(Juba) Kardinal John Njue, Erzbischof von Nairobi, wird als Vertreter von Papst Benedikt XVI. an den Feierlichkeiten zur Ausrufung der Unabhängigkeit des Südsudan teilnehmen. „Der Südsudan ist stolz darauf, ein neuer Staat zu sein und ist bereit, sich eine eigene Identität und einen eigenen Platz in der Welt zu schaffen.“ Dies sagte Msgr. Cesare Mazzolari, der katholische Bischof von Rumbek im Südsudan. Der Comboni-Missionar wirkt seit 30 Jahren im „Land“ seines Ordensgründers, des hl. Daniele Comboni. Er spricht von einem „gelassenen Marsch“ Richtung Unabhängigkeitserklärung, die am 9. Juli in Juba offiziell die Unabhängigkeit des Südsudan proklamieren wird.
Trotz der Angriffe des moslemisch-arabischen Nordsudan im vergangenen Monat mit Hunderten von Toten und Hunderttausenden von Flüchtlingen ohne Versorgung in den Regionen Süd-Kordofan und Abyei, versuchen die Südsudanesen in die Zukunft zu schauen. „Zur Unabhängigkeitsfeier werden zahlreiche Staatsvertreter aus aller Welt erwartet. Die Menschen erhoffen sich Signale der Solidarität für ein Volk, das so lange gelitten hat“, so Bischof Mazzolari. „Der Südsudan braucht die internationale Unterstützung, besonders in den ersten Jahren seines Bestehens.“
Die Unabhängigkeit des Südsudan, der sich am 9. Juli vom moslemisch-arabisch dominierten Sudan lostrennt, wurde in einer Volksabstimmung am 9. Januar 2011 beschlossen. Damals stimmten mehr als 95 Prozent aller Südsudanesen für die Unabhängigkeit.
Die katholische Kirche hege auch große Hoffnungen, daß die Unabhängigkeit eine Befriedung und vor allem Religionsfreiheit bringe, so Pater Martin Ochaya, Kanzler der Erzdiözese Juba. Die Diözesen wirken daher aktiv an den Vorbereitungen der Unabhängigkeitsfeiern mit.
„40 Tage vor der Unabhängigkeit haben wir eine pastorale Initiative gestartet, um diesen wichtigen Schritt für das Land und die Menschen im Gebet vorzubereiten und zu begleiten. Parallel haben wir zahlreiche Schritte für eine Versöhnung im Land angestoßen“, so Pater Martin. Vor zwei Tagen fand in diesem Rahmen ein „Tag der Versöhnung“ (Reconciliation Day) statt.
“Wir sind bereit, alle zu empfangen, die kommen werden, um mit uns die Unabhängigkeit des Südsudan zu feiern“, so der Priester der Erzdiözese Juba. Dazu werden Bischöfe aus ganz Ostafrika und anderen afrikanischen Regionen erwartet. In allen Pfarreien des neuen Staates wird den ganzen Monat Juli hindurch für die Unabhängigkeit gedankt und der Segen Gottes für Land und Volk erfleht, wie Pater Martin Ochaya erklärt.
Zwei Grenzregionen sind noch umstritten. Der Sudan versucht mit Waffengewalt die erdölreiche Region Abyei zu behalten. Zur Erreichung dieses Ziels wurde die Bevölkerung vertrieben. Inzwischen halten sich beide Seiten an die vereinbarte Waffenruhe. Das Gebiet soll demnächst im Auftrag der UNO von äthiopischen Soldaten besetzt werden. In der Region Süd-Kordofan verhinderte Karthoum die Durchführung der Volksabstimmung und beharrt darauf, die ebenfalls mit Bodenschätzen reiche Region zu behalten. Das Gebiet wird jedoch von Nubas bewohnt, die wie der übrige Südsudan, die Unabhängigkeit fordern. Die Zukunft beider Regionen ist unsicher und wird eine Belastung im Verhältnis der beiden künftigen Staaten darstellen.
„Die Spannungen bleiben und die Probleme um die umstrittenen Gebieten sind schwerwiegend. Dennoch wollen sich die Südsudanesen auf die Feierlichkeiten konzentrieren und sich diesen historischen Augenblick nicht trüben lassen“, so Pater Martin Ochaya.
Text: Vatican Insider/Giuseppe Nardi
Bild: Mazzetta