Enzyklika Benedikts XVI. über die dritte göttliche Tugend – Gute Kräfte fördern – Knackpunkt Konzil


(Vati­kan) Papst Bene­dikt XVI. schreibt an einer Enzy­kli­ka über den Glau­ben. Das genaue Ver­öf­fent­li­chungs­da­tum steht noch nicht fest. Wie der Vati­ka­nist Pao­lo Roda­ri berich­tet, könn­te dies Anfang 2013 der Fall sein. Die Nach­richt wur­de gestern bekannt­ge­ge­ben. Die Enzy­kli­ka fällt mit dem von Papst Bene­dikt XVI. aus­ge­ru­fe­nen Jahr des Glau­bens zusam­men, das von ihm am 11. Okto­ber fei­er­lich eröff­net wird. Das Datum fällt mit dem 50. Jah­res­tag der Eröff­nung des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils zusam­men und dem 20. Jah­res­tag der Ver­öf­fent­li­chung des neu­en Kate­chis­mus der katho­li­schen Kirche.

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Es han­delt sich nach Deus Cari­tas Est von 2006 (über die Lie­be) und Spe Sal­vi von 2007 (über die Hoff­nung) um die drit­te gött­li­che Tugend, den Glau­ben, der Bene­dikt XVI. eine Enzy­kli­ka wid­met. Sie wird inhalt­lich in erwei­ter­ter Form jene The­men behan­deln, die der Papst im Lau­fe des Glau­bens­jah­res in den Mit­tel­punkt stel­len wird. Dazu zählt vor allem das zen­tra­le The­ma der Wei­ter­ga­be des Glau­bens in einer Zeit star­ker Säku­la­ri­sie­rung, die in unter­schied­li­chen Vari­an­ten in allen christ­li­chen Staa­ten stattfindet.

Weitergabe des Glaubens in Staaten, deren Glauben vertrocknet

Staa­ten, die noch vor weni­gen Jahr­zehn­ten Hoch­bur­gen des katho­li­schen Glau­bens waren, teil­wei­se gera­de­zu Boll­wer­ke, haben heu­te eine Bevöl­ke­rung, die weit­ge­hend ungläu­big ist. Die gro­ße Her­aus­for­de­rung, die Papst Bene­dikt XVI. sieht, liegt dar­in, die Men­schen und Län­der wie­der für den Glau­ben zurück­zu­ge­win­nen. Im Zeit­raum von nur andert­halb Gene­ra­tio­nen sind gan­ze Land­stri­che, die zuvor frucht­ba­rer Boden für zahl­rei­che Prie­ster- und Ordens­be­ru­fun­gen waren, aus­ge­trock­net und zu Beru­fungs­step­pen gewor­den. Dazu gehö­ren Öster­reich eben­so wie Irland oder Que­bec in Kana­da. Dem Ver­sie­gen der Beru­fun­gen ging ein Abdrif­ten der Gläu­bi­gen vor­aus zwi­schen Glau­bens­ver­lust, Self-Made-Reli­giö­si­tät und laten­tem Rebel­len­tum gegen die „Amts“-Kirche. Vie­le Men­schen in die­sen Län­dern erklä­ren heu­te offen, „reli­gi­ons­los“ oder „glau­bens­los“ zu sein, oder sie hän­gen einem christ­li­chen Glau­ben an, der von der Kir­che nur als „lau“ bezeich­net wer­den kann. Eine „Lau­heit“, die nicht sel­ten von amtie­ren­den Funk­ti­ons­trä­gern in den Diö­ze­sen, Lai­en wie Prie­stern, geför­dert wur­de. Ein Blick in man­che Kir­chen­zei­tun­gen genügt, um etwa im deut­schen Sprach­raum sich ein Bild davon zu machen, wel­che Form katho­li­scher Kirch­lich­keit in man­chen Diö­ze­sen das Sagen hat.

Über die Wei­ter­ga­be des Glau­bens zu spre­chen, bedeu­tet für den Papst daher auch über das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zu spre­chen, das noch immer die Kir­che spal­tet. Es geht um die Inter­pre­ta­ti­on des Kon­zils. Bene­dikt XVI. beharrt auf einer Les­art, die nicht mit der Tra­di­ti­on bricht. Seit dem ersten Jahr sei­nes Pon­ti­fi­kats betont er, daß es in der Kir­chen­ge­schich­te kei­ne Brü­che geben kön­ne, wes­halb das Kon­zil auch nur aus der Über­ein­stim­mung mit der zwei­tau­send­jäh­ri­gen Tra­di­ti­on der Kir­che gele­sen wer­den kön­ne. Die­se Les­art leug­net nicht das Fort­schrei­ten der Kir­che in der Zeit. Es kön­ne für die Kir­che, die in Raum und Zeit exi­stiert und wirkt, weder einen Bruch geben, der die Kir­chen­ge­schich­te im Jahr 1962 begin­nen las­se und das Davor ver­wirft. Eben­so wenig kön­ne es einen Bruch geben, der die Kir­chen­ge­schich­te 1962 enden läßt und ein­frie­ren möch­te. Bei­de Vari­an­ten stel­len ein Para­dox dar.

Das Paradox: Kirchengeschichte nur ab 1962 oder nur bis 1962 gelten zu lassen

Die Les­art des Pap­stes sieht ein kon­ti­nu­ier­li­ches Fort­schrei­ten der Kir­che in der Geschich­te aus der Tra­di­ti­on her­aus und mit einem unver­än­der­li­chen Glau­bens­gut aus­ge­stat­tet. Eine Hal­tung, die ihn sowohl den Angrif­fen libe­ra­ler Krei­se aus­setzt, die der Tra­di­ti­on bewußt den Rücken zukeh­ren und von einer ganz ande­ren Kir­che träu­men, als auch tra­di­tio­na­li­sti­scher Krei­se, die zum Teil ängst­lich rück­wärts­ge­wandt sind und sich sogar davor fürch­ten, die zwei­deu­ti­gen Pas­sa­gen in Kon­zils­do­ku­men­ten ein­deu­tig aus der immer­wäh­ren­den Tra­di­ti­on her­aus zu interpretieren.

Papst Bene­dikt XVI. schrieb die neue Enzy­kli­ka die­sen Som­mer in Castel Gan­dol­fo nie­der. In den drei Som­mer­mo­na­ten brach­te er den drit­ten Band sei­ner Jesus-Bio­gra­phie in die End­fas­sung und gleich­zei­tig sei­ne vier­te Enykli­ka zu Papier, Zei­chen dafür, wie wich­tig es ihm ist, in sei­nem Pon­ti­fi­kat das Amt des Pap­stes und des Theo­lo­gen zusam­men­zu­füh­ren. Der drit­te Jesus-Band dürf­te jeden­falls noch vor Weih­nach­ten vor der vier­ten Enzy­kli­ka erscheinen.

Neue Enzyklika über den Glauben „ist wunderbar“

Pao­lo Roda­ri zitiert einen „hohen Prä­la­ten“ über die Enzy­kli­ka mit den Wor­ten: „Sie ist wun­der­bar“. Dem Papst gelin­ge es, „mit einer schö­nen und ein­fa­chen Spra­che auch kom­ple­xe und tief­grün­di­ge Wahr­hei­ten ver­ständ­lich auszudrücken“.

Die Enzy­kli­ka wer­de erst 2013 erschei­nen, weil der Hei­li­ge Stuhl nicht wol­le, daß zen­tra­le Momen­te der Glau­bens­ver­kün­di­gung die­ses Pon­ti­fi­kats durch Skan­da­le von den Medi­en ver­dun­kelt wer­den. Aus die­sem Grund rech­net man in Rom mit einem schnel­len Ver­fah­ren gegen den Kam­mer­die­ner, der offen­sicht­lich gegen Geld Doku­men­te des Pap­stes ent­wen­det hat­te. Der Auf­trag­ge­ber und Nutz­nie­ßer die­ses Dieb­stahls ist noch nicht bekannt und offen­bar rech­net man auch nicht damit, daß Gabrie­le einen Namen bekannt­ge­ben wird. Die Rol­le des Jour­na­li­sten Nuz­zi, des­sen Buch mit Tei­len der gestoh­le­nen Doku­men­te inzwi­schen in meh­re­re Spra­chen über­setzt wur­den, wur­de dabei nicht näher geklärt.

Im Vati­kan spricht man davon, daß das Pon­ti­fi­kat Bene­dikts XVI. „ein Augen­blick des Lichts für die Kir­che“ sei. Die von den Medi­en ver­stärk­ten, teils auf­ge­bausch­ten und in den Mit­tel­punkt gestell­ten Skan­da­le wür­den das Licht nicht wirk­lich zu den Men­schen durch­drin­gen lassen.

Papst Bene­dikt XVI. rech­net bei der Wei­ter­ga­be des Glau­bens an die näch­sten Gene­ra­tio­nen mit den „guten Kräf­ten“ der Kir­che, auf die er zählt und die er zu för­dern versucht.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Der klei­ne Garten

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6 Kommentare

  1. Viel­leicht kann mir jemand erklä­ren, was „die Her­me­ne­tik der Kon­ti­nui­tät oder der Reform“ INHALTLICH bedeu­tet. Wie sie kon­kret anzu­wen­den ist.
    Also, in mei­nem „Hol­län­di­schen Kate­chis­mus“ befin­det sich ein Anhang einer vati­ka­ni­schen theo­lo­gi­schen Kom­mis­si­on, der die schlimm­sten Irr­tü­mer die­ses flott geschrie­be­nen Mach­werks korrigiert.
    Wenn sich mir Fra­gen stel­len bzgl. wider­sprüch­li­cher Aus­sa­gen von Kon­zils­tex­ten, wider­sprüch­lich in zwei For­men: a) weil sie sich selbst oder ande­ren Kon­zils­tex­ten, b)der bis­he­ri­gen Tra­di­ti­on wider­spre­chen, wie gehe ich vor. Den KKK zur Hand neh­men? Wenn der jetzt aber mei­nem vor­kon­zi­la­ren Kate­chis­mus wider­spricht, war dann falsch, was ich als „vor­kon­zi­lia­re Schü­le­rin“ gelernt habe? Was mir vom Reli-Leh­rer bei­gebracht wur­de, vor allem aber den „vor­kon­zi­lia­ren Prie­stern“ in der Pre­digt ver­kün­det wurde?
    Weil es einen kon­ti­nu­ier­li­chen Fort­schritt in der Kir­che gibt, nie einen theo­lo­gi­schen Niedergang?
    Nie mehr Häre­si­en, die zu bekämp­fen sind?

  2. Zitat:
    „Staa­ten, die noch vor weni­gen Jahr­zehn­ten Hoch­bur­gen des katho­li­schen Glau­bens waren, teil­wei­se gera­de­zu Boll­wer­ke, haben heu­te eine Bevöl­ke­rung, die weit­ge­hend ungläu­big ist.“

    War­um wun­dert man sich darüber?

    Im Gefol­ge des 2. Vati­ka­nums wur­den doch katho­li­sche Staa­ten von den PÄPSTEN zur Tren­nung von Staat und Kir­che GEZWUNGEN!

    Wenn das kein Bruch mit der Tra­di­ti­on ist, was ist es dann? Und war­um beweint man die Fol­gen, ohne den Wil­len zu haben, die Ursa­chen anzugehen?

    War­um sind die, die auf die­se Din­ge hin­wei­sen, Pha­ri­sä­er? Und war­um liest der Papst kei­ne Hl. Mes­se im ausser­or­dent­li­chen Ritus?

  3. Als ich nach Jahr­zehn­ten die Alte Mes­se wie­der ent­deck­te, da war mein über­wäl­ti­gen­der Ein­druck: Das ist katho­lisch! Davon war ich so erfüllt, dass sich mir die Fra­ge zunächst nicht stell­te: Habe ich Jahr­zehn­te an kei­ner oder einer „halb­ka­tho­li­schen Mes­se“ teilgenommen?
    Nun, gül­tig waren sie, aber wirk­lich im Voll­sinn katho­lisch? Wenn ich mich in die Myste­ri­en­theo­lo­gie Odo Casels ver­tie­fe, die der Neu­en Mes­se zugrun­de liegt, es kann den Schlaf rau­ben. Denn:
    Alte Mes­se – alter Glaube
    Neue Mes­se – neu­er Glaube.
    Das führt irgend­wann zur Kir­chen­spal­tung. Der Glau­be der Kir­che und das Gebet der Kir­che las­sen sich nicht tren­nen. Nicht auf Dau­er und langfristig.
    Die FSSPX hat das „Lit­ur­gie­pro­blem“ 2001 dem Papst in einer Stu­die vor­ge­legt. Dass sie eine Ant­wort bekom­men hat, ist mir nicht bekannt.
    Enzy­klen über den Glau­ben in schö­ner Spra­che, wenn sie die Grund­pro­ble­me der Glau­bens­kri­se über­ge­hen, schei­nen mir in die­ser Situa­ti­on nicht hilfreich.

    • Alte Mes­se – alter Glau­be (FSSPX, even­tu­ell Tei­le der FSSP und eini­ge weni­ge Bischöfe)
      Neue Mes­se – neu­er Glau­be (Papst und die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit der Bischöfe)

      „Das führt irgend­wann zur Kirchenspaltung.“

      Und genau DANN haben die, die alte Mes­se besu­chen, ein Rie­sen-Pro­blem: Ubi Petrus ibi Ecclesia.

      Dann ist guter Rat wahr­lich „teu­er“.

      • Sehr geehr­ter Herr Bell,

        die Kir­chen­spal­tung ist gege­ben, ist nur nicht durch gewalt­tä­ti­ge Inbe­sitz­nah­men offenkundig.

        Die Zukunft der Kir­che liegt sicher in den Hän­den unse­res Hl. Vaters, der den Weg der Ver­söh­nung vor­zeich­net: Die Neue Mes­se ist [n.m.Mng eine Revo­lu­ti­on] gül­tig, weil sie die Haupt­tei­le ent­hält – Opfe­rung, Wand­lung und Kom­mu­ni­on. Daß es Prie­ster gibt, die eigent­lich nur die Mahl­fei­er möch­ten, ist bekannt. Und die wird weder Papst noch Bischof zum Umden­ken brin­gen. Die brau­chen Gebet und Opfer der Gläu­bi­gen, damit ihnen die Gna­de der Bekeh­rung geschenkt wird.

        Die Pius­brü­der zeich­nen sich durch luthe­ri­sche Stur­heit aus. Deren Her­um­rei­te­rei auf ein­zel­nen Posi­tio­nen hal­te ich für falsch, aber sie ste­hen der Kir­che am näch­sten. Wie hart sich sol­che Grup­pen tun, sieht man an den Alt­ka­tho­li­ken, bei denen sich aller­dings das Katho­li­sche ver­flüch­tigt hat. 140 Jah­re sind aber auch eine lan­ge Zeit.

        Die Alte Mes­se ist doch da, eben auch durch (!) Petrus. Nur der Weg zur Mes­se kann teu­er werden.

  4. „Das führt irgend­wann zur Kir­chen­spal­tung“, auch als ein­fa­che, unbe­deu­ten­de Kom­men­ta­to­rin schrei­be ich nicht gern solch einen Satz. Wer kann für sich die Pro­phe­ten­ga­be bean­spru­chen? Doch die­ser Gabe bedarf es nicht. Ein Blick auf die Rea­li­tät genügt. Dann weiß man, dass die­se Spal­tung de fac­to ein­ge­tre­ten ist. Letz­tes Bei­spiel: P. Hagen­kord SJ, Lei­ter der deut­schen Redak­ti­on von Radio Vati­kan. In sei­nem jüng­sten Bei­trag für KNA erklärt er schlicht und ein­fach den Glau­ben der Ver­gan­gen­heit, den Glau­ben unse­rer Groß­el­tern, Vor­fah­ren für obso­let. „Neue­van­ge­li­sie­rung“ dür­fe nicht „Wie­der­evan­ge­li­sie­rung“ sein. Es geht ihm ein­deu­tig um eine neue Kir­che, einen neu­en Glau­ben, des­sen Prin­zi­pi­en von der Sozio­lo­gie her­ge­lei­tet werden.
    Er muss „kei­ne dok­tri­nel­le Prä­am­bel unter­schrei­ben“, kein libe­ra­ler Amts­trä­ger, der alle Kon­zi­li­en leug­net, muss das.
    Papst Bene­dikt trägt für die­se Zustän­de real kei­ne Ver­ant­wor­tung. Ich wün­sche mir, er spricht sie aber in sei­ner Glau­bens­en­zy­kli­ka an.

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