(Vatikan) Heute empfing Papst Benedikt XVI. die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Botschafter zum Neujahrsempfang. An diesem Tag, wenn Botschafter aus der ganzen Welt dem Papst die Aufwartung machen, wird die Rolle der katholischen Kirche auf internationaler diplomatischer, aber auch geopolitischer Ebene besonders deutlich sichtbar.
Die Rede Benedikts XVI. erfolgt in einem besonderen Augenblick für die Christenheit. Es gibt Ländern, in denen die Christen zu Märtyrern werden. Die kraftvollste und wichtigste Stimme zu ihrer Verteidigung ist jene des Papstes, auch wenn viele dieser christlichen Minderheiten – so auch die in der Silvesternacht ermordeten orthodoxen Kopten Ägyptens – nicht in voller Einheit mit Rom stehen. Der Papst spricht zum Schutz aller Christen und die Weltöffentlichkeit schaut auf ihn. Der Papst spricht ebenso zum Wohl der gesamten Menschheit, was zumindest auf diplomatischer Ebene allgemein anerkannt wird, wie die hohe Zahl der akkreditierten Botschafter belegt.
Von den 192 UNO-Vollmitgliedern unterhalten 175 Staaten offizielle diplomatische Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Beim Appell der Botschafter, die heute vor dem Papst erscheinen, fehlen nur 14 Staaten. An erster Stelle gilt das für die Volksrepublik China. Sie ist der größte an Territorium, Bevölkerung und Bedeutung unter den fehlenden Staaten. Mit einigen dieser Länder unterhält der Vatikan aber bereits quasi-diplomatische Beziehungen.
In Europa fehlt der Kosovo, mit dessen Anerkennung der Heilige Stuhl zuwartet, bis sein internationaler Status weniger umstritten sein wird. Der Großteil der Staaten, die keinen Vertreter beim Heiligen Stuhl haben, sind mehrheitlich moslemisch: Afghanistan, Saudi Arabien, Malediven, Oman. Hinzu kommen einige verbliebene kommunistische Staaten: Volksrepublik China, Nordkorea, Vietnam. Ein buddhistisches Land: Bhutan und die Südseeinsel Tuvalu.
In sieben Ländern sind Apostolische Delegaten bei der jeweiligen katholischen Gemeinschaft aktiv, nicht aber bei den dortigen Regierungen: Komoren, Mauretanien, Somalia, Brunei, Laos, Malaysia und Myanmar. Mit einigen dieser Staaten unterhält der Heilige Stuhl bereits Kontakte. Mit Vietnam wurden die Verhandlungen über die Aufnahme vollständiger diplomatischer Beziehungen eingeleitet.
Auch mit internationalen, überstaatlichen Zusammenschlüssen unterhält der Vatikan diplomatische Beziehungen, so mit der Europäischen Union. Diplomatische Beobachter des Heiligen Stuhls sind bei fast allen bedeutenden internationalen Nichtregierungsorganisationen akkreditiert: bei den Vereinten Nationen und deren Unterorganisationen in New York und Genf, beim Europarat, FAO, UNESCO, WHO, bei der Liga Arabischer Staaten, der Afrikanischen Union und der OSZE, deren Gründungsmitglied der Vatikan ist. Auch der Souveräne Malteser Ritterorden unterhält als Nichtstaatliches Völkerrechtssubjekt einen Botschafter beim Heiligen Stuhl. Seit 2009 unterhält der Vatikan Sonderbeziehungen auch mit der PLO.
(Palazzo Apostolico/Giuseppe Nardi, Bild: Palazzo Apostolico)