„An sich“ mag man in „Nostra aetate“ nichts Falsches finden, wenn man‘s denn richtig liest; aber nach seinem Gesamteindruck ist es für mich das Skandaldokument des Konzils.


Eine Replik auf Karl-Heinz Men­kes Mis­si­on Impos­si­ble – Zwei­fel an Eini­gung zwi­schen der Pius­bru­der­schaft und dem Vatikan

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von Klaus Obenauer

„Ich bin über­zeugt, daß es nicht geht“, ant­wor­tet Karl-Heinz Men­ke lako­nisch auf die Fra­ge, ob es denn mög­lich sei, die „gesam­te“ FSSPX „als einen Block“ zu inte­grie­ren. Gerech­ter­wei­se muß man zuge­ben, daß jene Ant­wort auf die­se Fra­ge an sich Platz läßt für die Mög­lich­keit einer Teil­lö­sung. Das Gefäl­le des gan­zen Inter­views läßt jedoch eine kla­re Bot­schaft erken­nen: Das Gan­ze hat kei­nen Wert, da wird nichts draus, die sind nicht inte­grier­bar. Und zwi­schen den Zei­len glau­be ich lesen zu kön­nen: Gott sei Dank, das ist auch bes­ser so.

Als jemand, der die ent­schie­den gegen­tei­li­ge Opti­on hat, füh­le ich mich hier­von getrof­fen, in gewis­ser Wei­se sogar ver­letzt. Wenn ich näm­lich sehe, wie man hier – so glau­be ich es jeden­falls bewer­ten zu müs­sen – ver­sucht, von theo­lo­gisch pro­mi­nen­ter Sei­te aus einer Ver­söh­nungs­be­mü­hung, von wel­cher für das Leben der Kir­che viel abhängt und deren defi­ni­ti­ves Schei­tern ich als tra­gisch bewer­te, „den Rest zu geben“. Für mich sel­ber, der ich nicht bekannt bin, muß ich, viel­leicht zum Befrem­den Zahl­rei­cher von denen, die mich ken­nen, offen­ba­ren: Für mei­ne äußerst begrenz­ten Mög­lich­kei­ten habe ich den­noch, aus tief­emp­fun­de­ner lei­den­schaft­li­cher Anteil­nah­me, ver­sucht, als Theo­lo­ge mein Scherf­lein zu einer Aus­söh­nung bei­zu­tra­gen, in Form von Kon­tak­ten auf nie­de­rer Ebe­ne und auch Ein­ga­ben in Rom; als gläu­bi­ger Katho­lik habe ich da­für gebe­tet und schon mal gefa­stet. Und nichts hält mich davon ab, mich mit die­sem Bekennt­nis unter Umstän­den bei vie­len unmög­lich oder eben lächer­lich zu machen.

War­um sehe ich nun die­se Dring­lich­keit für die Aus­söh­nung mit der FSSPX? Was mich an Pro­fes­sor Men­kes Ana­ly­se mehr als stört, ist die rein syn­chron­a­le Deu­tung einer sicher­lich kir­chen-poli­tisch höchst rele­van­ten Affai­re in den Kate­go­rien des pro­fa­nen Politikbetrie­bs: Da gibt es Rech­te, und da gibt es Lin­ke. Und da die Lin­ken die Konziliante­ren sind, die Rech­ten aber immer gleich intran­si­gent auf´s Gan­ze gehen, muß sich der Papst bis zur Selbstverde­mütigung um die Rech­ten mehr küm­mern, da­mit die nicht voll­ends aus­sche­ren. Bei allem Respekt vor Pro­fes­sor Men­ke: Aber die­ser­art ana­ly­ti­sches Instrumen­tar läßt mich schon etwas sprach­los wer­den! – Völ­lig ver­kannt wird hier der dia-chron­a­le Aspekt, und der ist der entschei­dende: Es ist ein Fak­tum, daß etwa seit 1965(!) die Katho­li­sche Kir­che in der west­li­chen Welt unter einer Iden­ti­täts­kri­se labo­riert; und inzwi­schen ist die­se Kri­se tra­gisch chro­ni­fi­ziert, bis hin zu deutli­chen Sym­pto­men einer längst einge­setzt haben­den Zer­set­zung, die in das Sta­dium der Auf­lö­sung über­geht. Das Kri­­sen-Phä­no­men selbst besteht nach mei­nem Dafür­hal­ten im wesent­li­chen im fol­genden: Es gibt eine höchstkirchenamt­lich postu­lier­te Mit­te not­wen­di­ger sub­stantieller Iden­ti­tät der kirch­li­chen Voll­züge im Ver­bund mit nicht unbeträchtli­chen Inno­vationen in der Prä­sen­ta­ti­on der Leh­re, der Lit­ur­gie, der Begeg­nung mit „der Welt“ etc., Inno­va­tio­nen gera­de um der blei­ben­den Iden­ti­tät wil­len. Allein, je­denfalls was unse­re Brei­ten angeht (und irgend­wer sind wir in Euro­pa auch nicht!): Die­se postu­lier­te Mit­te ist nur in weni­gen, eli­tä­ren Krei­sen real exi­stent: im Vati­kan, im Opus Dei, bei den Neu­en Gemein­schaf­ten (mit Abstri­chen). An­sonsten über­wie­gen die zen­tri­fu­ga­len Kräf­te. Bei uns in Deutsch­land jeden­falls hat sich auf brei­te­ster Ebe­ne, in Theo­lo­gie wie Pasto­ral (auf entspre­chend unter­schiedlichen Niveaus), ein Ideo­lekt und eine Pra­xis des Kompromis­ses eta­bliert, eines Kom­pro­mis­ses, der zwar die insti­tu­tio­nel­le Anbin­dung an Rom wah­ren will, um jedoch min­de­stens ge­nauso die „Anschluß­fä­hig­keit“ an den säku­la­ren Indif­fe­ren­tis­mus unter Beweis zu stel­len. Dies führt so weit, daß die Deut­schen Bischö­fe inzwi­schen Robert Bell­ar­mins (lehr­amt­lich rezi­pier­te) Dok­trin vom Drei­fa­chen Band de fac­to no­velliert haben zugun­sten der Leh­re vom zah­lenden Mit­glied. Die fak­tisch gül­ti­ge For­mel lau­tet jetzt nicht mehr: Tau­fe samt Be­kenntnis des rech­ten Glau­bens und Unter­ord­nung unter die hier­archische Gewalt kon­sti­tu­iert die Kirchenglied­schaft; son­dern: Tau­fe plus Kir­chensteuer ergibt den Pfar­rer am Grab (natür­lich inclu­si­ve Heiligsprechung).

Das Real­sym­bol für die­se rea­le Inexi­stenz amt­lich postu­lierter Mit­te ist die refor­mier­te Lit­ur­gie: Die ide­al­typ­ad­äqua­te Umset­zung der von Papst Paul VI. (des­sen Andenken ich für mich sehr in Ehren hal­te!) ange­ordneten Lit­ur­gie ist regel­recht päpst­lich reser­viert; die Aus­nah­me macht wohl noch die eine oder ande­re Bischofs­kir­che. Flä­chen­deckend real exi­stent ist bei uns eine mehr oder weni­ger freie Anver­wand­lung des Mis­sa­le in Funk­ti­on eines Libretto.

Was hat dies nun mit der Pius­bru­der­schaft zu tun? Deren Auf­tritt und Wir­ken ver­hält sich zu besag­tem Phä­no­men wie kom­mu­ni­zie­ren­de Röh­ren. Ich kann nicht die Gedan­ken der Päp­ste lesen: Aber ihre ‚ratio agen­di‘ im Umgang mit der Pius­bru­der­schaft scheint mir das nicht abdräng­ba­re Wis­sen um eine Not­wen­dig­keit zu ver­ra­ten: Der weit­ge­hen­den Inexi­stenz der kon­zi­lia­ren Obser­vanz, wie sie sein soll­te, im Ver­bund mit der weit um sich grei­fen­den mate­ria­len Dis­si­denz steht gegen­über das Mate­ri­al voll­stän­di­ge Bekennt­nis zum Katholi­schen Glau­ben bzw. zum Lehr­amt bis ca. 1962 sei­tens einer Grup­pie­rung, die zwar kir­chen­recht­lich irre­gu­lär ist, deren Ent­schlos­sen­heit jedoch in den Bann zieht. Da ist ein­fach nichts zu machen. Und es ist mora­lisch unmög­lich, die­se Gruppie­rung ein­fach auf­zu­ge­ben: andern­falls zwar nicht de jure, aber de fac­to das dia-chron­a­le Schis­ma Wirk­lich­keit wird; (gebil­lig­te) Wirk­lich­keit gemäß der Wahr­neh­mung sei­tens der brei­ten Kir­chen­mas­se. Das, und das allein ist der Punkt.

Aus den ver­schie­den­sten Grün­den ist nicht jeder für alles glei­cher­ma­ßen emp­fäng­lich: Ich jeden­falls, des­sen bewuß­te kirch­li­che Sozia­li­sie­rung in die sieb­zi­ger Jah­re gefal­len ist, habe immer das Unbe­ha­gen gespürt. Leb­haft erin­nere ich mich an die Bil­der in den Illu­strier­ten, an den nolens-volens faszinie­renden fran­zö­si­schen Erz­bi­schof im vol­len Ornat, der uns mah­nen will, wir sol­len rich­tig katho­lisch sein. Dane­ben ein, ich sag­te es bereits, eben­so (zumal für ein Kind) Ach­tung gebie­ten­den zart-aske­ti­schen Papst auf der Sedia, der es schwer hat, längst nicht nur, aber auch mit die­sem Bischof. Bei­de gera­ten anein­ander. Und dies nahm ich wahr als Spröß­ling einer Gene­ra­ti­on, die unsi­cher ge­worden war und deren Unsi­cher­heit ich spür­te: „Frü­her war das so, heu­te ist das nicht mehr ganz so streng. War ja auch manch­mal schlimm, was die mit uns …; aber ande­rer­seits, das hät­te es nicht gege­ben, daß …“ In etwa die Zeit mei­ner Erstkommunion.

Und so wün­sche ich, auch mir per­sön­lich, aber erst­lich Mut­ter Kir­che, daß die­se beweg­te, irgend­wie inter­es­san­te, aber vor allem tra­gi­sche und böse Ge­schichte ihr Ende nimmt! Ihr gutes Ende nimmt. – Und da ist das gro­ße Hinder­nis für die Aus­söh­nung: die Sache mit dem Kon­zil. Ich hege da nun wirk­lich kei­ne Ani­mo­si­tä­ten, wie ich vom Gesamt­ha­bi­tus her wohl kaum zu irgendwel­chen „Mili­tan­ten“ mit Vor­lie­ben für bestimm­te Ste­reo­ty­pis­men zu zäh­len bin: das liegt mir gar nicht. Als Theo­lo­ge und Dozent mache ich selbst­ver­ständ­lich Gebrauch von die­sem Kon­zil, bis zur Stun­de; gemäß mei­ner theo­lo­gi­schen Aus­bildung bin ich damit auf­gewachsen. Und gleich vor­ab: ich hal­te kein Plä­doy­er für Repe­ti­tio­nis­mus in der Theo­lo­gie und der Kir­che. Ein Para­dig­men­wech­sel stand sei­ner­zeit an; fragt sich bloß, genau wel­cher mit wel­chen Kon­se­quen­zen, in der Inno­va­ti­on und der noch entschiede­neren Treue. – Trotz­dem, ich wage es ein­mal anzu­den­ken: Aus den verschieden­sten Grün­den hat, wie ich schon leb­haft dar­zu­le­gen gesucht habe, die­se kirchen­amtlich inten­dier­te Trans­fi­gu­ra­ti­on der Kir­che in Lehr­prä­sen­ta­ti­on, Lit­ur­gie und Leben, zugun­sten der Wah­rung der Sub­stanz wohl­ge­merkt, nicht geklappt. Neh­men wir ein­mal die Leh­re von der Heils­not­wen­dig­keit der Kir­che: Über die an sich berech­tig­te Dif­fe­ren­zie­rung der Deskrip­ti­on die­ses Sach­ver­hal­tes mit Blick auf die Unzahl von Nicht­ka­tho­li­ken (LG 14–17) hat sich fak­tisch der Sinn für fol­gen­des ver­flüch­tigt: näm­lich, daß die mög­li­chen ver­schie­de­nen Wei­sen der Anbin­dung an die Prä­senz des Chri­stusheils in der einen Kir­che, der rö­­misch-katho­li­schen, dort, wo man unter schuld­lo­ser Igno­ranz fak­tisch außer­halb steht, eben nur sup­p­le­ti­ve Wei­sen der Ver­mitt­lung die­ses Chri­stus­heils sind, de­ren bloß sup­p­le­ti­vem Cha­rak­ter eine ent­spre­chend mehr oder weni­ger gro­ße Heils­ge­fähr­dung ent­spricht. Die unbe­dingte escha­to­lo­gi­sche Dring­lich­keit, mög­lichst alle für die Kir­chen­glied­schaft zu gewin­nen, wird nicht mehr gespürt, viel­fach sogar bestrit­ten; jene Dringlich­keit, die biblisch schlicht lau­tet: „Wer glaubt und sich tau­fen läßt …“ Hin­zu kom­men ein­deu­tig tra­di­ti­ons­wid­ri­ge und- ver­fäl­schen­de Theo­log­o­u­me­na, zum Bei­spiel in Gestalt diver­ser „Israeltheolo­gien“.

Zur Ver­dun­ke­lung – und ich mei­ne, spä­te­stens da geht die Anfra­ge an das Kon­zil selbst – tra­gen bei die zu ihrer Zeit sicher­lich gut gemein­ten Ver­su­che von Brücken­schlä­gen zu den Men­schen außer­halb der Kir­che, die „guten Wil­lens“ sind o.ä. Bei „Unita­tis red­in­te­gra­tio“ bin ich selbst da noch vor­sich­tig; da ist vie­les Inter­pre­ta­ti­ons­sa­che. (Etwas ande­res ist die Unkul­tur jenes Interkon­fessionalismus, die bei uns fak­tisch dar­aus her­vor­ge­gan­gen und inzwi­schen zi­vilreligiös obli­ga­to­risch ist: ein ech­tes Pro­blem.) Aber das Sätz­chen, wonach die Kir­che nichts von dem ver­wer­fe, was in den ande­ren Reli­gio­nen wahr und hei­lig ist, aus „Nost­ra aet­a­te 2″ hat ganz ver­häng­nis­vol­le, ja furcht­ba­re Kar­rie­re ge­macht. Und die Rede von der „Fül­le des reli­giö­sen Lebens“, die in Chri­stus zu fin­den sei, in just die­sem Kon­text ver­lei­tet zu mehr als pro­ble­ma­ti­schen Folge­rungen. „An sich“ mag man in „Nost­ra aet­a­te“ nichts Fal­sches fin­den, wenn man‘s denn rich­tig liest; aber nach sei­nem Gesamt­ein­druck ist es für mich das Skan­dal­do­ku­ment des Konzils.

Vor die­sem Hin­ter­grund: Was es mit der dok­tri­nel­len Prä­am­bel auf sich hat, die der FSSPX vor­ge­legt wur­de, weiß ja nie­mand außer­halb so genau. Je­denfalls stellt sich mir die drin­gen­de Fra­ge, ob es wirk­lich Sinn macht, auf der vol­len Annah­me des Kon­zils (mit Kri­tik­mög­lich­kei­ten nur an „Formulierun­gen“) zu bestehen. Frei­lich, geht es prin­zi­pi­ell nicht an, betrof­fe­ne Per­so­nen und Per­so­nen­grup­pen Aus­wah­len tref­fen zu las­sen. Und ich möch­te mir nun meiner­seits nicht die zu simp­le Argu­men­ta­ti­on vom blo­ßen „Pasto­ral­kon­zil“ zu eigen machen. Wenn man jedoch bedenkt, daß die­ses Kon­zil mehr als ande­re ein her­meneutisches Kon­zil war, es dar­in also weni­ger um die Sub­stanz der Dok­trin ging als um deren prä­zi­sie­ren­de Über­set­zung in die kom­ple­xe Situa­ti­on „von heu­te“, und wenn just auf die­sem (gut gemein­ten) Unter­fan­gen so erheb­li­che Hypo­the­ken lasten: Weist die Zukunft, der Weg, den Gott uns wei­sen will, da nicht eher in Rich­tung auf eine „Über­win­dung“? In dem Sin­ne, daß man dar­auf ver­zich­tet, die­ses Kon­zil als Refe­renz­grö­ße ver­bind­lich zu machen? – Ich wage es hier, als noch rela­tiv Jun­ger die „Alten“ in der Kir­che mal mit der Anfra­ge zu kon­fron­tie­ren: Soll ewig und drei Tage, inzwi­schen fast ein hal­bes Jahr­hun­dert spä­ter (!), eine Aggior­na­men­to-Agen­da wie Blei an uns lasten, deren Program­matik sich dem Flui­dum einer Zeit ver­dankt, die geprägt ist durch Namen wie Ken­ne­dy, Chrust­chow, Luther-King, Wil­ly Brandt („mehr Demo­kra­tie wagen“)? Immer noch auf der Ange­paßt­heit an eine Zukunft bestehen, die längst Vergan­genheit ist, um das Kai­ros von heu­te zu ver­schla­fen? Nein, „Ver­stän­di­gung“ ist nicht mehr unser The­ma; son­dern selbst­be­wußt-mis­sio­na­ri­sche Prä­senz als par­tikulare Grup­pe in der Gesell­schaft, ent­schie­de­ne Kon­fron­ta­ti­on unter dem Vor­zeichen christ­li­cher Fried­fer­tig­keit: die Pius­bru­der­schaft macht uns da eini­ges vor. Noch ein­mal anders: Nicht mal kurz „die Fen­ster öff­nen“, um dann doch dem Mief der Regres­si­on nach­zu­hän­gen; viel­mehr dort­hin gehen, wo der Wind ins Ge­sicht bläst, denn dort ist die Frei­heit, Got­tes Frei­heit und die Wei­te, die Er schafft.

(Ich zitie­re aus dem Gedächt­nis:) „Wir ste­hen vor den Rui­nen einer Kir­che: Man pre­digt Men­sch­rech­te statt Got­tes­rech­te.“ Auch ich habe ein­mal über sol­che Sät­ze den Kopf geschüt­telt, die für Intel­lek­tu­el­le so unter aller Kano­ne sind. Als wenn da eine Alter­na­ti­ve wäre. Aber: Da bestrei­tet schon mal jemand Chri­sti wah­re Gott­heit, sein Sühnop­fer; und es regt sich nur der eine oder die ande­re dar­über auf … Richard Wil­liam­son gab sein zyni­sches Inter­view, und die furor­a­le Hyste­rie, auch in der Kir­che, hält wochen­lang an … Ich weiß, die Wahl mei­nes Bei­spiels ist sehr ver­fäng­lich. Auf gar kei­nen Fall will ich die An­forde­rungen eines christ­li­chen Huma­nis­mus im Zeug­nis für Got­tes Menschen­freund­lichkeit (Tit 3,4) ver­leug­nen. Aber das Pro­blem ist: Die ‚ulti­ma ratio agen­di‘ auch vie­ler Bischö­fe scheint nicht die Prä­senz der Wahr­heit und Gna­de Chri­sti zu sein, son­dern die Anschluß­fä­hig­keit an einen säku­la­ri­sti­schen Huma­nismus, des­sen Anfor­de­rungs­pro­fil jedoch zuneh­mendst aggres­si­ver wird … (wie ein Moloch?) … Blicken wir auf die real exi­stie­ren­den Ver­hält­nis­se: Er hat­te reich­lich unter­trie­ben, der fran­zö­si­sche Erz­bi­schof. – Apro­pos „fran­zö­si­scher Erzbi­schof“: ob ein Atha­na­si­us redi­vi­vus oder nicht, das über­las­se ich Got­tes Urteil. Jeden­falls ein Mann schier mit dem For­mat eines Savo­na­ro­la, der ein­zi­ge im 20. Jahrhundert.

Was soll ich zum Schluß sagen? „Videant Con­su­les (vel poti­us Praesu­les) …“, wenn mich „ganz da oben“ jemand hören soll­te. Laßt nicht zu, daß die, die eigent­lich drau­ßen sind, den Ton ange­ben, wäh­rend die, die eigent­lich drin­nen sind, drau­ßen blei­ben müs­sen! Wir haben inzwi­schen ganz merk­wür­di­ge Front­verläufe: „am rech­ten Rand“, will sagen: wo man sich dem „Ortho-“ ver­pflich­tet weiß, jener Rec­ti­tu­do, deren Maß­stab der Aller­höch­ste ist, kom­bat­tiert man schon zum gut Teil zusam­men. Ein Aber­witz, die Mode das wie­der tei­len zu lassen.

„Es muß gehen, wir haben kei­ne ande­re Wahl.“

PD Dr. theol. Klaus Oben­au­er ist Pri­vat­do­zent für Katho­li­sche Theo­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Bonn; ange­stellt als For­schungs­as­si­stent am Lehr­stuhl für Dog­ma­tik und Theo­lo­gi­sche Pro­pä­deu­tik von Pro­fes­sor Dr. theol. Karl-Heinz Menke.

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