Volksrepublik China: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge lehnt Asylantrag eines Falun Gong-Praktizierenden ab


(Frank­furt am Main) Die Inter­na­tio­na­le Gesell­schaft für Men­schen­rechte (IGFM) kri­ti­siert die dro­hen­de Abschie­bung von Ange­hö­ri­gen der bud­dhi­sti­schen Medi­ta­ti­ons­schu­le Falun Gong in die Volks­re­pu­blik Chi­na. Falun Gong sei die in Chi­na am här­te­sten ver­folg­te reli­giö­se Min­der­heit. Die IGFM ver­wies auf einen ähn­li­chen Fall, bei dem ein Chi­ne­se unmit­tel­bar nach sei­ner Abschie­bung aus Deutsch­land ver­haf­tet und zu drei Jah­ren Zwangs­ar­beits­la­ger ver­ur­teilt wur­de. Noch heu­te wür­de in der Volks­re­pu­blik syste­ma­tisch Lager zur „Umer­zie­hung durch Arbeit“ und Fol­ter ein­ge­setzt, um Akti­vi­sten der Demo­kra­tie­be­we­gung, Bür­ger­recht­ler, Gewerk­schaf­ter und Ange­hö­ri­ge reli­giö­ser Min­der­hei­ten zum Schwei­gen zu bringen.

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Dem seit 1995 Falun Gong prak­ti­zie­ren­den Luan Xiang­ch­eng wur­de am 21. Juni 2011 vom Bun­des­amt für Migra­ti­on und Flücht­lin­ge (BAMF) die Aner­ken­nung als Asyl­be­rech­tig­ter ver­sagt. Das Bun­des­amt geht damit bewußt das Risi­ko ein, daß Luan im Fal­le einer Abschie­bung in die Volks­re­pu­blik Chi­na eine mehr­jäh­ri­ge Haft­stra­fe unter Anwen­dung der Fol­ter erdul­den muß. Die IGFM sieht in die­ser Ent­schei­dung des Bun­des­am­tes eine gro­be Fehl­ein­schät­zung der Gefähr­dungs­si­tua­ti­on für Luan. Nun muß das Ver­wal­tungs­ge­richt Karls­ru­he über sein wei­te­res Schick­sal entscheiden.

Luan Xiang­ch­eng, 1962 im chi­ne­si­schen Muling in der Pro­vinz Hei­longjiang gebo­ren, rei­ste am 15. Mai 2010 legal nach Deutsch­land ein und bean­trag­te am 14. Juni 2010 die Aner­ken­nung als Asyl­be­rech­tig­ter. Das Bun­des­amt lehn­te am 21. Juni 2011 sei­nen Antrag unter ande­rem mit der Begrün­dung ab, daß es höchst zwei­fel­haft sei, daß Luan wegen sei­nes Prak­ti­zie­rens von Falun Gong den chi­ne­si­schen Behör­den gegen­über auf­fäl­lig gewor­den wäre. Offen­bar geht das Bun­des­amt noch immer davon aus, daß nur expo­nier­te Falun Gong-Prak­ti­zie­ren­de in Chi­na ver­folgt wer­den. Die IGFM weist dar­auf hin, daß eine sehr gro­ße Zahl von Fol­ter- und Todes­fäl­len von Falun Gong Prak­ti­zie­ren­den in chi­ne­si­scher Haft bekannt ist.

Luan war seit Beginn der Ver­fol­gung von Falun Gong im Jah­re 1999 unent­wegt auf der Flucht. Er ver­lor auf Grund des Prak­ti­zie­rens von Falun Gong mehr­mals sei­nen Arbeits­platz. Sei­ne Woh­nung wur­de von der Poli­zei durch­sucht, das Nach­bar­schafts­ko­mi­tee bespit­zel­te ihn und er muß­te immer wie­der sei­nen Wohn­ort ändern, leb­te teil­wei­se auf der Stra­ße oder fand bei Bekann­ten und Freun­den für eini­ge Tage Unterschlupf.

In dem der IGFM vor­lie­gen­den Asyl­an­trag beschreibt Luan Xiang­ch­eng sei­ne mehr­jäh­ri­ge Odys­see, beglei­tet von der stän­di­gen Angst jeder­zeit ver­haf­tet wer­den zu kön­nen. Zahl­rei­che sei­ner Falun Gong-Freun­de wur­den ver­haf­tet, Gu Qun, 50 Jah­re alt und Mit­glied sei­ner Falun-Gong-Grup­pe, kam im Poli­zei­ge­wahr­sam gewalt­sam zu Tode. Luan konn­te den psy­chi­schen Druck nicht mehr län­ger aus­hal­ten und sah das Ver­las­sen des Lan­des als ein­zi­gen Aus­weg, um Zuflucht bei sei­ner in Deutsch­land leben­den Toch­ter zu suchen.

Nach Ein­schät­zung der IGFM wur­de Luan in sei­nem Hei­mat­land Chi­na wegen des Übens von Falun Gong poli­tisch ver­folgt. Ähn­li­che der IGFM vor­lie­gen­de Berich­te von ver­folg­ten Falun-Gong-Prak­ti­zie­ren­den unter­stüt­zen die Aus­sa­gen Luans. In Deutsch­land hat Luan sei­ne Falun-Gong-Pra­xis fort­ge­setzt, was dem chi­ne­si­schen Geheim­dienst mit Sicher­heit nicht ver­bor­gen blieb.

Arbeits­la­ger nach Abschiebung

Die IGFM sieht in Luans Ableh­nungs­be­scheid Par­al­le­len zu der fol­gen­schwe­ren Ent­schei­dung des Bun­des­am­tes aus dem Jah­re 2005, als die vier­köp­fi­ge Fami­lie Jiang Renz­h­eng in die VR Chi­na abge­scho­ben wur­de. Auch dort sah das BAMF sowie das Ver­wal­tungs­ge­richt Würz­burg kei­ne Gefähr­dung die­ser Falun Gong prak­ti­zie­ren­den Fami­lie bei einer Ein­rei­se in die VR Chi­na. Zwei Wochen nach voll­zo­ge­ner Abschie­bung in die VR Chi­na wur­de Jiang wegen angeb­li­cher „Gefähr­dung der öffent­li­chen Sicher­heit“ ver­haf­tet und zu drei Jah­ren Zwangs­ar­beits­la­ger ver­ur­teilt. Die Ehe­frau war der­weil mit einem der Kin­der „abge­taucht“.

Nach­dem Jiang ver­haf­tet und zu drei Jah­ren Zwangs­ar­beits­la­ger ver­ur­teilt wor­den war, revi­dier­te das Ver­wal­tungs­ge­richt Würz­burg sei­ne Erstent­schei­dung und ent­sprach in Abwe­sen­heit der Fami­lie Jiang dem Antrag auf Aner­ken­nung als Asyl­be­rech­tig­ter. Das Aus­wär­ti­ge Amt ver­such­te dar­auf­hin die Frei­las­sung von Jiang zu erwir­ken. Die chi­ne­si­schen Behör­den stell­ten sei­ne Aus­rei­se nach Deutsch­land erst nach Ablauf sei­ner drei­jäh­ri­gen Haft in Aussicht.

(PM)

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