Für UNO ist „Diffamierung der Gläubigen“ kein Tabu mehr – Christenverfolgung nimmt zu


(New York) Dem Vati­kan gelang ein Etap­pen­sieg. Zum ersten Mal in die­sem Jahr­tau­send ver­ur­teil­te die Gene­ral­ver­samm­lung der Ver­ein­ten Natio­nen Angrif­fe gegen die Reli­gi­ons­frei­heit und reli­giö­se Into­le­ranz, die als „Dif­fa­mie­rung der Gläu­bi­gen“ bezeich­net wur­de. Am 19. Dezem­ber 2011, ver­ur­teil­te die UNO nach mehr als einem Jahr­zehnt wie­der aus­drück­lich die Ver­wei­ge­rung der Reli­gi­ons­frei­heit unter Nen­nung der „Anti-Blas­phe­mie­ge­set­ze“.

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Immer mehr Men­schen wer­den welt­weit Opfer reli­giö­ser Ver­fol­gung. Das Phä­no­men wei­tet sich dra­ma­tisch aus und betrifft kei­nes­wegs nur die isla­mi­sche Welt, Indi­en und die kom­mu­ni­sti­schen Regime.

Eini­ge mehr­heit­lich hin­du­isti­sche Staa­ten der indi­schen Föde­ra­ti­on haben soge­nann­te „Anti-Kon­ver­si­ons­ge­set­ze“ erlas­sen oder ver­schärft. Poli­zei und Mili­tär grei­fen nicht aus­rei­chend schnell bei Angrif­fen und Über­grif­fen gegen reli­giö­se Min­der­hei­ten ein. Obwohl die indi­sche Rechts­ord­nung Sank­tio­nen gegen die Ver­let­zung der Reli­gi­ons­frei­heit vor­sieht, kom­men sie kaum zur Anwen­dung. Die klei­ne christ­li­che Min­der­heit Indi­ens wird häu­fi­ges Opfer die­ser reli­giö­sen Into­le­ranz, die bis zu Pogro­men, Ver­trei­bun­gen, Zwangs-Rück­kon­ver­sio­nen und Mor­den reicht.

Auch im kom­mu­ni­sti­schen Viet­nam kommt es andau­ernd zu schwe­ren Ver­let­zun­gen der Reli­gi­ons­frei­heit. Opfer sind die katho­li­sche Kir­che, pro­te­stan­ti­sche Gemein­den und ande­re Min­der­hei­ten. Selbst die Ver­samm­lungs­frei­heit für Got­tes­dien­ste ist ein­ge­schränkt. Im mehr­heit­lich mos­le­mi­schen Indo­ne­si­en ste­hen die Chri­sten in einem dra­ma­ti­schen Rin­gen um ihre Rech­te (s. Bild). Das sind nur drei Beispiele.

Die Ver­ein­ten Natio­nen stell­ten in ihrer dies­jäh­ri­gen Haupt­ver­samm­lung fest, daß die Dif­fa­mie­rung der Reli­gi­on ein schwer­wie­gen­der Angriff auf die Men­schen­wür­de ist, die zur Ein­schrän­kung der Frei­heit führt.

Ent­schei­dend ist in die­sem Zusam­men­hang die Arbeit des Hei­li­gen Stuhls bei der UNO. Der Vati­kan ver­fügt über den Rechts­sta­tus eines Stän­di­gen Beob­ach­ter bei den Ver­ein­ten Natio­nen. Die katho­li­sche Kir­che ist damit die ein­zi­ge Reli­gi­on der Welt, die eine sol­che Posi­ti­on besitzt und damit Ein­fluß neh­men kann und dies grund­sätz­lich für die Reli­gi­ons­frei­heit tut, aber auch als Anwalt der Chri­sten­heit aller Konfessionen.

Ihr Ein­fluß ist natür­lich nur so groß, wie sie Unter­stüt­zung bei ande­ren Staa­ten fin­det, die Voll­mit­glie­der der UNO sind. Der Hei­li­ge Stuhl fin­det die­se Unter­stüt­zung vor allem in zahl­rei­chen, mehr­heit­lich katho­li­schen Staa­ten. Auf die­se Wei­se kann er immer wie­der das The­ma Reli­gi­ons­frei­heit zur Spra­che brin­gen und sich gegen die Gewalt gegen Gläu­bi­ge ein­set­zen. Dies gilt vor allem für die welt­weit in zahl­rei­chen Staa­ten statt­fin­den­de Christenverfolgung.

In den ver­gan­ge­nen Jah­ren wies der Hei­li­ge Stuhl mit Nach­druck auf die unter­schied­li­chen For­men der Ver­let­zung der Reli­gi­ons­frei­heit in vie­len Staa­ten hin und beschäf­tig­te damit die inter­na­tio­na­len Men­schen­rechts­gre­mi­en. Der Vati­kan mach­te dabei deut­lich, daß die reli­giö­se Into­le­ranz welt­weit zunimmt und die Chri­sten das Haupt­op­fer die­ser Angrif­fe sind. Welt­weit wer­den mehr als 200 Mil­lio­nen Chri­sten dis­kri­mi­niert, wie der Vati­kan uner­müd­lich den Mäch­ti­gen der Welt vor Augen führt.

Es han­delt sich nur um einen Etap­pen­sieg, der – so die Hoff­nung des Hei­li­gen Stuhls – auch für das säku­la­ri­sier­te Euro­pa einen aus­rei­chend star­ken Denk­an­stoß bie­tet. Auch auf dem alten Kon­ti­nent meh­ren sich die Signa­le einer anti­re­li­giö­sen Unduld­sam­keit. Hier wird nicht im Namen einer Reli­gi­on, son­dern einer „Anti-Reli­gi­on“ die Reli­gi­ons­frei­heit ange­grif­fen. Eine „anti­re­li­giö­se“ Strö­mung, die in Wirk­lich­keit eine anti­christ­li­che Grund­hal­tung ist, die Reli­gi­on aus dem öffent­li­chen Leben  ver­ban­nen will und dies unter ande­rem im Namen eines mul­ti­re­li­giö­sen Mul­ti­kul­tu­ra­lis­mus tut. Die Reli­gi­on der „ande­ren“ dient als Argu­ment zur Aus­he­be­lung des christ­li­chen Erbes von Europa.

Der Hei­li­ge Stuhl for­dert von den Staa­ten, vor allem die Ein­schrän­kun­gen der Mei­nungs­frei­heit auf­zu­he­ben. Der Vati­kan sieht dar­in einen beson­ders gefähr­li­chen, weil nicht direkt mit der Aus­übung des Kul­tes ver­bun­de­ne Beschrän­kung. Wah­re Mei­nungs­frei­heit kann, so der Hei­li­ge Stuhl, zu grö­ße­rem Respekt zwi­schen allen Völ­kern bei­tra­gen und ermög­licht es, auf Dis­kri­mi­nie­run­gen der Reli­gi­ons­frei­heit auf­merk­sam zu machen.

Beim Emp­fang der neu beim Hei­li­gen Stuhl akkre­di­tier­ten Bot­schaf­ter aus Kasach­stan und Bah­rein brach­te Papst Bene­dikt XVI. die Reli­gi­ons­frei­heit zur Spra­che, die in bei­den Län­dern kei­nen leich­ten Stand hat. Der Papst beton­te ein Zusam­men­le­ben der Reli­gio­nen im gegen­sei­ti­gen Respekt und Frie­den, beton­te jedoch auch das Recht auf Reli­gi­ons­wech­sel, wenn es das Gewis­sen des Ein­zel­nen verlange.

Text: Vati­can Insider/​Giuseppe Nardi
Bild: Vati­can Insider

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