(Paris) Im französischen Verlag Godefroy de Bouillon ist ein Buch über die von Papst Benedikt XVI. seit Beginn seines Pontifikats umgesetzte Liturgiereform erschienen. Autor ist der Priester Paul Aulagnier. Das Buch faßt mehrere seiner Vorarbeiten zum Thema zusammen und bietet eine kenntnisreiche Gesamtschau der vergangenen sieben Jahre liturgischer Erneuerung. Wesentlicher Ausgangspunkt der Ausführungen ist das Motu proprio Summorum Pontificum von 2007, mit dem die klassische Form des Römischen Ritus als „außerordentliche Form“ wieder in die Kirche zurückgeführt und neben die „ordentliche Form“ gesetzt wurde. Aulagnier zeichnet die Etappen nach, wie durch die Umsetzung des Motu proprio die „Alte Messe“ seither in der Kirche ihre Rückkehr erlebt.
Der Autor geht jedoch nicht nur der Frage nach, wie Summorum Pontificum umgesetzt wird, sondern auch der Vorgeschichte, wie es zum Motu proprio kam. Bereits 1986 habe sich, so Aulagnier, eine vom damaligen Papst eingesetzte Kommission von Kardinälen für die Rückkehr zur tridentinischen Messe ausgesprochen und auch der Papst habe dem nicht ablehnend gegenübergestanden. Einige Bischofskonferenzen hätten dann jedoch durch ihren Widerstand das ganze Vorhaben verhindert. So mußte die Kirche bis 2007 warten, damit die Wiederanerkennung der Messe aller Zeiten möglich wurde.
Aulagnier veröffentlicht und analysiert alle wichtigen Dokumente zum Thema und kommt zum Schluß, daß Papst Benedikt XVI. mit seiner Reform der Reform in Zukunft wiederum nur eine einzige Form des Römischen Ritus anstrebt. Derzeit stehen die ordentliche und die außerordentliche Form des Römischen Ritus nebeneinander. Der Papst schrieb bereits im Motu proprio von der gewünschten „gegenseitigen Befruchtung“. Selbst die Benennungen, die noch eine Hierarchie erkennen lassen, seien einer Verschiebung unterworfen, die sprachlich die „Alte Messe“ aufwertet. Benedikt XVI. Ziel sei es, daß die Liturgie sowohl in der Kirchensprache als auch in den Volkssprachen in derselben Form zelebriert werde. Er wolle, daß beide Formen ineinanderfließen und wieder eins werden und dies aus der Tradition heraus tun. Wo immer Papst Benedikt XVI. seit Beginn seines Pontifikats Schritte der liturgischen Erneuerung setzt, sind diese tridentinisch, so Aulagnier.
Der Autor läßt erkennen, daß Benedikt XVI. in seiner liturgischen Erneuerung schneller noch deutlicher Schritte gesetzt hätte, daß es jedoch starken Widerstand aus den Reihen der Bischöfe gegeben habe, so jenen des französischen und des deutschen Episkopats vor der Veröffentlichung des Motu proprio Summorum Pontificum, und es diesen Widerstand noch immer gibt, wenngleich er schwächer wird. Der Papst habe sein Tempo verlangsamt, weil er überzeugen und gewinnen wolle.
Vielleicht noch wichtiger, so Aulangier, als die päpstlichen Dokumente ist das Vorbild des Papstes bei der praktischen Umsetzung der Reform. Es gebe eine „pädagogische“ Vorgangsweise des Papstes durch sein Vorbild, das zwar langsam wirke, aber es wirke und dies weltweit. Die Zahl der Meßorte im Alten Ritus nehmen überall zu. Dennoch sei während dieses Pontifikats noch keine substantielle Veränderung des Missale Pauls VI. erfolgt, sieht man von der Neuübersetzung des Missale ins Englische ab. Aulangier schließt mit einem Verweis auf einen Vortrag von Msgr. Athanasius Schneider in Paris über die fünf Wunden der Liturgie. Der Autor meint, daß es langfristig schwer vorstellbar sei, daß zwei Missale gleichwertig nebeneinander existieren, es zur Überwindung dieser Situation noch vieler Schritte bedürfe.
Ein Buch, das sich selbst als „Bestandsaufnahme“ versteht, über das noch viel gesprochen werden wird. Der Autor, Paul Aulangnier war einer jener Seminaristen des Französischen Seminars in Rom, die sich in der Nachkonzilszeit um Hilfe an Erzbischof Marcel Lefebvre wandten und diesem folgten. 1971 von Msgr. Lefebvre zum Priester geweiht, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Priesterbruderschaft St. Pius X. Von 1976 bis 1994 war er deren Distriktoberer in Frankreich und maßgeblich am Aufbau der Bruderschaft in ihrem „Stammland“ beteiligt. 2004 wurde er aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen, weil er die Einigung der Apostolischen Personaladministratur St. Johannes Maria Vianney in Brasilien mit dem Heiligen Stuhl unterstützte. Pater Aulagnier fand beim Institut du Bon-Pasteur eine neue Heimstatt, das von Papst Benedikt XVI. als Institut päpstlichen Rechts errichtet worden ist.
Text: Riposte Catholique/Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique
es ist mir unverständlich wie jeman der die Problematik so genau kennt wie dieser Hw Herr das MP als „Reform“ sieht das MP fordert ja die anerkennung der Liturgiereform löst so mit die seit 1969 bestehenden Fragen nicht
Es ist und bleibt eine gute Lösung für Nostalgiker die ab und zu mal gern eine alte Messe haben weil es „so schön“ ist aber für diese Leute reicht auch der NOM in Latein und röm Kasel egal ob „Volksaltar“ oder Hochaltar aber das MP ist keine Lösung für jene die die Alte Messe gerettet haben von 1969–2007 daß es da keine Lösung gibt sieht man ja deutlich amVerlauf der Gespräche zwischen ED und FSSPX.
Das MP Summorum Pontificum war ein wirklicher Fortschritt. Gerade für die Katholiken, die den Weg zur Piusbruderschaft nicht gehen wollten, wegen des irregulären Status und der vielen Vorurteile, die leider von allen Seiten, auch von traditionellen Katholiken, verbreitet werden. Ich habe die Alte Messe wieder entdeckt nicht in einer Kapelle der Piusbruderschaft, sondern aufgrund des MP Summorum Pontificum. Und sie ist für mich unentbehrlich geworden. Dass sich meine Einstellung zur FSSPX dadurch geändert hat, ist die Folge. Ich finde keine Worte, die meine Danbarkeit ausdrücken können, die ich für Erzbischof Lefebvre empfinde, dem großen Verteidiger des Messopfers.
Das Buch von Aulagnier ist reines Wunschdenken. Mehr noch, seine Gedanken sind gefährlich.
Weil die Eucharistiefeier Paul VI. und das katholische Messopfer aller Zeiten zwei verschiedene Theologien als Hintergrund haben. Die nicht vereinbar sind. Wenn man Falsches mit Richtigem vermischt, belibt das Ergebnis falsch.
Fortsetzung:
Es gibt keine liturgische Erneuerung ohne eine Vertiefung des Glaubens. Was heißt Vertiefung, in der Nachkonzilskirche haben die wenigsten Katholiken die Möglichkeit, ihren Glauben überhaupt kennenzulernen.
Es scheint nicht möglich, ein häresiefreies Dogmatik-Buch zu verfassen, das als Grundlage die Texte des II. Vatikanums wählt. Doch das II. Vatikanum wollte ja keine Dogmen…Man kann es aber auch nicht übergehen.
Gott sei Dank gibt es die Alte Messe. Sich in sie zu vertiefen, heißt auch, sich in den Glauben zu vertiefen. Sie ist „gelebte Dogmatik“.
Auf den Zusammenhang zwischen Messopfer und katholischem Glauben hat Erzbischof Lefebvre immer wieder hingewiesen. Er hat gewarnt, gemahnt, den Glaubensabfall vorausgesagt.
Wenn Aulagnier in seinem Buch nicht darauf eingeht, dann versucht er, Symptome zu kurieren. Solange das Konzil nicht auf den Prüfstand kommt, und das wird noch dauern, kann ich nur bitten: Lasst uns die „Messe aller Zeiten“. Unvermischt. Pur!
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Was bedeutet „Messe aller Zeiten“?