(Vatikan/Havanna) Einmal bereiste Papst Benedikt XVI. bisher Lateinamerika, den “Kontinent der Hoffnung“, wie er einmal genannt wurde. 2007 besuchte er Brasilien und will es 2013 wieder tun, wenn in Rio de Janeiro der nächste Weltjugendtag stattfindet.
Auf dem Halbkontinent spricht man in kirchlichen Kreisen darüber, ob der Papst dort nicht auch ein spanischsprachiges Land besuchen könnte. Der einzige, der dies in den vergangenen Tagen öffentlich andeutete, war der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Lucas Ortega y Alamino. Bei seiner Wallfahrt zur Virgen de la Caridad del Cobre sagte er: „Kuba erlebt einen Glaubensfrühling“, der das Volk „der katholischen Kirche annähert“. Der Kardinal fügte hinzu, den Papst nach Kuba eingeladen zu haben: „Ich habe ihn am 14. August auf Castel Gandolfo besucht und er hat mir geantwortet: ‚So Gott will.‘ Er hat nicht Nein gesagt und ich denke, daß es ihm ein Wunsch ist, zu kommen.“
Die Öffnungen des Castro-Regimes gegenüber der Kirche, während der langandauernden Dämmerung des Regimes, könnte eine Reise auf die Karibikinsel denkbar erscheinen lassen. Die Kirche ist im Transformationsprozeß der wichtigste Akteur auf demokratischer Seite. In Lateinamerika und vor allem auf Kuba hoffen viele auf einen Papstbesuch in der zweiten Hälfte von 2012. Im Vatikan scheint man im nächsten Jahr jedoch eine Asienreise für wahrscheinlicher zu halten.
Sollte es zur Kubareise kommen, haben bereits weitere Länder um einen damit verbundenen Besuch angesucht, allen voran Mexiko. Das zentralamerikanische Land war das Ziel der ersten Pastoralreise von Papst Johannes Paul II. im Januar 1979, die den Auftakt bildete zu einer bis dahin nicht gekannten Reisetätigkeit eines Papstes zu den Ortskirchen.
Joseph Ratzinger zeigte sich stets tief beeindruckt von der missionarischen Auswirkung der Marienerscheinung von Guadalupe im Jahr 1531, ihrer kirchengeschichtlichen Bedeutung und dem Wirken Gottes in der Geschichte. Damals erschien die Gottesmutter dem jungen Mestizen Juan Diego. Während durch die Reformation halb Europa für die Kirche verlorenging, gewann ihr ein ebenso unerwartetes wie unbeeinflußbares Zeichen ganz Lateinamerika.
Mexiko-Stadt, Bundeshauptstadt und Sitz des Primas, liegt jedoch auf 2400 Metern über dem Meeresspiegel. Die Ärzte sollen dem Papst deshalb abgeraten haben. Deshalb wird ein Besuch in Guadalajara (1570 Meter) oder Yucatan erwogen. In diesem Fall würde die Tilma, der Überwurfmantel Juan Diegos mit der berühmten Mariendarstellung, die Mittelpunkt des meistbesuchten Wallfahrtsortes der Welt ist, zum Papst gebracht werden.
Auch Besuche in Kolumbien, Argentinien, Chile und Uruguay wären erwünscht. Papst Benedikt XVI. steht im 85. Lebensjahr. Er geht mit seinen physischen Ressourcen sorgsam um. Deshalb konnte er der Einladung in die Dominikanische Republik nicht nachkommen, wo in diesem Jahr der 500. Gründungstag der Erzdiözese Santo Domingo begangen wird.
Der Papst stellte seine Gesundheit bei seinen Reisen nach Kroatien und in die sommerliche Hitze Spaniens unter Beweis. In wenigen Tagen beginnt seine dritte Deutschlandreise, der eine Pastoralvisite in Benin folgen wird.
Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: Vatican Insider