(Paris) Der erste Durchgang der französischen Präsidentschaftswahlen ist geschlagen. Wie erwartet, ist eine Stichwahl in zwei Wochen nötig. Die Frage, wie Frankreichs praktizierende Katholiken im ersten Durchgang wählten, läßt sich bereits in etwa beantworten. Erste Erhebungen zeigen deutliche Abweichungen vom Gesamtergebnis. Laut der Umfrage des Instituts Harris Interactive für die katholische Wochenzeitung La Vie stimmten 47 Prozent der praktizierenden Katholiken für den amtierenden Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Das sind deutlich mehr als die 27,18 Prozent, die der UMP-Kandidat landesweit erhielt. An zweiter Stelle folgt der christdemokratisch-liberale Zentrumskandidat Francois Bayrou, den 17 Prozent der Katholiken wählten, während er insgesamt mit 9,13 Prozent nur letzter der „großen“ Kandidaten wurde. Die Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, folgt in der Präferenz der Katholiken an dritter Stelle mit 15 Prozent und liegt damit etwas hinter ihrem Gesamtergebnis von 17,9 Prozent. Sie konnte unter den katholischen Wählern jedoch stark aufholen. Zum Vergleich: 2002, als ihr Vater Jean Marie Le Pen im ersten Durchgang der Präsidentschaftswahlen 16,86 Prozent erhielt und damit in die Stichwahl kam, hatten ihn nur 5 Prozent der praktizierenden Katholiken gewählt.
Erst an vierter Stelle reihten die Katholiken den Sieger des ersten Wahldurchgangs. Der Sozialist François Hollande ist kein Sympathieträger für Frankreichs Katholiken. Lediglich 14 Prozent gaben ihm ihre Stimmen. Im Vergleich dazu konnte er mit 28,63 Prozent landesweit doppelt so viele Stimmen auf sich vereinen. Die verbleibenden sieben Prozent katholischer Stimmen verteilten sich auf die fünf „kleinen“ Kandidaten.
Laut der Erhebung des IFOP-Instituts für Famille Chrétienne und die Association française de science politique erhielt Präsident Nicolas Sarkozy bei den unter 35jährigen Katholiken mit 37 Prozent die meisten Stimmen. Gefolgt wird er unter den jungen Wählern von Marine Le Pen mit 27 Prozent. Auch in dieser Altersgruppe stimmten nur 15 Prozent für den sozialistischen Kandidaten Hollande. Von den über 65jährigen Katholiken wählten hingegen 53 Prozent für Sarkozy, aber nur 7 Prozent für Le Pen.
Berücksichtigt man auch die Stimmen für den konservativen Kandidaten Nicolas Dupont-Aignan, dann stimmten nach dem klassischem Rechts-Links-Schema, laut Harris Interactive, 81,5 Prozent der praktizierenden Katholiken für Kandidaten der Rechten und 18,5 Prozent für Kandidaten der Linken. Laut IFOP waren es 74 Prozent für Kandidaten der Rechten und 26 Prozent für Kandidaten der Linken. Insgesamt erhielten die vier Rechts-Kandidaten Sarkozy, Le Pen, Bayrou und Dupont-Aignan 56 Prozent der Stimmen, die Linkskandidaten Hollande, Mélenchon, Joly, Poutou, Arthaud und Cheminade zusammen 44 Prozent.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: gesuacuoreaperto.net