(Bamberg) „Asinus asinum fricat“, so der Altphilologe und Journalist Francesco Colafemmina über die Ausstellung „Moderne Kunst im Dom“ in der romanischen Kathedrale von Bamberg, die keinen Anstoß erregt, wie Colafemmina beklagt. In der fränkischen Bischofsstadt haben die beiden Kuratoren Bernd Goldmann und Roland Baierl, letzterer als Projektreferent des Erzbistums Bamberg, 13 zeitgenössische Künstler aufgeboten, die 35 moderne „Interpretationen“ ebenso vielen alten Kunstwerken gegenüber stellen. Das Besondere der Ausstellung liege im „Gegenüber“. Der Katalane Jaume Plensa etwa stellte den großen Marmorkopf „Awilda in Bamberg“ dem berühmten „Bamberger Reiter“ gegenüber.
Laut Erzbischof Ludwig Schick sei die Ausstellung eine „Einladung“, die vorhandenen Kunstwerke des 1000 Jahre alten Doms „wieder intensiver wahrzunehmen“, aber auch zeitgenössische Kunst „zu betrachten“ und „zu bewerten“. Mit der Ausstellung, so der Erzbischof, „setze man ein Zeichen“, daß „Kunst nicht am Ende“ sei, auch nicht die „religiöse Kunst“. Nach jenen von 2002 und 2004, handelt es sich bereits um die dritte Ausstellung „moderner Kunst“ im Bamberger Dom.
Im Erzbistum zeichnet Domkapitular Norbert Jung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur im erzbischöflichen Ordinariat, für die Ausstellung verantwortlich. Jung betonte, daß der Dom „kein Museum“ sei, sondern „ein Zeugnis des auch im 21. Jahrhunderts lebendigen Glaubens“.
Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Aussage hegt unterdessen der Altphilologe und katholische Journalist Francesco Colafemmina, der insgesamt scharfe Kritik an der Ausstellung übte. Auf dem Blog Fides et Forma, der sich schwerpunktmäßig unter anderem mit sakraler Kunst und Architektur befaßt, beklagt Colafemmina die mangelnde Ehrfurcht vor dem Heiligen, im konkreten Fall vor dem Haus Gottes. „Gewöhnt, die sakralen Orte zu prostituieren, haben es die neuen kirchlichen Kuppler des 21. Jahrhunderts sogar geschafft, die deutschen Gläubigen (es sind nur mehr wenige, um ehrlich zu sein) davon zu überzeugen, daß das Haus Gottes gelegentlich in einen Hort des Lächerlichen und Geschmacklosen verwandelt werden kann.“
Es sei „offensichtlich“, daß „guter Geschmack und gesunder Menschenverstand“ an bestimmten Orten nicht mehr zu Hause seien, so Colafemmina. Der mehrfache Buchautor beklagt, daß im Widerstreit zwischen gläubigem Empfinden und zeitgenössischer Kunst „immer letztere“ Recht bekäme, weil, so Colafemmina, auch in einigen kirchlichen Kreisen eine Sichtweise der Ästhetik vorherrsche, der die katholische völlig fremd ist, ihr sogar in Feindschaft gegenüberstehe.
Colafemmina wirft beispielhaft dem Künstler Volker März und den kirchlichen Verantwortungsträgern „Heuchelei“ vor. Im Bamberger Dom wurden eine Reihe von März‘ Skulptur-Installationen ausgestellt, so auf einem Esel reitende Figuren, ein Mann, der auf den Schultern einer Frau steht, verschiedene Puppen, die mit brennenden Köpfen von den Gewölben eines Seitenschiffs hängen. Es sei „heuchlerisch“, so der Kritiker, daß der Künstler und die Kuratoren im Bamberger Dom auf die Ausstellung seiner sexistischen Figuren und Installationen verzichtet haben, darunter die Darstellung eines Affen beim Geschlechtsakt in tierischer Position mit einer Frau. Colafemmina sieht darin einen Ausdruck des Relativismus. Die Tatsache, daß eine Kathedrale als Ausstellungsraum zweckentfremdet werde, belege die Gleichgültigkeit gegenüber dem Sakralen, die auch durch „wortreiche Leerformeln“ nicht übertüncht werden könne.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons/Fides et Forma
Wenn die sakralen Orte von Bischöfen und ihren Ordinariaten „prostituiert werden“, wenn Katholiken regelrecht abgestumpft, unfähig gemacht werden für das Heilige, wie können sie dann noch in eine Gesellschaft hineinwirken, für die Pornografie selbstverständlich ist, Hedonismus der höchste Wert zu sein scheint.
Zugegeben, das klingt überspitzt. Viele Menschen bei uns haben sich noch ein Gefühl für Würde, für Anstand bewahrt.
Doch die Orientierungsloskeit nimmt stetig zu. Auch in der Kirche. „Bamberg“ ist doch kein Einzelfall. Es wird zur Regel. Der Niedergang geht weiter.