Das „demokratische“ Ägypten fordert Todesstrafe für Konvertiten


(Kai­ro) Die revol­tie­ren­den Ägyp­ter for­dern mehr Frei­heit, gleich­zei­tig aber auch die Todes­stra­fe für alle Mos­lems, die zu einer ande­ren Reli­gi­on kon­ver­tie­ren. Das PEW Forum on Reli­gi­on & Public Life von Washing­ton leg­te sei­ne neue Stu­die über das Ver­hält­nis von Demo­kra­tie und Islam in Ägyp­ten und ande­ren mehr­heit­lich isla­mi­schen Staa­ten sowie Nige­ria vor. Befragt wur­den für die Stu­die nur Moslems.

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Ein beacht­li­cher Teil der ägyp­ti­schen Bevöl­ke­rung, die in die­sen Tagen gegen die 30jährige Herr­schaft von Staats­prä­si­dent Hos­ni Muba­rak rebel­liert, erklärt, die Demo­kra­tie jeder ande­ren Regie­rungs­form vorzuziehen.

Gleich­zei­tig for­dert eine erdrücken­de Mehr­heit, daß Frau­en und Män­ner, die ehe­bre­chen gestei­nigt wer­den, daß Die­ben die Hän­de abge­hackt wer­den und daß jene, die den Islam auf­ge­ben, um zu einer ande­ren Reli­gi­on zu kon­ver­tie­ren, hin­ge­rich­tet wer­den sollen.

Die ande­ren in der Stu­die „Islam & Demo­kra­tie“ unter­such­ten Staa­ten sind die Tür­kei, der Liba­non, Jor­da­ni­en, Paki­stan und Nigeria.

59 Pro­zent der Ägyp­ter für Demo­kra­tie weil „beste Regierungsform“

Ägyp­ten steht der­zeit im Mit­tel­punkt der Auf­merk­sam­keit. 59 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter hal­ten die Demo­kra­tie für die beste Regie­rungs­form. In der Tür­kei erklä­ren dies 76 Pro­zent der Befrag­ten, im Liba­non sind es 81 Prozent.

Fast die Hälf­te der Ägyp­ter sind der Mei­nung, daß der Islam bereits jetzt star­ken Ein­fluß auf die Poli­tik aus­übt. 95 Pro­zent derer, die die­ser Mei­nung sind, fin­den dies „gut“.

Ins­ge­samt beur­tei­len 85 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter den star­ken isla­mi­schen Ein­fluß auf die Poli­tik als posi­tiv. Ledig­lich zwei Pro­zent fan­den dies nega­tiv. Im Liba­non und der Tür­kei wird der poli­ti­sche Ein­fluß des Islam von mehr als 30 Pro­zent der Mos­lems abgelehnt.

Im Kon­flikt zwi­schen Moder­ni­sie­rern und Fun­da­men­ta­li­sten füh­len sich 59 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter den Fun­da­men­ta­li­sten ver­bun­den, 27 Pro­zent den Moder­ni­sie­rern. Im Liba­non und in der Tür­kei sind die Ver­hält­nis­se genau umgekehrt.

Genau 54 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter, sowohl bei den Män­ner als auch bei den Frau­en, befür­wor­ten eine Tren­nung der Geschlech­ter am Arbeitsplatz.

Befragt zu isla­mi­sti­schen Grup­pen wie Hamas, His­bol­lah und Al-Qai­da bekun­den 49 Pro­zent Sym­pa­thien für Hamas, 30 Pro­zent für His­bol­lah und 20 Pro­zent für Al-Qai­da. Die Zuge­hö­rig­keit zum sun­ni­ti­schen oder schii­ti­schen Islam spielt bei der Beant­wor­tung die­ser Fra­ge eine Rol­le. Die ägyp­ti­schen Mos­lems sind Sun­ni­ten, His­bol­lah ist eine schii­ti­sche Orga­ni­sa­ti­on. Dies erklärt die sin­ken­den Sym­pa­thien für His­bol­lah, die kurz­zei­tig 2007 bei 56 Pro­zent lagen. Die Zustim­mung zu Selbst­mord­at­ten­ta­ten nimmt hin­ge­gen zu. Recht­fer­tig­ten 2009 15 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter Selbts­mord­at­ten­tä­ter, waren es 2010 20 Prozent.

84 Pro­zent der mos­le­mi­schen Ägyp­ter for­dern Todes­stra­fe für Apostaten

84 Pro­zent der ägyp­ti­schen Mos­lems for­dern die Todes­stra­fe für jene, die den Islam auf­ge­ben und zu einer ande­ren Reli­gi­on (in Ägyp­ten vor allem zum Chri­sten­tum) kon­ver­tie­ren. Die Stu­die ergab, daß es dabei kei­ne Unter­schie­de zwi­schen Frau­en und Män­nern, Alten und Jun­gen, Gebil­de­ten oder weni­ger Gebil­de­ten gibt. Alle Grup­pen sind mit über­wäl­ti­gen­der Mehr­heit der Mei­nung, daß die ein­zi­ge Ant­wort auf Apo­sta­sie die Hin­rich­tung sein kön­ne. In Jor­da­ni­en wird die­se erdrücken­de Mehr­heit mit 86 Pro­zent Todes­stra­fen­be­für­wor­tern sogar noch leicht über­trof­fen. Im Liba­non und der Tür­kei rufen hin­ge­gen nur 5 bis 6 Pro­zent nach dem Henker.

Die ver­hält­nis­mä­ßig star­ke christ­li­che Min­der­heit Ägyp­tens ver­hält sich in die­sen unru­hi­gen Tagen beson­ders still. Der Patri­arch der ortho­do­xen Kop­ten beton­te die Loya­li­tät zum regie­ren­den Staats­prä­si­den­ten Muba­rak. Die Chri­sten neh­men damit jene Rol­le ein, die ihnen der Islam in 1300 Jah­ren zuge­wie­sen hat. Als gedul­de­te Buch­re­li­gi­on besteht ihr Hand­lungs­spiel­raum weit­ge­hend nur dar­in, sich dem jeweils Herr­schen­den gegen­über loy­al zu ver­hal­ten, wer immer es auch sei.

(Set­ti­mo Cielo/​Giuseppe Nar­di, Bild: Set­ti­mo Cielo)

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