(Shanghai) Nach mehreren unrechtmäßigen Bischofsweihen in der Volksrepublik China, die vom kommunistischen Regime am Vatikan vorbei angeordnet und durchgeführt worden sind, erfolgte vor wenigen Tagen die rechtmäßige Weihe eines von Papst Benedikt XVI. berufenen Bischofs. Am Samstag, den 7. Juli wurde Msgr. Thaddeus Ma Daqin zum Weihbischof des Bistums Shanghai geweiht. Nur wenige Stunden nach seiner Weihe wurde er jedoch von der Staatspolizei verschleppt. Von dem Bischof fehlt seither jede Spur. Laut inoffiziellen Quellen werde der Weihbischof im Seminar von Sheshan unter Hausarrest festgehalten. Die Polizei verhindere die Ausübung seines Bischofsamtes. Die Behörden verweigern bisher jede Auskunft.
Msgr. Ma, 44 Jahre alt, wurde vom Heiligen Stuhl als Weihbischof von Shanghai anerkannt. Für das Pekinger Regime gilt er jedoch als Erzbischof-Koadjutor. Er wurde 1994 zum Priester geweiht, nachdem er seine Studien am Priesterseminar von Sheshan absolviert hatte.
Peking verhindert Ausübung des Hirtenamtes
Im Gegensatz zur unrechtmäßigen Weihe von Harbin vom 6. Juli, war die Weihe von Msgr. Ma weder von der Regierung noch den mit der regimehörigen Patriotischen Vereinigung verbundenen Medien unterstützt worden. Die Nachricht der Bischofsweihe wurde in den chinesischen Medien nur durch wenige Zeilen auf einigen lokalen Internetseiten bekannt.
Laut Quellen von Asianews, die an der Bischofsweihe teilgenommen hatten, habe Msgr. Ma während des feierlichen Hochamtes „großen Mut“ gezeigt. Er gab offiziell seinen Austritt aus der Patriotischen Vereinigung bekannt. Diese Vereinigung wurde nach dem Vorbild im ehemaligen Ostblock vom kommunistischen Regime gegründet und wird von der KP der Volksrepublik China kontrolliert , um die Katholiken des Landes in einer nationalstaatlichen, von Rom und der Weltkirche abgetrennten „Kirche“ zu organisieren. Alle Priester und Bischöfe der Volksrepublik stehen unter ständigem Druck, dieser staatlichen Vereinigung beizutreten und damit ihre Regimehörigkeit und ihre Distanzierung von Rom unter Beweis zu stellen.
Neuer Weihbischof verweigerte Handauflegung durch regimetreuen Bischof
Der neugeweihte Bischof weigerte sich, daß ihm auch vom anwesenden regimetreuen und von Rom nicht anerkannten Bischof von Mindong (Fujian), Msgr. Zhan Silu die Hände aufgelegt werden.
Am Morgen des 7. Juli hatten sich die Priester der Diözese von Shanghai in der Kapelle der bischöflichen Residenz zur Heilige Messe versammelt, die von Msgr. Jin Luxian, dem Bischof von Shanghai zelebriert wurde. In deren Rahmen wurde die Päpstliche Ernennungsbulle verlesen und Msgr. Ma legte sein Glaubensbekenntnis ab. Anschließend begaben sich alle in die nahegelegene Kathedrale, in der die Bischofsweihe von Msgr. Ma, an der mehr als 1200 Gläubige teilnahmen, stattfand. Daran nahmen auch die Bischöfe Msgr. Jin Luxian Msgr Shen Bin von Haimen und Msgr. Xu Honggen von Suzhou teil. Es konzelebrierten Msgr. Cai Bingrui von Xianmen, Msgr. Li Suguang von Nanchang und der bereits genannte unrechtmäßige Bischof Zhan Silu von Mindong.
Im Tauziehen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem kommunistischen Regime versucht die Pekinger Regierung durch ständige Provokationen ihre Macht zu demonstrieren. Zur Taktik gehört es dabei, daß mindestens ein unrechtmäßiger Bischof zur Weihe von Rom anerkannten Bischöfen geschickt wird. Eine Anwesenheit, die von den mit Rom verbundenen Katholiken als unerträglich betrachtet wird, Unruhe stiften und Spaltungen vertiefen soll und vor der Öffentlichkeit den unrechtmäßigen Bischöfen den Schein einer Legitimation verschaffen soll.
Neuer Bischof gab Austritt aus regimehöriger Vereinigung bei und wurde umgehend verschleppt
Die Anwesenheit von Msgr. Zhan führte dazu, daß Teile des Klerus und der Ordensschwestern der Diözese Shanghai ihre Teilnahme an der Bischofsweihe verweigerten. Alle anwesenden Bischöfe legten dem neuen Bischof die Hände auf. Als der unrechtmäßige Bischof an die Reihe kam, verweigerte sich Msgr. Ma dies und forderte die Anwesenden zum Gebet auf. In seinen Dankworten dankte der neue Bischof allen anwesenden Mitbrüdern im Bischofsamt, den Priestern, Ordenschwestern und Gläubigen. Er dankte auch den Abwesenden, dessen Gebets er sich sicher wisse. Alle nicht in Einheit mit Rom stehenden Anwesenden, einschließlich Msgr. Zhan erwähnte er hingegen nicht. Gleichzeitig rief der neue Weihbischof zur Einheit der Gläubigen in der Diözese und mit Rom auf. Im Zuge dieser Dankworte teilte der Neubischof auch mit, nicht weiter der Patriotischen Vereinigung anzugehören, worauf in der Kathedrale ein langanhaltender Applaus losbrach. In der gesamten Volksrepublik China wurden die mutigen Gesten von Bischof Ma begrüßt und als Zeichen der Hoffnung anerkannt.
In einem Schreiben an Chinas Katholiken hatte Papst Benedikt XVI. 2007 die völlige Handlungsfreiheit der Kirche gegenüber dem Staat eingefordert und die Existenz und die Mitgliedschaft in der Patriotischen Vereinigung als unvereinbar mit der katholischen Kirche erklärt.
Polizei verschleppte zwei Untergrundpriester
Asianews berichtet zudem, daß die Staatspolizei kurz vor der unrechtmäßigen Bischofsweihe von Harbin, die einen Tag vor der rechtmäßigen Weihe von Msgr. Ma gegen den Willen Roms stattfand, zwei romtreue Priester jener Diözese verschleppt hat. Pater Zhao Hongschun wurde kurz vor der Weihe verhaftet und 300 Kilometer von der Diözese weggebracht. Kurz nach Beginn der Weihe wurde auch Pater Zhang Xicheng verschleppt und in eine andere, etwa 250 Kilometer entfernte Stadt gebracht. Beide tauchten erst nach erfolgter Weihe wieder auf. Quellen berichten, daß sie am 8. Juli mit Gemeinschaften der katholischen Untergrundkirche die Heilige Messe zelebrierten. Offensichtlich befürchtete das Regime eine unerwartete Aktion der beiden Priester gegen die unrechtmäßige Weihe eines Bischofs.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider