Konzil oder Tradition? – Eine Untersuchung über die Priester von morgen


(Paris) Ein neu­es Buch warnt vor den künf­ti­gen Prie­stern. Sie sei­en fromm, glau­bens­treu, woll­ten Prie­ster­klei­dung tra­gen, hät­ten kein Pro­blem mit dem Zöli­bat und sei­en vom Wunsch durch­drun­gen, die Wahr­heit zu verkünden.

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Den Titel des in Frank­reich erschie­ne­nen Buches von Yves de Gen­til-Bai­chis könn­te man im Deut­schen mit „Anhän­ger des Kon­zils oder der Tra­di­ti­on?“ umschrei­ben (Con­ci­li­ai­res ou tra­di­ti­on­nels? Enquàªte sur les futurs pràªtres). Gen­til-Bai­chis ist ein ehe­ma­li­ger Jour­na­list von „La Croix“, der Tages­zei­tung der fran­zö­si­schen Bischofs­kon­fe­renz. Die Ergeb­nis­se sei­ner Unter­su­chung über Frank­reichs künf­ti­ge Prie­ster ver­an­laß­ten ihn zu einer Art pro­gres­si­vem Auf­schrei des Ent­set­zens. Sei­ne The­sen wur­den in der Rezen­si­on von Moni­que Hérbrard von der Katho­li­schen Kon­fe­renz der Getauf­ten Frank­reichs, einer weit im pro­gres­si­ven Teil der gal­li­schen Kir­che ver­or­te­ten Ver­ei­ni­gung, bestätigt.

Wel­che Ergeb­nis­se Gen­til-Bai­chis berei­ten also der­zeit Frank­reichs pro­gres­si­ven Katho­li­ken schlaf­lo­se Näch­te? Eine Zusam­men­stel­lung in zehn Thesen:

The­se 1: Es bestün­de die „besorg­nis­er­re­gen­de“ Gefahr einer gro­ßen Distanz zwi­schen vie­len jun­gen Prie­stern und der Gesamt­heit der Christen.

The­se 2: Die künf­ti­gen Prie­ster tre­ten immer jün­ger in die Semi­na­re ein, waren zuvor bereits Mini­stran­ten und hät­ten daher zu wenig Zeit gehabt, sich aus­rei­chend mit dem Zöli­bat aus­ein­an­der­zu­set­zen. Jenem Zöli­bat, von dem doch alle fran­zö­si­schen Diö­ze­san­syn­oden zwi­schen 1985 und 1995 die Abschaf­fung gefor­dert hät­ten. Für die jun­gen Semi­na­ri­sten sei der Zöli­bat kein Pro­blem. Sie sei­en des­halb, kurz­um, noch recht unreif.

The­se 3: Vie­le von ihnen sei­en von neu­en Gemein­schaf­ten (zum Bei­spiel vom Opus Dei) oder Gemein­schaf­ten der Tra­di­ti­on beeinflußt.

The­se 4: Unter den neu­ge­weih­ten Prie­stern der Alter­grup­pe der 30- bis 40-Jäh­ri­gen wür­den dann Schwie­rig­kei­ten mit dem Zöli­bat auf­tre­ten und nicht sel­ten zur Auf­ga­be des Prie­ster­tums füh­ren, wor­über aber kaum gespro­chen werde.

The­se 5: Da die jun­gen Semi­na­ri­sten aus einer „Welt“ kamen, in der sie zu ertrin­ken droh­ten, wür­den sie vor allem Gott suchen. Sie wür­den vor allem Ant­wor­ten suchen und nicht Fra­gen, Sicher­hei­ten und nicht Diskussionen.

The­se 6: Sie wür­den dem per­sön­li­chen Gewis­sen miß­trau­en, das im Ver­dacht stün­de, für alle mora­li­schen Ver­ir­run­gen der Zeit ver­ant­wort­lich zu sein.

The­se 7: Die jun­gen Semi­na­ri­sten for­dern, daß ihnen in den Vor­le­sun­gen die Glau­bens­leh­re unver­kürzt im Sin­ne des kirch­li­chen Lehr­amts und ohne Dis­kus­sio­nen gelehrt wer­de. Wider­spruch gegen die kirch­li­che Auto­ri­tät und den Papst sei ihnen fremd und in ihren Augen überholt.

The­se 8: Die künf­ti­gen Prie­ster wol­len als sol­che sicht­bar sein und dies auf­grund von bewuß­ten apo­sto­li­schen Über­le­gun­gen durch prie­ster­li­che Klei­dung zei­gen wol­len. Es gebe die Ten­denz unter ihnen, sich durch die Prie­ster­wei­he als „sakra­li­sier­te“ Geschöp­fe zu betrach­ten, die „anders“ sei­en, als alle ande­ren Menschen.

The­se 9: Ihr Wunsch, die Wahr­heit zu ver­kün­den, sei sehr aus­ge­prägt. Es sei zu befürch­ten, daß er stär­ker sei, als „ande­ren zuzu­hö­ren“. In die­ser Ten­denz wür­de das „Wir Getauf­te“ verschwinden.

The­se 10: Unter den Semi­na­ri­sten gebe es dif­fu­se Vor­be­hal­te gegen das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil, das ver­däch­tigt wer­de, die Tür für zahl­rei­che Fehl­ent­wick­lun­gen auf­ge­sto­ßen zu haben.

(Giu­sep­pe Nardi)

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