di­ti­on ver­än­dert, son­dern ledig­lich eine erst in jüng­ster Zeit ent­stan­de­ne Praxis.

Eucharistiefeier freihalten von Elementen, die nicht im eigentlichen Sinn dazugehören

Die Hei­lig­spre­chung sei in erster Linie ein kano­ni­scher Vor­gang, in dem das munus docen­di und das munus regen­di betei­ligt sind, wäh­rend das munus sanc­ti­fi­can­di erst in einem zwei­ten Moment hin­zu­tritt durch die kul­ti­sche Hand­lung nach der Heiligsprechung.

„Die Erneue­rung des Hei­lig­spre­chungs­ri­tus ist Teil des von Bene­dikt XVI. 2005 begon­ne­nen Weges“, so Msgr. Marini.

Damals gab die Kon­gre­ga­ti­on für die Hei­lig- und Selig­spre­chungs­pro­zes­se am 29. Sep­tem­ber nach ein­ge­hen­dem Stu­di­um theo­lo­gi­scher Aspek­te und pasto­ra­ler Not­wen­dig­kei­ten und nach Zustim­mung durch Bene­dikt XVI. bekannt, daß die Hei­lig­spre­chun­gen wei­ter­hin durch den Papst, die Selig­spre­chun­gen aber künf­tig durch einen von ihm ernann­ten Ver­tre­ter, meist durch den Prä­fek­ten der Hei­lig- und Selig­spre­chungs­kon­gre­ga­ti­on, und in den jewei­li­gen Diö­ze­sen statt­fin­den werden.

Päpstliche Autorität soll stärker hervortreten

Die Hei­lig­spre­chung „ist ein end­gül­ti­ges Urteil, mit dem der Papst fest­stellt, daß ein bereits zu den Seli­gen gerech­ne­ter Die­ner Got­tes in den Hei­li­gen­ka­len­der auf­ge­nom­men wird und durch die Welt­kir­che mit dem ent­spre­chen­den Kul­tus ver­ehrt wird. Es han­delt sich daher um einen uni­ver­sa­len, sicht­ba­ren Kult. Die dabei vom Papst aus­ge­üb­te Auto­ri­tät wird nun durch eini­ge ritu­el­le Ele­men­te noch deut­li­cher sichtbar.“

Zu den Neue­run­gen gehört „vor allem die drei­fa­che Peti­tio, wäh­rend der sich der Kar­di­nal­prä­fekt der Kon­gre­gra­ti­on für die Selig- und Hei­lig­spre­chungs­pro­zes­se sich an den Hei­li­gen Vater wen­det mit dem Ersu­chen, die Hei­lig­spre­chung der sie­ben Seli­gen vorzunehmen“.

Zudem wird die alte Tra­di­ti­on wie­der­auf­ge­grif­fen, „indem der Papst mit Nach­druck die Hil­fe des Herrn bei der Voll­endung die­ses wich­ti­gen Aktes erbit­tet. Vor allem als Ant­wort auf die zwei­te Peti­tio wird er den Hei­li­gen Geist anru­fen und nach die­ser Anru­fung wird der Hym­nus Veni crea­tor angestimmt.“

Jahrhundertealte Traditionen werden in erneuerter Form wieder aufgenommen

Erst­mals wird auch wie­der der Gesang des Te Deum, wie er bei Hei­lig­spre­chun­gen bis 1969 üblich war, die Pro­zes­si­on, Aus­stel­lung und Ver­eh­rung der Reli­qui­en der neu­en Hei­li­gen beglei­ten. „Die Pro­zes­si­on wird kurz vor dem Hei­li­gen Vater Halt machen, damit er die Reli­qui­en ver­eh­ren kann“, so Msgr. Marini.

Der erneu­ert Ritus wird vor allem ein ver­ein­fach­ter Ritus sein durch eine „har­mo­ni­sche Kon­ti­nui­tät einer jahr­hun­der­te­al­ten Tra­di­ti­on“, so der Zer­mo­nien­mei­ster. „Auf die­se Wei­se wird es mög­lich, die Pracht der noblen Ein­fach­keit zu verwirklichen“.

Die Hei­li­gen­li­ta­nei wird die Ein­gangs­pro­zes­si­on beglei­ten, wie es unter Papst Pius XII. üblich war, und damit gegen­über der bis­he­ri­gen Pra­xis vorgezogen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­kan­mün­ze Johan­nes XXIII. (1962)

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1 Kommentar

  1. Die Bemü­hun­gen des Hei­li­gen Vaters, sein Bestre­ben, Ele­men­te der Tra­di­ti­on in die nach­kon­zi­lia­re Lit­ur­gie ein­zu­fü­gen, sind nicht zu über­se­hen. In der Situa­ti­on jetzt kann er wahr­schein­lich nicht mehr tun.
    Denn die Zeit ist noch nicht reif. Für den Papst, der die Wun­de der Tra­di­ti­on hei­len wird, die dar­in besteht, dass sich die Kon­zil­s­päp­ste mehr oder weni­ger von der Tra­di­ti­on abge­wen­det haben. Der der Alten Mes­se, der tra­di­tio­nel­len Lit­ur­gie, den Platz ein­räumt, der ihr gebührt: den Ersten! Der dann ganz vor­sich­tig Über­leb­tes beschneidet.
    Nie­mand weiß, wann das sein wird. Aber die Zeit wird kommen.

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