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von Francisco José Fernández de la Cigoña
(Madrid) Der Ausschluß eines der vier von Msgr. Lefebvre geweihten Bischöfe könnte einen Wendepunkt für die Piusbruderschaft bedeuten. Was wird Williamson machen? Wird er etwas eigenes gründen? Wenn er es tut, wie viele werden ihm folgen? Es gibt einen weiteren Bischof, wenn auch mit deutlich weniger Persönlichkeit, mit ähnlichen Positionen wie denen des Engländers. Könnte er den nächsten Vogel abschießen? Mit Williamson? Mit einem anderen Projekt? Und vielleicht könnte noch ein dritter Bischof seine Brüder nachahmen, auch wenn er in jüngster Zeit mit größerer Zurückhaltung zu handeln scheint. Das wäre dann wohl das Ende für die Piusbruderschaft.
Das Werk Msgr. Lefebvres hat der Kirche Nutzen gebracht
Wäre das gut für die katholische Kirche? Ich denke nicht. Vielmehr bin ich der Meinung, daß das Werk von Msgr. Lefebvre, das in einer Reihe von Punkten nur schwer vertretbar ist, der Kirche Nutzen gebracht hat. Seine Anklagen gegen die vielen Mißbräuche, die wir nach dem Konzil erlebt haben, haben zu einem guten Teil dazu beigetragen, daß sie zwar nicht verschwunden, aber deutlich weniger geworden sind.
Junger Klerus der Kirche steht nicht mehr auf entgegengesetzten Positionen
Die Hermeneutik der Kontinuität, der einzig mögliche Weg für die Kirche, ist kein Zugeständnis an die Piusbruderschaft, entspricht allerdings der Linie, die Msgr. Lefebvre eingefordert hat. Die Liturgie, die er wünschte, ist heute kirchliche Realität, natürlich mit Schwierigkeiten und Hindernissen, aber sehr lebendig und an zahlreichen Orten. Der junge Klerus, der nachkommt, steht nicht mehr auf grundsätzlich entgegengesetzten Positionen zur Piusbruderschaft. Das Konzil ist natürlich in seiner Gesamtheit unbestritten, es ist aber nicht mehr eine Art Talisman, der alle Türen öffnen wird, sondern ein ökumenisches Konzil, mit verbindlichen und ebenso mit vergänglichen Teilen oder sogar solchen, die sich als ineffizient erwiesen für das, wofür sie gedacht waren. Und was die päpstlichen Handlungen anbelangt, gilt, was immer schon galt. Die päpstliche Unfehlbarkeit gilt nur sehr eingeschränkt. Der Papst kann sich bei einer Ernennung, einer Reise, einer persönlichen Erklärung irren. Und manchmal tut er das auch. Und andere Male denken wir, und zwar viele, daß er sich irrt und in Wirklichkeit sind wir es, die wir uns irren. Es entspricht nicht der kindlichen Liebe, die man dem Heiligen Vater schuldet, wenn man wegen der ersten Sache, die man für eine Fehlentscheidung hält, sofort auf Distanz geht. Das heißt nicht, daß man jeder seiner Handlungen Beifall zollen muß.
Im nächsten Konsistorium wird Benedikt XVI. zwei Kardinäle kreieren, die mir sehr diskutabel erscheinen. Jener von Bogotà und jener von Manila. Ich meine das ausdrücklich. Aber ich erkenne an, daß der Papst über viel bessere Informationen verfügt als ich, und ich mich daher irren kann. Und ab dem Tag ihrer Erhebung werden sie für mich Kardinäle der Heiligen Römischen Kirche sein. Auch wenn sie mir nicht behagen. Man kann unmöglich erwarten, daß alles, was der Papst macht, immer alle Katholiken zufrieden stellt. Er ist es, der die Kirche im Auftrag Christi zu regieren hat und nicht im Auftrag von irgendwem von uns und nach unserem Geschmack. Obwohl wir einen solchen haben und auch äußern können.
Einigung mit Rom ohne Williamson leichter – Piusbruderschaft kann wirksam zur Neuevangelisierung beitragen
Die Anhänger von Msgr. Lefebvre, gereinigt von einigen Elementen, die wenig oder nichts Katholisches haben, können wirksam zur Neuevangelisierung beitragen, was nicht ein neues Evangelium meint, sondern neu zu evangelisieren. Ich bin überzeugt davon, daß sie mit ihren besonderen Charismen einen Platz in der Kirche haben. Nur müssen sie umkehren und die Kirche sie aufnehmen. Indem beide, die einen, wie die anderen guten Willen zeigen. Ohne Williamson kann es leichter sein. Gebe Gott, daß es geschieht.
Piusbruderschaft muß in Gehorsam nach Rom zurückkehren – Ohne Petrus dringt Wasser in das Boot ein
Draußen zu bleiben hieße nur, daß jemand seine eigene Sondersubkirche haben will. Was den sicheren Tod und die Auflösung zur Folge hat. Es ist noch zu sehen, wer Williamson folgen wird. Und morgen schon werden sich einige dieser Anhänger von ihm abwenden. Gleiches kann auch mit jenen geschehen, die mit Msgr. Fellay bleiben werden, wenn andere Wortführer auftreten und neuen Widerspruch und Uneinigkeit sähen. Und niemand darf sich einbilden, daß die Worte des göttlichen Stifters der Kirche an Msgr. Lefebvre oder an irgendeinen von ihm geweihten Bischof gerichtet wurden oder an jene, die sie weihen werden. Sie sind nicht Petrus. Deshalb dringt Wasser in ihr Boot ein. Die Katholiken können nur mit dem Papst und unter dem Papst sein. Auch wenn der Papst kein Heiliger sein sollte.
Wer nicht zu Rom zurückkehrt hat nur traurige Zukunft der Sekten vor sich
Gott will, daß dieser offene Bruch in der Piusbruderschaft sie vielleicht auf den Weg zurück nach Rom bringt. Wer nicht umkehrt, hat nur die traurige Zukunft der Sekten vor sich. Die Aufsplitterung.
Text: Intereconomia – La Gaceta
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: CTV/Cantuale Antonianum