(Moskau) Der Heilige Gürtel der allerseligsten Jungfrau Maria, eine der am meisten verehrten Reliquien der orthodoxen Christenheit, befindet sich in Moskau. Die russische Hauptstadt ist die letzte Etappe einer am 24. Oktober in St. Petersburg begonnenen Wanderschaft durch Rußland. Bis zum 27. November wird die auch als Zingulum Mariens bekannte Reliquie in der nach dem Zusammenbruch des Kommunismus wiedererrichteten Moskauer Christ-Erlöser-Kirche ausgestellt. Allein in den beiden ersten Tagen (19./20. November) kamen über 50.000 Gläubige, um sie zu verehren. Wer besonderes Glück hatte, mußte nur sechs Stunden in der Schlange warten. Viele standen bis zu 18 Stunden bei Schneefall und warteten geduldig, bis sie an den Reliquienschrein treten konnten.
Zum Schutz der Reliquie gilt höchste Sicherheitsstufe, auch weil die Ausstellung des Heiligen Gürtels mit den Geburtstagsfeierlichkeiten des Moskauer Patriarchen Kyrill I. zusammenfällt. Seit dem 18. November können Gläubige die Christ-Erlöser-Kirche, die ein Symbol der religiösen Wiedergeburt der russisch-orthodoxen Kirche nach 74 Jahren kommunistischer Diktatur ist, nur durch einen Metalldetektor betreten.
Mit der „Wanderschaft“ durch Rußland hat der Gürtel Mariens erstmals das Kloster Vatopedi auf dem Berg Athos verlassen, wo er aufbewahrt wird. Die Sondererlaubnis, daß die Reliquie das Kloster in der kleinen Mönchsrepublik in Griechenland verlassen darf, erreichte Wladimir Yakunin, der Chef der russischen Staatsbahnen. „Ein Grund, weshalb wir das Vatopaidion baten, den Heiligen Gürtel der Jungfrau Maria nach Rußland bringen zu dürfen, ist die demographische Lage in unserem Land“, erklärte Yakunin der Presse. „Wir hoffen damit die geistliche Wiedergeburt Rußlands, der christlichen Werte und vor allem der Familie zu fördern.“
Das Vatopedi-Kloster geht gesichert auf das 10. Jahrhundert zurück. Der Überlieferung nach soll damals ein verfallenes Kloster aus dem 4. Jahrhundert wiedererrichtet worden sein. Auch in der lateinischen und den orientalischen Kirchen gibt es Zingulum-Überlieferungen und die damit verbundene Marienverehrung.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews