(Havanna) Nach 50 Jahren wurde am Mittwoch (Ortszeit) auf der kommunistisch regierten Karibikinsel Kuba das erste neue Priesterseminar eröffnet. Das bedeutende Ereignis für die katholische Kirche ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einem sich entspannenden Verhältnis mit dem Regime der Brüder Castro.
Papst Benedikt XVI. sandte den Priesteramtskandidaten des neuen Seminars „San Carlos y San Ambrosio“ eine Grußbotschaft mit der Aufforderung, „sich immer mehr mit den Gefühlen Christi, des Guten Hirten zu identifizieren und dies durch eifriges Gebet, ernste Hingabe zu den Studien und dem demütigen Hören auf das göttliche Wort, die würdige Feier der Sakramente und dem mutigen Zeugnis seiner Liebe als wahre Jünger und Missionare des Evangeliums des Heils zu leben“.
Msgr. José Félix Perez, Sekretär der kubanischen Bischofskonferenz, erklärte der Presse die Bedeutung des Ereignisses: Das neue Seminar ist das erste größere kirchliche Gebäude, das seit der kommunistischen Revolution von 1959 auf Kuba gebaut werden konnte. Durch die Revolution folgte für die Kirche eine lange Zeit des Leidens. Hunderte Priester wurden vom kommunistischen Regime des Landes verwiesen oder – darunter auch der heutige Kardinal Jaime Lucas Ortega y Alamino – in Umerziehungslager gesteckt und kirchliches Eigentum beschlagnahmt.
Der Regens des neuen Seminars, Antonio Rodriguez, zeigte sich begeistert: „Ein solches Ereignis wäre bis vor kurzem noch undenkbar gewesen. Ein Seminar ist die Hoffnung der Kirche.“
Der Bau wurde mit Spenden aus katholischer Organisationen aus den USA, Italien, aber auch Deutschland unterstützt. Entscheidende Hilfe kam von der großen Gemeinschaft der Exil-Kubaner in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Die katholische Kirche und der Erzbischof von Havanna, Kardinal Jaime Ortega, gelten auf der Karibikinsel mit dem altersschwach gewordenen Revolutionsregime immer mehr als zentrale moralische, aber auch politische Instanz auf dem Weg zur Demokratisierung. Die wachsenden Bedeutung der Kirche wurde bei der Einweihung des neuen Priesterseminars durch die Anwesenheit von Staatspräsident Raul Castro und meherer Minister sichtbar.
Durch die Vermittlung der Kirche gelang es 2010 von der kubanischen Regierung die Freilassung von mehreren Dutzend politischen Gefangenen zu erreichen.
(Giuseppe Nardi, Bild: cristiansdisanzorz)