(Paris) In Frankreich werden heute mehr Moscheen gebaut als katholische Kirchen. Das mag noch wenig erstaunen, verfügt die katholische Kirche doch über ein dichtes Netz an Kirchen und Kapellen aus fast zweitausend Jahren, die zum großen kulturellen Erbe des Landes gehören. Die Moslems, die erst seit einigen Jahrzehnten in das Land an Seine und Rhone einwandern, müssen sich ihre Gebetsstätten erst schaffen. Aufhorchen läßt aber die Nachricht, daß es heute in Frankreich mehr praktizierende Moslems als praktizierende Katholiken geben soll.
2000–2010 wurden 1000 neue Moscheen gebaut und 40 Kirchen geschlossen
Etwa 150 Moscheen befinden sich derzeit in Frankreich im Bau, wo die größte islamische Gemeinschaft Europas lebt. Mohammed Moussaoui, der Vorsitzende des islamischen Dachverbandes Conseil français du culte musulman (CFCM), nannte diese Angaben am 2. August 2011 in einem Interview mit Radio RTL.
Die Gesamtzahl der Moscheen in Frankreich hat sich mit über 2000 in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Die Angabe stammt aus der Studie: „Moscheebau: Die Herrschaft des Islam in Frankreich und den Niederlanden“. Der bekannteste Moslemführer Frankreichs, Dalil Boubakeur, Rektor der Großen Moschee von Paris, meinte jüngst, die Gesamtzahl der Moscheen müsse noch einmal auf mehr als 4000 verdoppelt werden, um die Bedürfnisse der in Frankreich lebenden Moslems zu befriedigen.
Laut der katholischen Tageszeitung La Croix errichtete die katholische Kirche in den vergangenen zehn Jahren zwanzig neue Kirchen. Gleichzeitig wurden jedoch mehr als 60 Kirchen geschlossen, die einer neuen Verwendung harren und teilweise in Moscheen umgewandelt werden könnten. Dies zumindest die Befürchtung von Katholiken.
Obwohl sich 64 Prozent der französischen Bevölkerung als Katholiken bezeichnen, seien lediglich 4,5 Prozent (etwa 2 Millionen) praktizierende Katholiken. So die Erhebung des französischen Meinungsforschungsinstituts IFOP.
Mehr „praktizierende“ Moslems als Katholiken?
Zum Vergleich bezeichnen sich immer laut IFOP 75 Prozent der rund sechs Millionen hauptsächlich aus Afrika eingewanderten Moslems als „gläubige“ und 41 Prozent (rund 2,5 Millionen) als „praktizierende“ Moslems. Gemäß IFOP-Bericht vom 1. August 2011 halten mehr als 70 Prozent der Moslems in Frankreich den Fastenmonat Ramadan ein.
Vergleicht man die IFOP-Zahlen zu den Praktizierenden, stützen sie die These, daß in Frankreich die Moslems die Katholiken als stärkste Religion überrundet haben. Da die Geburtenrate der praktizierenden Moslems deutlich über jener der Franzosen liegt, wird sich die Tendenz noch verstärken. Eine Folge dieser demographischen Veränderung sind sich häufende Anfragen von muslimischen Gemeinschaften an die katholische Kirche, deren leerstehende Kirchen benützen zu dürfen. Die Behörden des laizistischen Staates scheinen solchen Überlegungen nicht abgeneigt, um damit die ständigen, teils massiven Verkehrsstörungen zu beseitigen, die durch Tausende sich einfach auf den Straßen versammelnden und betenden Moslems verursacht werden.
Moslemverbände möchten leerstehende Kirchen übernehmen
In einer gemeinsamen Erklärung vom 1. März 2011, schlugen die Organisationen rund um die Große Moschee von Paris, der Rat der demokratischen Moslems Frankreichs und eine islamische Gruppe namens Collectif Banlieues Respect der katholischen Kirche Frankreichs vor, in einem “Geist interreligiöser Solidarität“ den Moslems die leerstehenden Kirchen des Landes für das Freitagsgebet zu überlassen. Begründet wurde der Vorschlag, damit die Moslems „nicht gezwungen sind auf der Straße zu beten“ und nicht weiterhin „Gefangene der Politiker“ seien.
Jeden Freitag versammeln sich in Paris und anderen französischen Städten Tausende Moslems auf den Gehsteigen und Straßen zum Gebet. Sie blockieren den örtlichen Handel, machen die nichtsislamischen Anwohner, Geschäftsleute und Angestellte zu Gefangenen, da sie ihre Häuser und Geschäftsräume weder verlassen noch betreten können. Das gilt auch dort, wo es Moscheen gibt, weil die Moslems, die darin nicht Platz finden, sich davor versammeln. Einige Moscheen haben begonnen, die Gebetsrufe über Lautsprecher ins Freie zu übertragen. Die Nichtmoslems sehen darin eine ständige Provokation, die den Zorn der Anwohner schürt und eine Flut an Protestschreiben an die Behörden auslöst. Die Behörden, die vom Gesetz zum Eingreifen verpflichtet wären, halten sich zurück aus Angst vor Reaktionen der Moslems. Das illegale Straßengebet steht inzwischen auf der politischen Tagesordnung Frankreichs ganz oben, seit Marine Le Pen, die neue Vorsitzende des Front National sie als „eine Besetzung“ Frankreichs „ohne Soldaten und Panzer“ bezeichnete.
40 Prozent der Franzosen sehen im islamischen Straßengebet eine „Besetzung“
Im Dezember 2010 nannte Le Pen die Besetzung der Straßen für das islamische Freitagsgebet eine „politische Demonstration“ und verglich es mit der nationalsozialistischen Besetzung. Sie sagte: „Für jene, die so gern und viel über den Zweiten Weltkrieg reden, können wir auch über dieses Problem sprechen, denn es handelt sich um eine Besetzung des Territoriums. Es ist die Besetzung von Teilen des Territoriums, von Bezirken, in denen das religiöse Gesetz in Kraft tritt. Es ist eine Besetzung. Natürlich gibt es keine Panzer und Soldaten, dennoch handelt es um nichts anderes als um eine Besetzung und sie belastet die Anwohner sehr.“
Viele Franzosen stimmen dem zu, wie die Umfragen zeigen. Die Frage des moslemischen Straßengebets – und ganz allgemein die noch viel weiterreichende Frage nach der Rolle des Islams in der französischen Gesellschaft – ist mit Blick auf die Präsidentenwahlen 2012 zu einem Problem ersten Ranges geworden. Laut IFOP-Umfrage stimmen 40 Prozent aller wahlberechtigten Franzosen dem Vergleich von Marine Le Pen zu. Laut einer anderen Umfrage, die von Le Parisien veröffentlicht wurde, ist eine Mehrheit der Franzosen derzeit der Meinung, daß die FN-Chefin unter allen Politikern für das Problem der moslemischen Zuwanderung die größte Lösungskompetenz besitzt. Ein Viertel der Franzosen würde sie zur Staatspräsidentin wählen. Damit liegt sie seit mehr als einem halben Jahr vor allen anderen Kandidaten.
Entscheidet Islam-Frage die Präsidentenwahl 2012?
Staatspräsident Nicolas Sarkozy, dessen Popularität im Sommer auf 25 Prozent sank, den tiefsten Wert, den jemals ein amtierender Präsident ein Jahr vor seiner möglichen Wiederwahl hatte, ist laut TNS-Sofres entschlossen, sich nicht von Le Pen überrunden zu lassen. Sollte Marine Le Pen den ersten Wahlgang gewinnen, wäre dies ein schwerer Imageschaden für Präsident Sarkozy, sofern er dann überhaupt in die Stichwahl käme und nicht ein Kandidat der Sozialisten, sind sich zahlreiche Pariser Kommentatoren einig.
Vor wenigen Tagen forderte der Chef der französischen Staatspolizei in einem Interview die Regierungspartei UMP und Präsident Sarkozy auf, die Ausgrenzung Le Pens und des Front National zu beenden und zu „klaren Koalitionsabsprachen“ überzugehen. Sarkozy bezeichnete jüngst das Straßengebet als „inakzeptabel“. Die öffentlichen Straßen könnten nicht einfach zu „erweiterten Moscheen“ umgewidmet werden. Er mahnte, daß ein solches Phänomen die französische Tradition einer strikten Trennung von Staat und Religion aushöhle. Innenminister Claude Guéant bot am 8. August den Moslems von Paris an, statt der Straße eine aufgelassene Kaserne für das Freitagsgebet zu nützen. „Ohne Einhaltung irgendwelcher Regeln einfach in großer Anzahl auf den Straßen zu beten, ist einfach inakzeptabel und muß aufhören.“
„Dank eurer demokratischen Gesetze, werden wir euch erobern“
Einige Wortmeldungen führender Moslems scheinen nicht geeignet, die Ängste der Franzosen (und nicht nur der Franzosen) zu mildern. Dazu zählt auch der türkische Ministerpräsident Tayyp Erdogan, der zu verstehen gab, daß der Bau von Moscheen und die Zuwanderung von Moslems Teile einer Strategie zur Islamisierung Europas sind. 1998 zitierte er ein 1912 vom türkischen Dichter Ziya Gökalp verfaßtes Gedicht: „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.“
Der emeritierte Erzbischof von Smyrna, Giuseppe Germano Bernardini, erzählt von einer Unterredung mit einem islamischer Führer: „Dank eurer demokratischen Gesetze, werden wir euch erobern. Dank unserer religiösen Gesetze, werden wir euch beherrschen.“
Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider