(Tiflis) Wie ein Turm schiebt sich der Fels einsam in den Himmel. Einem Fingerzeig gleich erhebt er sich fast 40 Meter über die umliegende Landschaft. Hier hoch oben mitten in Georgien ziehen sich seit bald 1500 Jahren Eremiten zurück, abgeschieden vom Rest der Welt, ganz alleine mit Gott bis zu ihrem Tod.
Heute lebt Pater Maxim, ein orthodoxer Priester, auf der Spitze der Felsensäule. Seit 18 Jahren ist er bereits dort oben mit dem Blick einzig auf Gott gerichtet.
„The Daily Mail“ berichtete nun über diesen „letzten Eremiten“, wie die britische Tageszeitung titelte. Der „letzte“ Eremit ist Pater Maxim keineswegs. Auf der Welt gibt es nicht wenige, die diese extreme Entscheidung treffen. Ihr Rückzug von der Welt ist total und absolut. Sie gehen diesen Weg, weil sie das Bedürfnis nach Stille und Einsamkeit verspüren, nicht um Gott zu gefallen, sondern um ihr Sein innerlich und äußerlich ganz auf Gott hin auszurichten.
Wie aus Versehen, unerklärbar dorthin gespült, sitzt die kleine Kirche fast unsicher auf der zackigen Felsklippe, die durch Wetter und Wasser im Lauf der Jahrhunderte die heutige Form angenommen hat.
Pater Maxim lebt auf der bizarren Felsensäule in der Nähe der georgischen Stadt Chiatura. Der 39 Meter hohe Aufstieg ist nur über eine steile Leiter zu bewältigen. Einen anderen Zugang gibt es nicht.
Fachleute meinen, daß die Kirche samt Eremitage zwischen dem 6. und dem 8. Jahrhundert errichtet wurde.
Der georgische Fotograf Kontantin Murtkveladze stieg zu Pater Maxim hinauf. „Die alte Leiter in der Felswand sieht aus, als könnte sie jeden Augenblick herausbrechen“, erzählte er der Daily Mail. „Aber sobald sie dort oben bei der Kirche stehen, so hoch über der Landschaft, ist es ein ganz unglaublicher Anblick, ein ganz besonderer Platz.“
Pater Maxim lebt in der Kirche, die zur Zeit von einigen mutigen Freiwilligen instand gesetzt wird, die das nötige Baumaterial und Werkzeug die alte Leiter hinauf schleppen. Vater Maxim, heute 55 Jahre alt, sagte, daß es seit seiner Kindheit sein Traum war, hier oben auf dem Felsen zu leben, „wie es andere Einsiedler in alten Zeiten taten“.
„Als ich das erste Mal mit Freunden hierherkam, beneidete ich den Mönch, der dort gelebt hatte. Jetzt bin ich hier glücklich“, so Pater Maxim.
(Palazzo Apostolico/Giuseppe Nardi, Bild: The Hermeneutic of Continuity)