(Jerusalem) 2013 werden die Katholiken des Heiligen Landes Ostern gemeinsam mit den Orthodoxen am 5. Mai feiern, und nicht am 31. März wie in der gesamten übrigen Welt. In Jerusalem und den anderen heiligen Stätten findet das Osterfest nach dem Julianischen Kalender statt, wie das Lateinische Patriarchat von Jerusalem mitteilte.
Der Heilige Stuhl stellt es ab 2013 den verschiedenen Riten frei, nach dem Gregorianischen oder dem Julianischen Kalender zu feiern. Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes haben daraufhin beschlossen, zur Stärkung der christlichen Einheit an den Orten, an denen der menschgewordene Gottessohn auf Erden geboren wurde, lebte und den Kreuzestod starb, dem Julianischen Kalender zu folgen, den auch die orthodoxen Christen gebrauchen.
Vom Gregorianischen zum Julianischen Kalender
Die ökumenische Geste von besonderer Tragweite hat auch mit pastoralen Fragen zu tun, da im Orient Ehen zwischen Angehörigen des lateinischen und orientalischer Riten häufig sind.
Die Fastenzeit, Ostern und Pfingsten werden gemäß dem gestern veröffentlichten Dekret des Lateinischen Patriarchats künftig nach dem Julianischen Kalender gefeiert und damit eine Anregung aufgegriffen, die von der Bischofssynode für den Nahen Osten 2010 angestoßen worden war. Die Entscheidung überwindet das Paradox unterschiedlicher Festzeiten auf demselben Territorium, und damit ein Element der Trennung, das bis in die Familien hineinreichte.
Regelung gilt 2013 ad experimentum
Das Dekret wurde ad experimentum erlassen und gilt vorerst nur für das Jahr 2013. 2014 fällt das Datum des Osterfestes ohnehin in beiden Kalendern auf den 20. April und führt damit ohne jedes Zutun die Riten zusammen. Bis zum Jahr 2015 werden das Lateinische Patriarchat und der Heilige Stuhl gemeinsam eine endgültige Regelung treffen. Die katholischen Bischöfe des Heiligen Landes haben bereits ihre Zustimmung für eine dauerhafte Übernahme des Julianischen Kalenders gegeben und den Wunsch geäußert, daß Rom die kanonische Zustimmung erteilen möge.
In Israel, Palästinensergebieten, Jordanien und Zypern feiert Ost- und Westkirche gemeinsam
Für das Jahr 2013 wird die Regelung die katholischen Pfarreien Israels, der Palästinensergebiete, Jordaniens und Zyperns betreffen und damit den gesamten Einzugsbereich des Lateinischen Patriarchats von Jerusalem. Zumindest 2013 gibt es jedoch zwei Ausnahmen. Die Pfarreien von Jerusalem und Bethlehem werden auch 2013 dem Gregorianischen Kalender folgen und Ostern am 31. März feiern.
Ausnahmen bilden Heilige Stätten von Jerusalem und Bethlehem wegen komplizierter Rechtssituation
Die beiden Ausnahmen hängen mit dem rechtlichen Status quo zusammen, der auf ein altes osmanisches Dekret zurückgeht, das exakt die genauen Tage und Uhrzeiten für die liturgischen Zelebrationen an den heiligen Stätten festlegt, die von verschiedenen Konfessionen genützt werden. Diese Bestimmungen in Jerusalem und in Bethlehem ändern zu wollen, gilt derzeit als aussichtslos, da die verschiedenen Konfessionen eifersüchtig auf jedes Komma, jeden Zentimeter und jede Minute in den heiligen Stätten pochen. Für die katholischen Pilger, die 2013 das Heilige Land aufsuchen und das Osterfest in Jerusalem oder Bethlehem feiern wollen, ändert sich daher nichts.
Das Zeichen, das im kommenden Jahr von den Katholiken gesetzt wird, wird für alle Christen des Nahen Ostens unübersehbar sein. Im Heiligen Land sticht die Trennung zwischen den Christen am deutlichsten ins Auge. Nicht selten wurde man dort auch Zeuge von Handgreiflichkeiten zwischen den Konfessionen. Das Lateinische Patriarchat will durch den einseitigen Schritt eine Geste des Vertrauens setzen und kommt damit einem Wunsch der Gläubigen nach, deren Familien das Fest zeitgleich feiern können.
Wunsch Benedikts XVI. zu weltweit einheitlichem Osterfest zwischen Orient und Okzident
Papst Benedikt XVI. äußerte mehrfach die Hoffnung, daß Katholiken und Orthodoxe bald weltweit zu einer Übereinkunft für die Feier des Osterfestes kommen. Das Heilige Land setzt den ersten Schritt dafür.
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Text: Giuseppe Nardi
Bild: Sizemore Insights