Das Beispiel des Abraham soll uns lehren, unser Herz der Barmherzigkeit Gottes zu öffnen


Lie­be Brü­der und Schwestern!

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In zwei Kate­che­sen habe ich jetzt über das Gebet als mensch­heit­li­che Erschei­nung gespro­chen, die in allen Kul­tu­ren da ist. Heu­te nun möch­te ich zu einem bibli­schen Zyklus über­ge­hen und eini­ge wich­ti­ge Tex­te aus dem Alten und Neu­en Testa­ment her­aus­stel­len, in denen uns das Gebet leben­dig begeg­net und von denen wir sel­ber beten ler­nen kön­nen. Begin­nen wir mit Abra­ham, dem Vater aller Glau­ben­den. Im Buch Gene­sis wird erzählt, wie Abra­ham im Gespräch mit Gott Für­bit­te für Sodom und Gomor­ra vor dem gerech­ten Straf­ge­richt ein­legt. Er beschwört Gott: »Es sind doch viel­leicht auch Gerech­te in der Stadt. Du kannst doch als Wel­ten­rich­ter nicht die Gerech­ten zugleich mit den Unge­rech­ten zugrun­de gehen las­sen. Das tut der Wel­ten­rich­ter nicht« (vgl. Gen 18,23–25). Aber dar­über hin­aus geht er wei­ter und bit­tet nicht bloß um die Ret­tung der Gerech­ten, son­dern um Ver­ge­bung, durch die die ande­ren auch zu Gerech­ten wer­den. Es geht also um eine »höhe­re«, gött­li­che Gerech­tig­keit: zum einen um die Gerech­tig­keit, daß das Gerech­te nicht mit Unrech­tem ver­dammt wird, aber zum ande­ren um das Höhe­re, daß Gott durch die Macht der Ver­ge­bung Unge­rech­te in Gerech­te ver­wan­delt. Und Gott – Abra­ham weiß das – will ja nicht den Tod des Sün­ders, son­dern daß er umkehrt und lebt (vgl. Ez 18,23; 33,11). Im Gebet für die Erret­tung des ande­ren wird der inne­re Heils­wil­le Got­tes, die Sehn­sucht Got­tes selbst zum Wunsch eines Men­schen. Abra­hams Bit­ten grün­det also in sei­nem Ver­trau­en auf Got­tes Barm­her­zig­keit, und um so gerin­ger die Zahl der nöti­gen Gerech­ten ange­setzt wird, desto grö­ßer und deut­li­cher erscheint die Barm­her­zig­keit des Herrn. Der Herr ist bereit zu ver­ge­ben, doch Sodom und Gomor­ra ver­schlie­ßen sich sei­ner erbar­men­den Lie­be. Es gibt dort nicht ein­mal den klein­sten Keim an Gutem, aus dem Hei­lung erwach­sen könn­te. Ret­tung heißt ja nicht ein­fach, der Stra­fe zu ent­kom­men, son­dern vom Bösen befreit zu wer­den. Der Herr will den Men­schen ret­ten durch die inne­re Befrei­ung vom Bösen, durch eine Umwand­lung von innen her. Spä­ter, bei Jere­mia fin­den wir die Stel­le, daß Gott durch den Pro­phe­ten sagt: »Wenn ich einen Gerech­ten fin­de, ver­scho­ne ich die Stadt« (vgl. Jer 5,1). Aber es fehlt auch der eine Gerech­te. Und so hat er selbst ein­ge­grif­fen und ist selbst ein Mensch gewor­den, so daß immer der eine Gerech­te da ist, von dem Ver­wand­lung aus­ge­hen kann. Von die­ser Barm­her­zig­keit Got­tes wol­len wir uns anrüh­ren, aber auch selbst ver­pflich­ten las­sen, uns dar­um zu mühen mit­zu­hel­fen, daß Gerech­tig­keit in unse­ren Städ­ten sei, weil nur so das Zusam­men­le­ben, der Frie­de, die Städ­te und der Staat erhal­ten wer­den kön­nen. Und wir wis­sen, daß wir uns dabei auf die Güte Got­tes ver­las­sen kön­nen, mit dem wir im Gebet in Ver­bin­dung tre­ten, durch das wir sein Herz öffnen.

Ein herz­li­ches Will­kom­men sage ich allen Pil­gern und Gästen aus den Län­dern deut­scher Spra­che. Das Bei­spiel des Abra­ham soll uns leh­ren, unser Herz der Barm­her­zig­keit Got­tes zu öff­nen, um das Heil der Men­schen zu bit­ten und uns selbst um das Recht­sein zu mühen. Der auf­er­stan­de­ne Herr schen­ke euch allen sei­ne Gnade.

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