(Eriwan) Eine katholische Delegation unter der Leitung von Kardinal Gianfranco Ravasi besucht Armenien. Der Kaukasusstaat beansprucht, der erste christliche Staat zu sein. Im Jahr 301 wurde das Christentum offiziell zur Staatsreligion erhoben. Dort befindet sich auch der Berg Ararat, auf dem laut biblischer Überlieferung die Arche Noah nach der Sintflut strandete. Die Gespräche sollen der Vertiefung der Beziehungen und der Zusammenarbeit zwischen der Armenischen Apostolischen Orthodoxen Kirche und der Römisch-katholischen Kirche dienen.
Die Armenisch-Apostolische Kirche trennte sich im Jahr 554 von der katholischen Kirche. Ausschlaggebend dafür waren historische Gegebenheiten, vor allem die Tatsache, daß das Königreich Armenien nicht zum (ost)römischen Reich gehörte und daher nicht 451 am Konzil von Chalcedon teilnahm.
Kardinal Ravasi, Vorsitzender des Päpstlichen Kulturrats, traf mit Patriarch Garegin II., dem Katholikos aller Armenier zusammen. „Die Begegnungen waren sehr herzlich, freundschaftlich aber klar, was die Bewahrung des armenischen Kulturerbes und die Zusammenarbeit in dieser Frage anbelangt“, so Pater Theodore Mascarenhas, der den Kardinal begleitete.
Gesprächsthema waren auch die christlichen Minderheiten in den angrenzenden, mehrheitlich islamischen Staaten, die dem Druck der jeweiligen Regierungen ausgesetzt sind. Es ging dabei um technische und rechtliche, aber auch um grundsätzliche Fragen. Ein wichtiger Punkt sind Kirchen, die sich im Besitz der Armenisch-Apostolischen Kirche oder anderer christlicher Konfessionen befinden, aber nicht für den Gottesdienst benützt werden dürfen. Kardinal Ravasi sicherte Unterstützung zu. Er werde die Frage dem Heiligen Stuhl zur Kenntnis zu bringen.
Die vatikanische Delegation besuchte auch die Kathedrale von Etschmiadsin, der „Mutter“ aller armenischen Kirchen und Sitz des Katholikos und betete dort mit dem armenischen Bischof Hovakim und Hunderten von Gläubigen, die zusammenströmte, um den Segen zu empfangen.
Auch die politischen Gespräche verliefen „ermutigend“, so mit Kulturminister Hasmik Poghosyan über die Zusammenarbeit auf kulturelle Ebene und mit Ministerpräsident Tigran Sargsyan, der die Bedeutung des christlichen Glaubens und der christlichen Werte als „Herzstück der bilateralen Beziehungen“ zwischen dem Heiligen Stuhl und Armenien bezeichnete. Er zeigte sich „sehr interessiert“ am „Hof der Völker“, einer vom Päpstlichen Kulturrat initiierten Veranstaltung für den Dialog mit den Atheisten zu fördern. Ministerpräsident Sargsyan zeigte Interesse, die Veranstaltung auch in Eriwan durchzuführen.
Text: Asianews/Giuseppe Nardi
Bild: Asianews