(Kirkuk) Das Jahr endet im Irak mit Gewalt gegen die Christen. Dennoch wollen die Christen das Jahr mit Dankgottesdiensten abschließen. „Für uns Christen im Irak, ist das Martyrium das Charisma unserer bald 2000 Jahre alten Kirche. Als Minderheit seit vielen Jahrhunderten stehen wir kontinuierlich vor zahlreichen Schwierigkeiten und Opfern, aber wir sind uns bewußt, daß Zeugen Christi zu sein, auch bedeutet, für das Martyrium bereit zu sein. In der arabischen Sprache haben die beiden Wörter dieselbe Wurzel: Shahid wa shahiid!“. Mit diesen Worten faßte der chaldäische Erzbischof von Kirkuk, Msgr. Louis Sako, gegenüber Asianews das zu Ende gehende Jahr 2010 zusammen, wie es die Christen im Irak erlebten.
Auch gestern explodierten in Bagdad sechs Sprengsätze vor Häusern von Christen. Zwei Christen wurden dabei getötet, zwölf weitere verletzt. Es ist das tägliche Opfer, das ein islamisch-fundamentalistischer Mordrausch von den Christen fordert. Die Bomben explodierten im Stadtviertel Al Ghadir, wo eine starke Gruppe von Christen lebt, in Yarmuk, Khadra, Dora, Saidiya und Karrada in der Nähe der Kirche zu Unserer Lieben Frau der beständigen Hilfe, wo islamische Terroristen am 31. Oktober mehr als 50 Christen ermordeten.
„Christen zu töten ist im Irak zu einem ’normalen‘ Phänomen geworden“, zitiert Asianews einen Christen. „Wir sind ein bequemes Ziel.“ Die Fluchtbewegung der Christen aus dem sunnitischen Landesteil in den kurdischen setzt sich unterdessen fort. Jeden Tagen treffen neue christliche Familien im Norden ein. In Erbil sind es mehr als 700 Familien, in Soulaymaniyia 116 Familien. „Welchem Schicksal gehen sie in diesem Winter entgegen?“, fragt sich Asianews. „Die Regierung macht nichts für uns“, sei überall unter den Christen des Landes zu hören.
Erzbischof Sako nahm zahlreiche Flüchtlingsfamilien in seiner Diözese auf. „Hier im Irak versteht man, daß der Glaube nicht eine ideologische Frage oder eine theologische Spekulation ist, sondern eine mystische Realität“, so Msgr. Sako. „Der Glaube ist eine persönliche Begegnung mit jemandem, der uns kennt, der uns liebt und dem wir uns ganz hingeben. Für Ihn muß man immer einen Schritt mehr tun, bis zum Opfer. Das Martyrium ist Ausdruck der Treue für diese Liebe. Am 31. Oktober wandte sich der junge Priester Pater Wassim in der syrisch-katholischen Kathedrale an die Terroristen und rief: ‚Tötet mich und laßt die Gläubigen frei.‘ Er wußte, was er sagte: Es war seine Liebestat für Christus und die Seinen“, so der Erzbischof von Kirkuk.
„Die Christen der ganzen Welt können ihren Glauben und ihren Einsatz erneuern durch den Kontakt mit den verfolgten Christen im Irak. Umgekehrt gibt uns die Freundschaft, die Solidarität und die Hilfe unserer Brüder und Schwestern Kraft auszuharren und in unserem Land unserer Kirche treu zu bleiben und auch jetzt und in Zukunft Zeugen Christi hier zu sein“. so Erzbischof Louis Sako von Kirkuk in seinem Jahresrückblick.
(Asianews/Giuseppe Nardi, Bild: Asianews)