„Kein Gehorsam für ungehorsame Bischöfe“ – Über Neogallikanismus, „ökumenische“ Ausgrenzer und Liturgie – Gespräch mit Don Nicola Bux


(Rom) Don Nico­la Bux zwei­felt nicht dar­an, daß die katho­li­sche Tra­di­ti­on durch das Motu pro­prio Sum­morum Pon­ti­fi­cum von Papst Bene­dikt XVI. vor allem in der jun­gen Gene­ra­ti­on an Zuspruch gewinnt. In einem Inter­view zog der dem Papst beson­ders nahe­ste­hen­de Pro­fes­sor an der Late­ran­uni­ver­si­tät und bekann­te Theo­lo­ge und Lit­ur­gi­ker Bilanz über die vier Jah­re „lit­ur­gi­scher Befreiung“.

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Sogar eine kei­nes­wegs kir­chen­freund­li­che Tages­zei­tung wie La Repubbli­ca (ver­gleich­bar der Süd­deut­schen Zei­tung) wid­me­te der Ver­brei­tung des Alten Ritus bereits eine aus­führ­li­che Repor­ta­ge. Fin­det eine Ver­än­de­rung statt?

Die Bilanz ist ohne Zwei­fel posi­tiv. Die vom Papst der gan­zen Kir­che geschenk­te lit­ur­gi­sche Mög­lich­keit erlebt ein Cre­scen­do. Sie brei­tet sich ohne irgend­wie „von oben“ ver­ord­net zu sein aus, seit das Motu pro­prio von 2007 eine Bre­sche geöff­net hat. Inzwi­schen hat sich die Über­zeu­gung durch­ge­setzt, daß der Alte Ritus nie abge­schafft war und daß die lit­ur­gi­sche Reform kei­ne vom Kon­zil gewoll­te zwin­gen­de Not­wen­dig­keit war. Die Abnei­gung gegen die latei­ni­sche Mes­se wur­de durch unbe­grün­de­te Mei­nun­gen genährt, wie jene, daß der Prie­ster in den ersten Jahr­hun­der­ten zum Volk hin zele­briert und sich erst spä­ter vom Volk abge­wandt habe. Die Behaup­tung ist völ­lig falsch, weil der Prie­ster immer zum Herrn hin zelebrierte.

Die Alte Mes­se von den Jugend­li­chen geliebt: Ist das kein Pardox?

Es genügt sich umzu­schau­en, wie ich es tue durch die Fei­er der Hei­li­gen Mes­se und durch Tagun­gen. Auf der gan­zen Welt ver­brei­tet sich der Alte Ritus gera­de unter den ganz Jun­gen. Mei­ner Mei­nung nach hängt das damit zusam­men, daß die Jun­gen sich dem Glau­ben nähern, indem sie den Sinn des Myste­ri­ums suchen. Und sie fin­den ihn auf offen­sicht­li­che Wei­se in der in der außer­or­dent­li­chen Form zele­brier­ten Mes­se. Die Rück­kehr zum tra­di­tio­nel­len Ritus ist kei­nes­wegs zweit­ran­gig für den Glau­ben. Sie för­dert in einer ver­ti­ka­len Dimen­si­on die Begeg­nung mit Gott in einer Welt, in der der Blick des Men­schen in erster Linie auf sich selbst und die mate­ri­el­le Dimen­si­on der Exi­stenz gerich­tet ist. In die­sem Sinn hat sie eine Art von heil­sa­mer geist­li­cher Ansteckung ausgelöst.

Vor weni­gen Mona­ten ver­öf­fent­lich­te die Päpst­li­che Kom­mis­si­on Eccle­sia Dei die Instruk­ti­on zur Umset­zung des Motu pro­prio. Man­che spra­chen von einer Art Ermah­nung der Bischö­fe, den Ansu­chen der Gläu­bi­gen entgegenzukommen.

Es han­delt sich um eine Über­set­zung des Motu pro­prio in kon­kre­te Anwei­sun­gen. Der Groß­teil der Bischö­fe, die anfangs per­plex waren, kön­nen nun in die rich­ti­ge Rich­tung arbei­ten. Die Instruk­ti­on ermu­tigt die Bischö­fe den Anfra­gen der Gläu­bi­gen, die sich die Alte Mes­se wün­schen, die von allen als beson­de­rer Reich­tum der römi­schen Lit­ur­gie zu betrach­ten ist, zu entsprechen.

Es ist kein Geheim­nis, daß man­che Bischö­fe die­se Ent­schei­dung nicht geschätzt haben und sie mit allen Mit­teln zu behin­dern ver­su­chen und sich dabei gera­de­zu wie Rebel­len gegen den Papst aufführen.

Es gibt ohne Zwei­fel eine Form von schlei­chen­dem Neo­gal­li­ka­nis­mus, dem­ge­mäß eini­ge Tei­le der Kir­che mei­nen, sich selbst zu genü­gen und von Rom unab­hän­gig zu sein. Wer aber so denkt, ist nicht katho­lisch. Die Bischö­fe, die dem Papst unge­hor­sam sind, ver­set­zen sich selbst in eine Situa­ti­on, in der sie nicht mehr ver­lan­gen kön­nen, daß ihnen die Prie­ster und Gläu­bi­gen gehor­sam sind.

In der Kir­che hieß es immer: lex oran­di lex cre­den­di. Die Lit­ur­gie ist untrenn­bar mit der Theo­lo­gie ver­bun­den. Papst Bene­dikt XVI. hat als rich­tungs­wei­sen­den Kom­paß in sei­nem Lehr­amt die Kon­ti­nui­tät mit der Tra­di­ti­on ver­an­kert. Eine star­ke Geste in die­sem Sinn war die Rück­nah­me der Exkom­mu­ni­ka­ti­on der Lefeb­vria­ner. Was den­ken Sie dazu?

Ich den­ke, daß das eine Geste gro­ßer Lie­be war. Die Ein­heit (comu­nio) zu zer­bre­chen ist leicht, schwie­rig ist sie aber wie­der­her­zu­stel­len. Doch Chri­stus aber will, daß wir eine Ein­heit sind. Das muß für uns ein Impe­ra­tiv sein. Das ent­spre­chen­de Werk des Pap­stes macht sei­ne gro­ße Geduld deut­lich. Ande­rer­seits, wenn dem nicht so wäre, wür­den wir wirk­lich ein Para­dox erle­ben: Wäh­rend man so sehr den Dia­log mit den Nicht-Katho­li­ken postu­liert und sogar mit den Nicht-Chri­sten, wie könn­te man vor­ur­teils­be­haf­tet die Idee ableh­nen, sich mit jenen wie­der­zu­ver­ei­ni­gen, die den­sel­ben Glau­ben haben?

Bene­dikt XVI. selbst zitier­te bei jener Gele­gen­heit ange­brach­ter­wei­se den Brief des Apo­stels Pau­lus an die Gala­ter: „Wenn ihr euch aber unter­ein­an­der beißt und fresst, so seht zu, daß ihr nicht unter­ein­an­der ver­zehrt wer­det.“ (Gal 5,15) Das der­zei­ti­ge Dra­ma der Kir­che ist der Exklu­si­vis­mus jener, die sich öku­me­nisch nennen.

In die­sem Zusam­men­hang sprach man von Poli­tik und Wer­ten. Von einer „mora­li­schen Fra­ge“ spre­chen gera­de vie­le von jenen Parteigänger …

Auch ich höre viel von der Not­wen­dig­keit „ethi­scher Ver­hal­tens­re­geln“ für die Par­tei­en. Was unter Ethik jedoch ver­stan­den wird, wird nicht näher prä­zi­siert. Kann je vom Men­schen selbst die Quel­le kom­men, für das was gut oder böse ist? Statt­des­sen gilt es zu den 10 Gebo­ten Got­tes zurück­zu­keh­ren, den ein­zi­gen wah­ren ethi­schen Ver­hal­tens­re­geln, die von Gott kommen.

Text: Papalepapale/​Übersetzung Giu­sep­pe Nardi
Bild: Portodimarebis

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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