(Sarajewo) In der bosnischen Hauptstadt werden heute fünf Ordensfrauen zu den Altären erhoben. Es sind fünf Schwestern der Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe, die als „Märtyrerinnen der Drina“ bekannt wurden. Im Dezember 1941 hatten Tschetniks, serbische Freischärler, das Kloster in Pale gestürmt und wollten die Ordensfrauen vergewaltigen. Als der Versuch an ihrer heftigen Abwehr scheiterte, wurden die Frauen von den Tschetniks erschossen und in die Drina geworfen.
Die Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungen erkannte den Märtyrerstatus der Ordensschwestern Schwester Berchmana Leidenix, Schwester Jula Ivanisevic, Schwester Krizina Bojanc, Schwester Antonija Fabjan und Schwester Bernadeta Banya an, die „aus Haß auf die katholische Kirche und die Ordensgelübde“ ermordet wurden.
Am 24. September 2011 proklamierte Kardinal Angelo Amato, der Präfekt der Selig- und Heiligsprechungskongregation in Vertretung von Papst Benedikt XVI., der sich zu einem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland aufhält, die neuen Seligen in der Olympiahalle von Sarajewo.
Trotz des Krieges harrten die Ordensfrauen in ihrem Kloster in Pale aus. Im Dezember 1941 erfolgte der Überfall der serbischen Freischärler auf das Kloster, aus dem die Schwestern verschleppt wurden. Die Ordensfrauen gaben den unsittlichen Forderungen der Tschetniks auch unter Todesdrohung nicht nach. Die Milizionäre verlangten von den fünf Schwestern ihr Ordensleben aufzugeben, das sie mit ewigen Gelübde versprochen hatten, und die Kirche zu verlassen, wie der Osservatore Romano berichtet.
Als die Tschetniks schließlich zur Gewalt übergingen, versuchten die Ordensfrauen durch das Fenster zu fliehen. Unter Anrufung des Herrn sprangen sie in die Tiefe. Verletzt, versuchten sie sich fortzuschleppen. Die Angreifer holten sie ein und schnitten ihnen die Kehle durch. Anschließend warfen sie die Leichen in die Drina.
Die bereits 76jährige Schwester Berchmana war von den jüngeren Schwestern getrennt, später aber auch ermordet und bei Gorazde in die Drina gestoßen worden. Sie stammte aus dem niederösterreichischen Enzersdorf an der Fischa, wo sie 1865 als Karoline Anna Leidenix geboren wurde. Nachdem sie in jungen Jahren in den Orden eingetreten war, schickte man sie in das damals habsburgische Bosnien, wo sie 58 Jahre bis zu ihrer Ermordung als Lehrerin und Krankenpflegerin wirkte.
Die Kongregation der Töchter der göttlichen Liebe wurde 1868 von der bayerischen Lehrerin Franziska Lechner gegründet. Lechner gründete in Wien eine Ordensgemeinschaft, um sich der mittellosen Mädchen anzunehmen und ihnen eine Ausbildung und damit eine Zukunft zu sichern. Die Ordensgemeinschaft entstand als Antwort auf die großen Nöte jener Zeit: Armut und fehlende Bildung. Der Orden errichtete Heime und führte Schulen und breitete sich bald in allen habsburgischen Ländern aus. 1882 kamen die ersten Schwestern auch nach Bosnien-Herzegowina, wo sie Waisenhäuser und Schulen aufbauten, die neben Katholiken gleichermaßen auch Orthodoxen und Moslems offenstanden.
Schon während des Krieges sprachen die Leute von den „Märtyrerinnen der Drina“ und riefen sie als Fürsprecherinnen an. Die Katholiken erkannten in ihnen sofort „Märtyrer des Glaubens, Märtyrer ihrer Berufung und ihrer Gelübde“, so der Osservatore Romano.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider