Anwärter für das nächste Konsistorium 2013


(Vati­kan) Am 11. Okto­ber 2012 wird Papst Bene­dikt XVI. das „Jahr des Glau­bens“ eröff­nen, wie er im Motu pro­prio Por­ta fidei bekannt­gab. Das der Glau­bens­ver­kün­di­gung und Glau­bens­ver­tie­fung gewid­me­te Jahr wird am 24. Novem­ber 2013 abge­schlos­sen. Mit dem Abschluß könn­te gleich­zei­tig das näch­ste Kon­si­sto­ri­um statt­fin­den, bei dem Bene­dikt XVI. neue Kar­di­nä­le kre­ieren wird, so zumin­dest sind Stim­men im Vati­kan überzeugt.

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Mit­te Febru­ar 2012 fand das vier­te Kon­si­sto­ri­um die­ses Pon­ti­fi­kats statt. Seit­her zählt die katho­li­sche Kir­che 123 Papst-Wäh­ler, die an einem Kon­kla­ve teil­neh­men könn­ten. Bis Ende 2012 wird deren Zahl jedoch auf 114 sin­ken, bis Ende 2013 auf 104. Die gel­ten­de, von Paul VI. und Johan­nes Paul II. fest­ge­leg­te Wahl­ord­nung sieht eine Höchst- bezie­hungs­wei­se Ide­al­zahl von 120 gro­ßen Wäh­lern vor.

Bene­dikt XVI. zeigt seit Beginn sei­nes Pon­ti­fi­kats eine beson­de­re Sen­si­bi­li­tät dafür, daß das Wahl­kol­le­gi­um immer aus­rei­chend besetzt ist. Er fei­ert in weni­gen Tagen sei­nen 85. Geburts­tag. Ent­schlos­sen, die ihm anver­trau­te Auf­ga­be unter Auf­bie­tung aller sei­ner Kräf­te zu erfül­len, weiß er natür­lich um sein Alter.

Beim Febru­ar-Kon­si­sto­ri­um kamen die neu­en Kar­di­nä­le vor­wie­gend aus der Römi­schen Kurie und aus Ita­li­en. Betrach­tet man alle vier bis­he­ri­gen Kon­si­sto­ri­en zeigt sich jedoch ein sehr aus­ge­wo­ge­nes geo­gra­phi­sches Bild, wie Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Tar­cis­io Ber­to­ne in einem Inter­view mit dem Vati­ka­ni­sten Andrea Tor­ni­el­li beton­te. Es gebe bestimm­te Not­wen­dig­kei­ten, manch­mal Schwer­punk­te zu set­zen, wie er beton­te. Des­halb kön­ne nicht jedes ein­zel­ne Kon­si­sto­ri­um eine per­fek­te „Che­mie“ zwi­schen Nord und Süd und Ost und West haben. Wich­tig sei, daß ins­ge­samt das Gleich­ge­wicht stim­me, so der Kardinal.

Ein Blick auf die tra­di­tio­nell mit der Kar­di­nals­wür­de ver­bun­de­nen Diö­ze­sen lie­fert in etwa eine Skiz­ze, wie das fünf­te Kon­si­sto­ri­um aus­se­hen könn­te. Ins­ge­samt sind mehr als 20 Bischofs­sit­ze betrof­fen, bei denen es bereits einen Wech­sel gab oder ein sol­cher im Lau­fe die­ses oder des näch­sten Jah­res statt­fin­den dürf­te. Hin­zu kom­men mög­li­che Ernen­nun­gen von Mit­glie­dern der Römi­schen Kurie. Nicht alle wer­den Berück­sich­ti­gung finden.

Eines der unge­schrie­be­nen, aller­dings nicht bin­den­den Geset­ze der Kir­che lau­tet, daß kein regie­ren­der Bischof zum Kar­di­nal erho­ben wird, solan­ge sein Vor­gän­ger lebt und einem Kon­kla­ve ange­hö­ren wür­de. Die Erhe­bung des Erz­bi­schofs von New York und Vor­sit­zen­den der ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz, Msgr. Timo­thy Dolan, in den Kar­di­nals­rang im Febru­ar, obwohl sein Vor­gän­ger, Kar­di­nal Edward Micha­el Egan erst am 2. April sei­nen 80. Geburts­tag fei­er­te, zeigt, daß Aus­nah­men mög­lich sind, wie in die­sem Fall, wo nur eine Über­schnei­dung von knapp andert­halb Mona­ten gege­ben war. Die Pra­xis gilt auch nicht, wenn ein Vor­gän­ger noch nicht 80 Jah­re alt ist, aber an die Römi­sche Kurie beru­fen wurde.

Zu den Anwär­tern auf die Kar­di­nals­wür­de zäh­len: der maro­ni­ti­sche Patri­arch von Antio­chi­en Bécha­ra Pierre Raï; der syri­sche Patri­arch von Antio­chi­en Igna­ti­us Joseph III. Youn­an. Der­zeit sind die mit Rom unier­ten Ori­en­ta­li­schen Kir­chen des Nahen Ostens nicht im Kar­di­nals­kol­le­gi­um vertreten.

Wei­te­re Anwär­ter in Asi­en sind der Erz­bi­schof von Mani­la, Msgr. Luis Tag­le und der thai­län­di­sche Erz­bi­schof Fran­cis Xavier Kri­engsak Kovitva­nit.

Auf Neu­see­land hat der Erz­bi­schof von Wel­ling­ton, Msgr. John Atcher­ley Dew noch nicht den Kardinalshut.

Eben­so­we­nig Msgr. Ric­car­do Ezza­ti Andril­lo, der Erz­bi­schof von Sant­ia­go de Chi­le, da des­sen Vor­gän­ger, Kar­di­nal Erra­zu­riz-Ossa erst näch­stes Jahr 80 wird. In den USA ste­hen fol­gen­de Erz­bi­schö­fe ganz oben auf der Liste. Aller­dings sind deren Vor­gän­ger noch Papst-Wäh­ler. Das gilt für den Erz­bi­schof von Los Ange­les, Msgr. José Hora­cio Gomez (Vor­gän­ger Roger Micha­el Kar­di­nal Maho­ny ist Jahr­gang 1936), den Erz­bi­schof von Phil­adel­phia, Msgr. Charles Joseph Cha­put (Justin Fran­cis Kar­di­nal Riga­li ist Jahr­gang 1935) und den Erz­bi­schof von Bal­ti­more Msgr. Wil­liam Edward Lori (Vor­gän­ger Edwin Fre­de­rick Kar­di­nal O’Brien ist Jahr­gang 1939). Auch der Erz­bi­schof von Detroit, Msgr. Allen Vigne­ron ist noch nicht Kar­di­nal. Sein Vor­gän­ger, Adam Joseph Kar­di­nal Mai­da voll­ende­te bereits 2010 sein 80. Lebensjahr.

In Euro­pa ist der Pri­mas von Spa­ni­en und Erz­bi­schof von Tole­do, Msgr. Brau­lio Rodrì­guez Pla­za Anwär­ter für das näch­ste Kon­si­sto­ri­um, eben­so der Erz­bi­schof von Sevil­la, Msgr. Juan Asen­jo Pele­gri­na, des­sen Vor­gän­ger, Car­los Kar­di­nal Ami­go Val­le­jo Jahr­gang 1934 ist, wäh­rend in Groß­bri­tan­ni­en Cor­mac Kar­di­nal Murphy‑O’Connor im August sei­nen 80. Geburts­tag fei­ern wird. Sein Nach­fol­ger als Erz­bi­schof von West­min­ster, Msgr. Vin­cent Gerard Nichols ist daher Anwär­ter auf das Kar­di­na­lat. In Frank­reich hat der Erz­bi­schof von Mar­seil­le, Msgr. Geor­ges Pon­tier Aus­sicht auf das rote Barett. In Ita­li­en gilt der neue Patri­arch von Vene­dig, Msgr. Fran­ces­co Mora­glia als siche­rer Anwär­ter auf die Kar­di­nals­er­he­bung. Glei­ches gilt für den seit 2010 amtie­ren­den Erz­bi­schof von Turin, Msgr. Cesa­re Nosi­glia, der bis­her nicht berück­sich­tigt wur­de, weil sein Vor­gän­ger Seve­ri­no Kar­di­nal Polet­to noch einem even­tu­el­len Kon­kla­ve als Wäh­ler ange­hö­ren wür­de. Msgr. Polet­to voll­endet im März 2013 sein 80. Lebens­jahr. Der seit 2010 amtie­ren­de Erz­bi­schof von Mechelen-Brüs­sel, Msgr. André-Joseph Leo­nard, dürf­te bei einem Kon­si­sto­ri­um, das erst Ende 2013 statt­fin­det, unter den Pur­pur­trä­gern sein. Sein Vor­gän­ger, God­fried Kar­di­nal Dan­neels schei­det mit dem 4. Juni 2013 aus Alters­grün­den aus dem Kreis der Papst-Wäh­ler aus.

Län­der, die der­zeit kei­nen Gro­ßen Wäh­ler hät­ten und daher beim näch­sten Kon­si­sto­ri­um Berück­sich­ti­gung fin­den könn­ten, sind Kolum­bi­en, Kana­da, Nika­ra­gua, Gua­te­ma­la, die Elfen­bein­kü­ste, Ugan­da, Mosam­bik, Kame­run, Ango­la, die Slo­wa­kei, Lett­land, Süd­ko­rea und Australien.

Da der eme­ri­tier­te Erz­bi­schof von Mont­re­al, Jean-Clau­de Kar­di­nal Tur­cot­te Jahr­gang 1936 ist, wird sein Nach­fol­ger Msgr. Chri­sti­an Lepi­ne, ein aus­ge­wie­se­ner Ratz­in­ge­ria­ner, der am 20. März von sei­ner Erz­diö­ze­se Besitz ergrif­fen hat, noch etwas war­ten müssen.

In der Slo­wa­kei scheint noch nicht geklärt, ob die Kar­di­nals­wür­de mit dem Erz­bis­tum Trna­va (Tyr­n­au) oder dem Erz­bis­tum Bra­tis­la­va (Preß­burg) ver­bun­den wird, die Papst Bene­dikt XVI. 2008 aus dem bis dahin bestehen­den Erz­bis­tum Bra­tis­la­va-Trno­vo bildete.

In Lett­land könn­te Zbi­gņevs Stan­ke­vičs, der seit 2010 amtie­ren­de Erz­bi­schof von Riga in den Kar­di­nals­rang erho­ben wer­den. Sein Vor­gän­ger Jānis Kar­di­nal Pujats voll­ende­te im sel­ben Jahr das 80. Lebensjahr.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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