Warum Boko Haram und der Genozid an Christen den Westen nicht interessieren


(Abu­ja) Kei­ne Woche ver­geht, in der nicht Schreckens­nach­rich­ten von Atten­ta­ten auf Kir­chen und Mord­an­schlä­ge gegen Chri­sten in Nige­ria berich­tet wer­den. Beson­ders gefähr­det sind Chri­sten an Sonn­ta­gen, wie auch der gest­ri­ge Tag zeig­te. War­um aber schei­nen sich die Geheim­dien­ste und Mili­tärs west­li­cher Mäch­te nicht für Nige­ria zu interessieren?

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In Nige­ria wer­den kei­ne unbe­mann­ten Droh­nen ein­ge­setzt, um Jagd auf die Anfüh­rer der Isla­mi­sten­mi­liz Boko Haram zu machen. Es kom­men kei­ne Humit (Human Intel­li­gence) und Son­der­kom­man­dos zum Ein­satz, um dem Abschlach­ten von Chri­sten ein Ende zu berei­ten, die zu Hun­der­ten hin­ge­met­zelt wer­den, wäh­rend sie in ihren Kir­chen beten. „Wenn der­zeit der Direk­tor eines west­li­chen Geheim­dien­stes sei­ne eige­ne Kar­rie­re in Fra­ge stel­len will, muß er nichts ande­res tun, als sei­nen poli­ti­schen Vor­ge­setz­ten gegen­über Nige­ria und die dort von isla­mi­sti­schen Ban­den mit ihren Kon­tak­ten zu den Sicher­heits­kräf­ten des Lan­des und ver­schie­de­nen Regie­rungs­mit­glie­dern, ver­üb­ten Mor­de zur Spra­che brin­gen“, zitiert die ita­lie­ni­sche Tages­zei­tung Il Foglio eine „diplo­ma­ti­sche Quelle“.

Die Schein­wer­fer des Welt­in­ter­es­ses sind auf ande­re Brenn­punk­te gerich­tet und bedie­nen eine ande­re Inter­es­sen­la­ge. Afgha­ni­stan, Iran, Syri­en haben Prio­ri­tät. Die Namen die­ser Län­der sind Stich­wör­ter mit hohem Wir­kungs­grad auf die öffent­li­che Mei­nung und die Wäh­ler­schaft. In euro­päi­schen Län­der wur­de und wird gewählt und vor allem in den USA ste­hen Wah­len an. Da müs­sen Nige­ria und sei­ne Chri­sten schon war­ten. „Höch­stens über die Wirk­sam­keit von Droh­nen und den Erfol­gen von Son­der­kom­man­dos im Kampf gegen Al-Qai­da im Jemen darf man noch reden“, so die Quel­le von Il Foglio.

Der­zeit hat kein west­li­cher Poli­ti­ker und kei­ne west­li­che Staats­macht über eine pflicht­schul­di­ge Ver­ur­tei­lung der Chri­sten­ver­fol­gung in Nige­ria hin­aus­zu­ge­hen. Nie­mand will gegen den ter­ro­ri­sti­schen Sumpf in dem west­afri­ka­ni­schen Staat aktiv wer­den. War­um? „Nie­mand will das labi­le Gleich­ge­wicht gefähr­den, das die inter­na­tio­na­len Erd­öl­för­der­ge­sell­schaf­ten sich für teu­res Geld durch Schutz­geld­zah­lun­gen an isla­mi­sti­sche Ban­den, an erster Stel­le Boko Haram, erkauft haben“, so der unge­nann­te Diplo­mat gegen­über Il Foglio. Mit ande­ren Wor­ten: Für die unge­stör­te För­de­rung von Erd­öl in Nige­ria nimmt man auch den Geno­zid an den Chri­sten in Kauf.

Die Meta­sta­sen des Dschi­had haben inzwi­schen wei­te Tei­le des afri­ka­ni­schen Kon­ti­nents ange­grif­fen, zumin­dest soweit histo­risch der Ein­fluß des Islam und der ara­bi­schen Skla­ven­händ­ler reich­te. Damit wur­de auf einer gigan­ti­schen Flä­che die Front des isla­mi­schen Fun­da­men­ta­lis­mus erwei­tert und kon­so­li­diert, der schon aus dem „ara­bi­schen Früh­ling“ als Gewin­ner her­vor­ge­gan­gen ist. Ein „Früh­ling“, der den Westen erst noch rich­tig beschäf­ti­gen wird.

„Die­se Front macht aus der Ermor­dung von Abu Yahya al-Libi, der Num­mer Zwei von Al-Qai­da, die am 4. Juni durch eine ame­ri­ka­ni­sche Droh­ne erfolg­te, inzwi­schen aller­dings von Al-Qai­da demen­tiert wur­de, nichts mehr als einen Wahl­spot“, so von Il Foglio zitier­te Diplo­mat. Der Diplo­mat beklag­te eben­so, daß der Westen mit „größ­ter Auf­merk­sam­keit“ bemüht ist, „nicht“ die Mäan­der west­li­cher Unter­stüt­zer der Isla­mi­sten und isla­mi­schen Dik­ta­to­ren zu durch­leuch­ten und dage­gen vor­zu­ge­hen. Dazu gehör­ten, so der Diplo­mat, auch jene, die ein­fach die „Armut“ und damit die sozia­le Fra­ge dafür ver­ant­wort­lich machen, daß es in Nige­ria und anders­wo zu Mas­sa­kern an Chri­sten kommt.

Wäh­rend der Westen weg­schaut, ster­ben in Nige­ria immer mehr Chri­sten. Und sie ster­ben sich nicht wegen der Armut, son­dern wegen des Has­ses isla­mi­sti­scher Mili­zen gegen das Chri­sten­tum und alle Christen.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Tempi

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