(Vatikan/Philadelphia) Papst Benedikt XVI. ernannte den Erzbischof von Denver, Msgr. Charles J. Chaput zum neuen Erzbischof von Philadelphia. Er tritt dort die Nachfolge von Justin Francis Kardinal Rigali an, der mit Vollendung seines 75. Lebensjahres gemäß Kirchenrecht den Rücktritt anbot.
Erzbischof Rigali geriet in die Kritik, als ihm ein Bericht der Grand Jury vorwarf, es sei ihm nicht ausreichend gelungen, zu Vorwürfen des sexuellen Mißbrauchs gegen Kinder und Jugendliche durch einige Priester der Diözese Klarheit zu schaffen.
Msgr. Chaput, Jahrgang 1944, stammt aus Kansas. Sein Vater ist Frankokanadier, der seine Abstammung in direkter Linie von König Ludwig IX. von Frankreich herleitet. Mütterlicherseits stammt Erzbischof Chaput vom Indianerstamm der Potawatomi ab, die an den Großen Seen siedelten. Er gilt als entschiedener Vertreter der katholischen Glaubens- und Sittenlehre und ist bekannt als einer, der auch von der amerikanischen Bischofskonferenz abweichende Standpunkte einnimmt. Er gehört zu den Kritikern der Abtreibungspolitik von US-Präsident Obama („je ernsthafter ein Katholik sich um seinen Glauben bemüht, desto weniger wählt er Obama“). Er verweigert Abtreibungspolitikern die Heilige Kommunion, ist gegen die Einführung der Homo-Ehe, ist für die lateinische Messe und für die Gesundheitsfürsorge für alle. Auf die Frage, ob er damit nicht „konservative Positionen“ vertrete, antwortete Erzbischof Chaput in seinem ersten Interview nach der Ernennung: „Ich vertrete nicht konservative Positionen, sondern katholische Positionen.“
Zum Pädophilieskandal nahm er eine entschiedene Position ein. Der Vatikan traut ihm deshalb zu, der Lage in Philadelphia besser gewachsen zu sein und die Vorgaben des Papstes dort umzusetzen. Erzbischof Chaput war Mitglied der päpstlichen Visitationskommission, deren Bericht Anfang Mai zur Amtsenthebung von William Morris als Bischof von Toowoomba in Australien führte.
Chaput trat 1965 in den Kapuzinerorden ein. Er erwarb Studienabschlüsse in Philosophie, Psychologie und Theologie. 1970 wurde er zum Priester geweiht und war nach Aufgaben im Orden in mehreren Pfarreien tätig. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1988 zum Bischof von Rapid City (Süd Dakota). 1997 erfolgte seine Berufung zum Erzbischof von Denver (Colorado). Er ist der erste Indianer in der Geschichte der katholischen Kirche, der die Würde und das Amt eines Erzbischofs bekleidet. Er könnte bald auch der erste indianische Kardinal der Kirchengeschichte werden. In Rom geht man davon aus, daß Msgr. Chaput beim nächsten Konsistorium in den Kardinalsrang erhoben werden könnte.
Rund 40 Prozent der Bevölkerung im Erzbistum Philadelphia im Bundesstaat Pennsylvania bekennen sich zum katholischen Glauben.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: european life network