Sonderregierungssitzung im Vatikan – Papst Benedikt XVI. reformiert die Römische Kurie


(Vati­kan) Papst Bene­dikt XVI. refor­miert die Römi­sche Kurie. Es herr­sche zuwe­nig Zusam­men­ar­beit und Abstim­mung der Tätig­kei­ten. Aus die­sem Grund will der Papst die Lei­ter aller Dik­aste­ri­en, wie die kirch­li­chen Mini­ste­ri­en genannt wer­den, zu einer außer­or­dent­li­chen „Regie­rungs­sit­zung“ zusam­men­ru­fen, um den Weg auf­zu­zei­gen, wie die Teil­re­form der Kurie aus­se­hen soll. Dabei soll es unter ande­rem um die zen­tra­le Fra­ge, wel­che Sprach­re­ge­lun­gen und wel­che inter­nen Abläu­fe ein­zu­hal­ten sind, gehen.

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Alles ande­re als eine klei­ne Sache, wenn man um die gerin­ge Koor­di­na­ti­on zwi­schen den ver­schie­de­nen Kon­gre­ga­tio­nen und päpst­li­chen Räten und Kom­mis­sio­nen weiß. Gera­de die­ser Man­gel ver­ur­sach­te in der Ver­gan­gen­heit nicht gerin­ge Pro­ble­me. Papst Bene­dikt XVI. möch­te vor allem die Zusam­men­ar­beit zwi­schen den ein­zel­nen „Mini­ste­ri­en“ und dem Staats­se­kre­ta­ri­at ver­stär­ken, das für das Funk­tio­nie­ren des Uhr­wer­kes zustän­dig sein soll­te. Vati­ka­ni­sten wol­len des­halb hin­ter der Reform vor allem die Hand­schrift des ein­fluß­rei­chen Kar­di­nal­staats­se­kre­tärs Tar­cis­io Ber­to­ne erkennen.

Die Ein­la­dung zur „Regie­rungs­sit­zung“ wur­de den zustän­di­gen Kur­dien­kar­di­nä­len und Kuri­en­erz­bi­schö­fen vor weni­gen Tagen zuge­stellt. Im ver­sie­gel­ten Umschlag befand sich ein wei­te­rer Umschlag mit der deut­li­chen Auf­schrift „Geheim“. Doch die Zei­ten, in denen Dis­zi­plin und Gehor­sam in der Kir­che so selbst­ver­ständ­lich waren, um jeden Geheim­dienst der Welt vor Neid erblas­sen zu las­sen, schei­nen im Zeit­al­ter der Mas­sen­me­di­en und der neu­en sozia­len Netz­wer­ke der Ver­gan­gen­heit anzu­ge­hö­ren. Die Geheim­hal­tung dau­er­te kei­ne 48 Stun­den, bis die erste Tages­zei­tung dar­über berichtete.

Die Sit­zung fin­det am 28. Janu­ar, dem Gedenk­tag des hei­li­gen Kir­chen­leh­rers Tho­mas von Aquin, im Bolo­gna-Saal statt. Sol­che Regie­rungs­sit­zun­gen fin­den aus­ge­spro­chen sel­ten statt. In der Regel nur ein­mal im Jahr. Im Dezem­ber ruft der Papst zudem die gesam­te Römi­sche Kurie zum tra­di­tio­nel­len Weih­nachts­tref­fen. Ein wegen der pro­gram­ma­ti­schen Aus­sa­gen in den Reden des Pap­stes stets mit Span­nung erwar­te­tes Ereignis.

Das The­ma der drei letz­ten Regie­rungs­sit­zun­gen war dem Ordens­le­ben gewid­met und den damit ver­bun­de­nen Schwie­rig­kei­ten, vor allem der Auto­ri­täts­aus­übung in eini­gen Orden, gewid­met. Zuvor dem Pädo­phi­lie­skan­dal unter Kle­ri­kern und noch frü­her der Ree­van­ge­li­sie­rung Europas.

Die beab­sich­tig­te Reform der kuria­len Arbeits­ab­läu­fe soll „Betriebs­un­fäl­le“ ver­hin­dern, wie einer zuletzt im Okto­ber 2011 vor­ge­fal­len ist. Der Päpst­li­che Rat Ius­ti­tia et Pax ver­öf­fent­lich­te ein wich­ti­ges Doku­ment zur glo­ba­len Finanz­kri­se. Dar­in for­der­te der Rat die Schaf­fung einer Welt­zen­tral­bank. Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Ber­to­ne erfuhr erst aus den Medi­en davon. Die im Doku­ment zum Aus­druck gebrach­te Linie ent­sprach weder der Posi­ti­on des Staats­se­kre­ta­ri­ats noch jener des Pap­stes, wes­halb eine Rei­he von Demen­ti not­wen­dig wur­den. Der Kar­di­nal­staats­se­kre­tär beklag­te sich intern, das Schluß­do­ku­ment nie zu Gesicht bekom­men zu haben. Zudem wider­sprach das Papier von Ius­ti­tia et Pax der päpst­li­chen Sozi­al­enzy­kli­ka Cari­tas in Veri­ta­te.

Sol­che unan­ge­neh­men Situa­tio­nen sol­len künf­tig ver­mie­den wer­den. Dazu dient die ein­be­ru­fe­ne „Regie­rungs­sit­zung“, der ein ent­spre­chen­des Doku­ment mit den neu­en Regeln fol­gen wird.

Text: Il Messaggero/​Giuseppe Nardi
Bild: Mes­sa in Latino

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