(Vatikan) Er heißt Luigi Martignani und ist Kapuziner. Der Mitarbeiter des vatikanischen Staatssekretariats wurde zum Sekretär der Untersuchungskommission bestellt, die im Auftrag des Papstes den Vatileaks-Skandal aufklären soll. Gemeint sind die vertraulichen Dokumente, die aus dem Vatikan geschleust und der Presse zugespielt wurden.
Papst Benedikt XVI. verfolgt die Angelegenheit nicht ohne Sorge. Aus seiner Umgebung ist vielmehr zu hören, daß der Papst über den Dokumentenklau und den damit verbundenen Vertrauensbruch in seiner direkten Umgebung sehr betroffen ist. Beim gestrigen Mittagessen mit den Kardinälen, das vom Kardinalskollegium zu Ehren seines 85. Geburtstages gegeben wurde, sagte er nicht zufällig: „Es ist wichtig Freunde um sich zu haben.“ Um hinzuzufügen: „In meinem Leben habe ich wunderbare Zeiten erlebt, aber auch dunkle Nächte. Auch die Nächte waren notwendig, und heute, umgeben von den Kardinälen, meinen Freunden, fühle ich mich sicher in dieser Gesellschaft. Das Böse will die Welt beherrschen und es tut dies entweder durch Gewalt oder indem es sich mit Gutem tarnt. Auf diese Weise zerstört es die moralischen Fundamente der Gesellschaft.“
Auf einer anderen Ebene muß nun Martignani handeln. Er ist der operative Arm der Kardinäle Herranz, Tomko und De Giorgi, die die Untersuchung leiten. Ihre Aufgabe ist es, herauszufinden, wer die für den Dokumentenklau verantwortliche Person ist, die der Journalist Nuzzi in seinem Enthüllungsbuch mit dem Decknamen „Maria“ bezeichnet. Der Journalist behauptet, dahinter verberge sich nicht nur eine Person, sondern mehrere. Im Vatikan vermutet man hinter dieser Aussage ein Ablenkungsmanöver Nuzzis, um seinen Informanten zu schützen.
Die Figur des Geheimnisverräters ist natürlich auch im Kirchenstaat keine Neuigkeit. Jedes Pontifikat hatte sein Leck. Der verstorbene Doyen der Vatikanisten, Benny Lai schrieb mehrfach in seinen Vatikanischen Tagebüchern darüber. Meist handelt es sich um eine Person, die innerhalb der Leoninischen Mauern über „starke Protektion“ verfügt, die so stark sein kann, daß selbst wenn er enttarnt wird, nicht gesagt ist, daß er von seinem Posten entfernt wird. Lai gestand, daß er beim Sammeln von Informationen alle nur erdenklichen Methoden anwandte. „Wir besteuerten uns selbst und bezahlten damit monatlich 10.000 Lire an Riccardo Galeazzi Lisi, den Arzt von Pius XII., damit er uns über den Gesundheitszustand des Papstes am Laufenden hielt.“ Als Pius XII. entdeckte, daß Galeazzi Lisi ihn verriet, entließ er ihn nicht. „Wenn er im Vatikan bleiben will, soll er bleiben, aber man richte es so ein, daß ich ihn nicht mehr sehe“, so der Papst. Und der korrupte Archiatros dankte es ihm nicht, sondern schaffte es, mit einer versteckten Mini-Kamera ein Foto des sterbenden Papstes zu schießen.
Die Geschichte muß sich aber nicht wiederholen. Der Maulwurf des Jahres 2012 kann zumindest nicht darauf zählen. Ausgeschlossen ist es jedenfalls nicht, daß auch er, einmal aufgespürt, an seiner Stelle bleibt. Mit seiner schneller Enttarnung wird gerechnet. Die Vatikanische Gendarmerie hat sich bereits auf dessen Suche gemacht.
Der Maulwurf hatte Zugang zum Archiv des Staatssekretariats und zwar jenem Teil, in dem der Msgr. Gänswein, der Privatsekretär des Papstes, die an ihn und an den Papst gerichtete Korrespondenz nach ihrer Erledigung ablegt. Der Personenkreis ist also sehr klein.
Text: Palazzo Apostolico/Giuseppe Nardi
Bild: Palazzo Apostolico
Joseph Ratzinger – Papst Benedikt wollte Theologieprofessor sein, wenn es nach ihm gegangen wäre. Doch der Wille Gottes sah es offensichtlich anders vor. Dieser eher zart und sensibel wirkende Mann musste sich dem „doktrinellen Chaos“ das mit und nach Vaticanum II entstanden war, als Präfekt der Glaubenskongregation entgegenstellen. (Ich sage nicht, dem Konzil entgegenstellen, was ein Unterschied ist). In dieser Position sah er sich nicht selten wie „im Schützengraben“.
Sein „geistlicher Kampf“ scheint weiter gehen zu müssen. Diejenigen, die eine zeitgeistkonforme, protestantisierte Kirche wollen, können nicht dulden, dass die katholische Tradition wieder ein Heimatrecht in ihrer „neuen Kirche“ erhält. Beunruhigend ist, dass dieses Ringen bis ins Zentrum des Vatikans geht.
Der „geistliche Kampf“ stammt nicht von mir. Sondern von Ida Friederike Görres, vor über 40 Jahren.…Ich denke nur, dass er noch lange nicht vorbei ist.