Streiflichter auf Assisi 3


(Assi­si) Assi­si 3, gewünscht und eben­so gefürch­tet, ist nun Teil der Geschich­te. Im Vor­feld wur­de mehr­fach die Sor­ge geäu­ßert, mit wel­chen Bil­dern das Tref­fen der Reli­gio­nen medi­al um die Welt gehen und wel­chen Ein­druck es bei den Gläu­bi­gen wie den Nicht-Gläu­bi­gen hin­ter­las­sen würde.

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Zunächst ist das ein­deu­ti­ge Bemü­hen Papst Bene­dikts XVI. zu beto­nen, dem Tref­fen eine unzwei­deu­ti­ge Inter­pre­ta­ti­on zu geben, um mög­li­che syn­kre­ti­sti­sche und rela­ti­vi­sti­sche Aus­le­gun­gen zu ver­hin­dern. Der gro­ße Unter­schied zu Assi­si 1 (1986) liegt gera­de dar­in, daß auch nur die lei­se­ste Spur eines gemein­sa­men Gebets ver­mie­den wur­de. Wenn­gleich nicht ver­ges­sen wer­den soll­te, daß selbst Johan­nes Paul II. damals vom „Zusam­men­sein zum Beten“ sprach und nicht von „gemein­sam beten“. Damit woll­te er jede for­ma­le Teil­nah­me an einem nicht katho­li­schen Kult­hand­lung aus­schlie­ßen. Den­noch kam es 1986 zu einer Rei­he von objek­tiv skan­da­lö­sen Hand­lun­gen, von ritu­ell getö­te­ten Hüh­nern auf dem Altar von San­ta Chia­ra und einer Bud­dah­sta­tue auf dem Altar von St. Peter.

Die­se Gräu­el lie­ßen sich jedoch in kei­ner Wei­se auf das Lehr­amt des ver­stor­be­nen Pap­stes zurück­füh­ren. Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke prä­zi­sier­te am 1. Okto­ber noch ein­mal die Inten­tio­nen von Assi­si 3, indem er beton­te, daß es kei­ne Form eines gemein­sa­men Gebets oder auch nur eines gemein­sa­men Betens geben wer­de, um jedes „Risi­ko“ aus­zu­schlie­ßen, daß der über­na­tür­lich offen­bar­te Glau­be mit ande­ren reli­giö­sen Glau­bens­for­men­ver­wech­selt wer­den könn­te. Statt­des­sen sei Assi­si 3 Ein­la­dung und Aus­druck sich gemein­sam auf den Weg zur „ein­zi­gen Wahr­heit“ zu machen.

Die Bil­der von Assi­si 1, 2 und nun 3 unter­schei­den sich ent­spre­chend deut­lich. Die Bil­der zei­gen der nicht­ka­tho­li­schen Welt, daß Reli­gi­on offen­sicht­lich letzt­lich mit dem Amt und der Wür­de des Pap­stes untrenn­bar ver­knüpft scheint. Nur der Papst ist in der Lage, die Reli­gio­nen wirk­lich zu ver­sam­meln. Nur die katho­li­sche Kir­che ver­fügt über eine her­aus­ra­gen­de Per­so­ni­fi­zie­rung reli­giö­ser und damit lehr­amt­li­cher Auto­ri­tät. Ein Bild (das um die Welt geht) ist dazu der Emp­fang vor der Basi­li­ka San­ta Maria degli Ange­li am Fuß von Assi­si, wo die Ver­tre­ter der ver­schie­den­sten Reli­gio­nen sich anstell­ten, um den Papst zu grüßen.

Nicht weni­ger ein­drück­lich das Bild des vor dem Grab des hei­li­gen Fran­zis­kus knien­den Pap­stes, umringt von den Reli­gi­ons­ver­tre­tern, umge­ben in näch­ster Nähe von den ortho­do­xen Ver­tre­tern und einem neben dem Papst am Boden knien­den Pri­mas der Angli­ka­ner, Erz­bi­schof Rowan Wil­liams, obwohl die Kir­che von Eng­land kei­ne Hei­li­gen­ver­eh­rung in kano­ni­sier­ter Form kennt. Eine weit mehr als sym­bo­li­sche Geste, mit der Papst Bene­dikt XVI. den ande­ren Kon­fes­sio­nen und Reli­gio­nen sicht­ba­res Zeug­nis für die Wahr­heit und damit den wah­ren Glau­ben ablegte.

Es war kein „Gebets­tref­fen“, egal ob für den Frie­den oder ein sonst löb­li­ches Anlie­gen, wie es 1986 der Fall war. Der offi­zi­el­le Titel der Begeg­nung wur­de sogar zu einem recht sper­ri­gen Unding. Durch die Ein­la­dung und die vom Papst bewußt erfolg­te Erwäh­nung der Agno­sti­ker wur­de Assi­si 3 in erster Linie eine Begeg­nung der Kulturen.

Der Papst mach­te deut­lich, daß es Auf­ga­be der Reli­gio­nen sei, Gott zu suchen, „den wah­ren Gott“. Eine Ein­la­dung und Auf­for­de­rung, die untrenn­bar gekop­pelt ist mit dem Auf­ruf, auf dem Weg dahin den Frie­den zwi­schen den Men­schen zu bewah­ren. Der „wah­re Gott“ wur­de auf den Trans­pa­ren­ten der Jugend­li­chen nament­lich genannt, die vor der Basi­li­ka des hl. Fran­zis­kus das Tref­fen beglei­te­ten. Auf einem stand in deut­scher Spra­che: „Chri­stus ist unser Friede“.

Der Papst sprach eine Mah­nung und eine Ein­la­dung an die Agno­sti­ker und Athe­isten aus: Die kon­sti­tu­ti­ve Bedeu­tung der Reli­gi­on für das Mensch­sein zu erken­nen und nicht Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen zu erlie­gen. Dazu die Ein­la­dung, sich der Suche nach Gott nicht zu ver­wei­gern, die uner­läß­lich sei, um das Wesen des Men­schen und damit den Sinn des Lebens zu erken­nen. Dazu auch die Mah­nung an die Gläu­bi­gen, den Glau­ben authen­tisch zu leben, um ihn den Agno­sti­kern sicht­bar wer­den zu lassen.

Wie sehr sich das eiser­ne Gesetz des Rela­ti­vis­mus in den deut­schen Län­dern aus­ge­brei­tet hat, zeigt das man­geln­de, teils sogar völ­lig feh­len­de Inter­es­se der Mas­sen­me­di­en am Tref­fen von Assi­si. Reli­gi­on ist kein The­ma, zumin­dest nicht für die Abend­nach­rich­ten der öffent­lich-recht­li­chen Fern­seh­an­stal­ten Deutsch­lands und Öster­reichs. Reli­gi­on und Kir­che wer­den nur zu rand­stän­di­gen Ereig­nis­sen ins Bild gesetzt, bei Skan­da­len und Chronikmeldungen.

Assi­si 1 und 2 wur­den mehr­fach im Wider­spruch zur Enzy­kli­ka Mor­ta­li­um ani­mos gese­hen, die Ver­samm­lun­gen und Tref­fen ver­bot, in denen der Ein­druck ent­ste­hen könn­te, daß sich die Kul­te ver­mi­schen. Die Enzy­kli­ka ver­ur­teil­te die “ falsche(n) Mei­nung jener, die da glau­ben, alle Reli­gio­nen sei­en gleich gut und lobens­wert“. Nichts von dem, was nun in Assi­si 3 geschah, steht im Wider­spruch zur Enyz­kli­ka Pius XI.

Und noch ein Bild zum Schluß, als Zei­chen des Wesent­li­chen, als Anlei­tung und Vor­bild für die Gut­wil­li­gen, als Mah­nung für die „Rebel­len“, das der Vati­ka­nist Pao­lo Roda­ri zu Assi­si auf sei­nem Blog ver­öf­fent­lich­te mit der Fra­ge: „Was macht der Papst auf der Fahrt nach Assi­si? Er betet das Brevier.“

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Vati­can Insider/​Palazzo Apostolico

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