OGH: Das Kreuz in Italiens Gerichtssälen und Ämtern bleibt


(Rom) Der Ober­ste Gerichts­hof von Ita­li­en bestä­tig­te in einem Urteil, daß in Ita­li­ens Gerichts­sä­len das Kreuz einen festen Platz hat. Das Höchst­ge­richt bestä­tig­te damit ein Urteil, mit dem der Rich­ter Lui­gi Tosti aus dem Rich­ter­stand ent­fernt wur­de. Der ehe­ma­li­ge Rich­ter wei­ger­te sich, in Gerichts­sä­len sei­ner Arbeit nach­zu­kom­men, in denen sich – wie in ganz Ita­li­en üblich – ein „reli­giö­ses Sym­bol“, kon­kret das Kreuz befin­det. Der Rich­ter sprach von einer „untrag­ba­ren Zumu­tung“ und for­der­te unter Ver­weis auf die Tren­nung von Kir­che und Staat deren Entfernung.

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Der Ober­ste Rich­ter­rat, das höch­ste Selbst­ver­wal­tungs­or­gan des Rich­ter­stan­des, bot dem Rich­ter an, in einem Gerichts­saal ohne Kreuz sei­ner Auf­ga­be als Frie­dens­rich­ter nach­kom­men zu kön­nen. Der „Anti-Kreuz­rich­ter“, wie ihn die ita­lie­ni­sche Pres­se nennt, wei­ger­te sich jedoch wei­ter­hin irgend­ei­ne Ver­hand­lung durch­zu­füh­ren. Er for­der­te nicht nur die Ent­fer­nung in sei­nem Gericht­saal, son­dern die Ent­fer­nung aus allen Gerichts­sä­len Italiens.

Auf­grund die­ser Wei­ge­rung, sei­ner Amts­pflicht nach­zu­kom­men, wur­de der Rich­ter im Janu­ar 2010 vom Ober­sten Rich­ter­rat aus dem Rich­ter­stand ent­las­sen. Der Ober­ste Gerichts­hof gab nun dem Rich­ter­rat Recht. Die Ent­las­sung des Rich­ters war rech­tens. Tosti steht der „Uni­on der Athe­isten und ratio­na­len Agno­sti­ker (UAAR)“ nahe. Mas­si­mo Alber­tin, ein füh­ren­des Mit­glied der UAAR und des­sen Frau Soi­le Laut­si hat­ten das Anti-Kreuz-Urteil des Euro­päi­schen Gerichts­hofs für Men­schen­rech­te von 2009 ausgelöst.

Am 20. Juni 2008 rich­te­te Lui­gi Tosti ein Schrei­ben an den ita­lie­ni­schen Justiz­mi­ni­ster, den Mini­ster­prä­si­den­ten, den Ober­sten Gerichts­hof und das Euro­päi­sche Par­la­ment ein Schrei­ben, in dem er die ersatz­lo­se Ent­fer­nung des Kreu­zes ver­lang­te oder die zusätz­li­che Anbrin­gung „der Sym­bo­le aller ande­ren Reli­gio­nen“. Tosti liste­te in sei­nem Schrei­ben auf, wel­che Sym­bo­le er vor allem ange­bracht wis­sen woll­te: „das Logo der Uni­on der Athe­isten, Agno­sti­ker und Ratio­na­li­sten), die jüdi­sche Meno­rah, Pal­las Athe­ne, Bud­dha, Isis, Bac­chus, Odin, Mani­tu, Quetz­al­coatl, Morot, Satan, der Eidech­sen­gott, die Kuh­göt­tin“, kurz­um „alle Göt­ter und Göt­tin­nen, die ich ‚bren­nend‘ ver­eh­re und durch deren Anwe­sen­heit ich beab­sich­ti­ge, mora­li­schen und reli­giö­sen Bei­stand zu erhalten“.

Der Ober­ste Gerichts­hof stell­te dazu fest, daß sich in Gerichts­sä­len und öffent­li­chen Ämtern aus­schließ­lich das Kreuz des Chri­sten­tum als ein­zi­ges reli­giö­ses Sym­bol befin­den darf. Er stell­te fest, daß die Ent­schei­dung über die Anbrin­gung ande­rer reli­giö­ser Sym­bo­le ledig­lich der Gesetz­ge­ber fäl­len kön­ne. Gleich­zei­tig ermahn­te er den Gesetz­ge­ber, vor einer even­tu­el­len Ent­schei­dung „mög­li­che Kon­flik­te“ abzu­wä­gen, die durch die Anbrin­gung ande­rer reli­giö­ser Sym­bo­le ent­ste­hen könnten.

Das Höchst­ge­richt begrün­de­te sei­ne Ent­schei­dung damit, daß die Anbrin­gung des Kreu­zes in Gerichts­sä­len und öffent­li­chen Ämtern kei­ne Bedro­hung der reli­giö­sen Frei­heit von Nicht-Chri­sten darstelle.

Der Bür­ger­mei­ster von Rom, Gian­ni Ale­man­no, begrüß­te als erster die höchst­rich­ter­li­che Begrün­dung: „Das Kreuz wird end­lich als Sym­bol unse­rer kul­tu­rel­len Iden­ti­tät bestä­tigt. In die­sen Jah­ren wur­den gegen die christ­li­chen Sym­bo­le dem­ago­gi­sche Kam­pa­gnen durch­ge­führt, denen nun der Ober­ste Gerichts­hof eine kla­re Ant­wort erteilt hat.“

(Giu­sep­pe Nar­di, Bild: liberoricercatore)

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