Die Zukunft der Glaubenskongregation – Neuigkeiten im Personenkarussell?


(Vati­kan) Kar­di­nal Wil­liam Leva­da, der Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, läßt offen durch­klin­gen, daß er sich nach Been­di­gung des Weih­nachts­fest­krei­ses im Janu­ar 2012 aus sei­nem Amt zurück­zie­hen möch­te. Der ame­ri­ka­ni­sche Pur­pur­trä­ger und ehe­ma­li­ge Erz­bi­schof von San Fran­cis­co, Jahr­gang 1936, voll­ende­te am 15. Juni 2011 sein 75. Lebens­jahr. Er befin­det sich also bereits im ersten Jahr der “Ver­län­ge­rung“ sei­ner Amts­zeit. Der Pur­pur­trä­ger könn­te sicher wei­ter­hin in sei­nem Amt blei­ben, das Papst Bene­dikt XVI. bis zu sei­ner Papst­wahl 2005 selbst inne­hat­te. Sein Gesund­heits­zu­stand läßt ihn jedoch davon abse­hen. Der­zeit scheint noch unge­klärt, wel­che Ehren­auf­ga­ben er danach erfül­len wird, ob er in Rom blei­ben oder in die Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka zurück­keh­ren wird.

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Soll­te Bene­dikt XVI. dem Wunsch Kar­di­nal Leva­das ent­spre­chen und ihn aus sei­ner Auf­ga­be ent­bin­den, steht dem Papst eine eben­so wich­ti­ge, wie kei­nes­wegs ein­fa­che Per­so­nal­ent­schei­dung bevor. Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on, bekannt unter vie­len Bezeich­nun­gen, dar­un­ter auch Hei­li­ges Uffi­zi­um und „La Supre­ma“, die „Höch­ste“ unter allen Behör­den der römi­schen Kurie, ist ohne Zwei­fel das bedeu­tend­ste, her­aus­ra­gend­ste und auch pre­sti­ge­träch­tig­ste Dik­aste­ri­um der katho­li­schen Kir­che. Das gilt auch unter einem Pon­ti­fex, der selbst ein Vier­tel­jahr­hun­dert die Behör­de lei­te­te und daher die Rol­le des Prä­fek­ten etwas redu­ziert. Es han­delt sich um ein beson­ders heik­les Amt, das galt zu allen Zei­ten sei­nes Bestehens. Der Glau­be war immer gegen Angrif­fe ver­schie­de­ner gei­sti­ger Strö­mun­gen zu bewah­ren und ver­tei­di­gen. Der­zeit küm­mert sich die Kon­gre­ga­ti­on vor allem um die Miß­brauchs­fäl­le und gras­sie­ren­de inner­kirch­li­che Häre­si­en im Westen.

Viel­ver­spre­chen­de Aus­sich­ten auf die Nach­fol­ge Kar­di­nal Leva­das hat der Regens­bur­ger Diö­ze­san­bi­schof Ger­hard Lud­wig Mül­ler, wie Vati­can Insi­der berich­tet. Bene­dikt XVI. kennt ihn sehr gut und im Vati­kan hört man, daß Bischof Mül­ler bereit wäre, die Bür­de des Amtes eines Glau­bens­prä­fek­ten zu tra­gen und die­se Bereit­schaft dem Papst durch­aus auch zu ver­ste­hen gebe. Seit 2007 ist Bischof Mül­ler Mit­glied der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on und daher mit den Auf­ga­ben ver­traut. Vati­ka­ni­sten aus ande­ren Län­dern treibt die Fra­ge um, war­um „schon wie­der“ ein Deut­scher die­ses bedeu­ten­de Amt erhal­ten sol­le. „Die Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on wird von den deut­schen Län­dern beson­ders her­aus­ge­for­dert. Ist es da nicht ange­mes­sen, dem einen Deut­schen ent­ge­gen­zu­stel­len“, klingt es im Vati­kan hin­ter­grün­dig auch wohl­wol­lend. Der Bischof auf der Kathe­dra der hei­li­gen Emmer­am und Wolf­gang setz­te in sei­nem Bis­tum eine Rei­he von Refor­men um und zeig­te sich durch­aus kämp­fe­risch gegen­über kir­chen­feind­li­chen Angrif­fen. Sei­ne Kri­tik an Donum vitae, das gegen den Wil­len des Pap­stes in das deut­sche Abtrei­bungs­sy­stem invol­viert ist, erin­nert an den Kampf­geist von Bischof Rudolf Gra­ber, sei­nes Vor­vor­gän­gers im Bischofs­amt, des­sen Ver­öf­fent­li­chung „Atha­na­si­us und die Kir­che unse­rer Zeit. Zu sei­nem 1600. Geburts­tag“ (1973) zu den viel­be­ach­te­ten Streit­schrif­ten zur Lage der Kir­che und der moder­nen Gesell­schaft gehört.
Bischof Mül­ler, der im Dezem­ber 64 wird, soll sich kürz­lich jeden­falls eine kur­ze sab­ba­ti­sche Pau­se genom­men haben, um sei­ne Ita­lie­nisch­kennt­nis­se zu ver­bes­sern. „Viel­leicht nicht nur aus Lie­be zur Spra­che Dan­tes“, wie spe­ku­liert wird.

Hoch quo­tiert ist auch der unga­ri­sche Kar­di­nal Peter Erdö, Jahr­gang 1952 und seit 2002 Erz­bi­schof von Esz­t­er­gom-Buda­pest. In der jün­ge­ren Ver­gan­gen­heit wur­de sein Name bereits mehr­fach genannt, als man ihn dem Papst für wich­ti­ge Posten in Rom vor­schlug. Aus den Apo­sto­li­schen Gemä­cher soll jedoch immer wie­der die Gegen­fra­ge zurück­ge­schallt haben: „Das ist eine gute Emp­feh­lung. Wenn wir ihn aber nach Rom holen, wer bleibt dann im öst­li­chen Euro­pa?“ Die­ser Aus­spruch, soll­te er wahr sein, wür­de ein wenig erfreu­li­ches Licht auf die ober­ste Füh­rungs­ebe­ne öst­lich von Wien werfen.

Man­che den­ken mit Msgr. Héc­tor Rubén Aguer auch an einen latein­ame­ri­ka­ni­schen Bischof. Der Bischof von la Pla­ta in Argen­ti­ni­en, 68 Jah­re alt, seit 2000 an der Spit­ze sei­ner Diö­ze­se, ist vor allem für sei­nen Ein­satz für das Lebens­recht bekannt, das in dem süd­ame­ri­ka­ni­schen Staat hart umkämpft ist.

Eine wich­ti­ge Rol­le spielt das Alter der Kan­di­da­ten. Meh­re­re Kar­di­nä­le wie Car­lo Caf­farra und Rou­co Vare­la wer­den vom Papst sehr geschätzt, errei­chen aber bald das 75. Lebens­jahr, was bal­di­ge Neu­be­set­zun­gen nicht ausschließt.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: popebenedictblog

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