Hl. Marguerite d’Oingt – Sich vom Leben Christi berühren, erneuern und reinigen lassen


Lie­be Brü­der und Schwestern!

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Mit Mar­gue­ri­te d’Oingt, der ich mei­ne heu­ti­ge Kate­che­se wid­me, wen­den wir uns einer weib­li­chen Stim­me der Kar­täu­ser­spi­ri­tua­li­tät zu. Die Kar­täu­ser, die nach der streng aske­tisch-kon­tem­pla­ti­ven Regel des hl. Bru­no leben, haben schö­ne geist­li­che Früch­te her­vor­ge­bracht und im Mit­tel­al­ter auch gro­ße Ver­brei­tung gefun­den. Sie haben die spä­te­re Devo­tio moder­na vor­be­rei­tet, die sich die kon­kre­te Nach­ah­mung Chri­sti im per­sön­li­chen All­tag zur Auf­ga­be machte.

Über das Leben der Mar­gue­ri­te d’Oingt ist uns nicht viel bekannt. Sie ent­stamm­te einer ade­li­gen Fami­lie aus der Gegend von Lyon und wur­de 1288 Prio­rin des Kar­täu­se­rin­nen­klo­sters von Polet­eins. Und dort ist sie auch im Jah­re 1310 gestor­ben. Aus ihrer Feder sind meh­re­re klei­ne­re Wer­ke bekannt, die eigent­lich nur für den Pri­vat­ge­brauch gedacht waren. Nur die Schrift Spe­cu­lum – »Spie­gel« – wur­de bei einem spä­te­ren Gene­ral­ka­pi­tel des Ordens zur Ver­brei­tung freigegeben.

Grund­la­ge des Buches ist eine Visi­on, bei der Chri­stus der Ordens­frau mit einem Büch­lein in der Hand erscheint, das über und über mit Schrift­zei­chen bedeckt ist. Das geöff­ne­te Buch gleicht einem Spie­gel, in dem die Ordens­frau das irdi­sche Leben Jesu, sei­ne Demut, sei­ne Geduld und sei­nen Gehor­sam bis zum Tod vor dem Hin­ter­grund ihres eige­nen Lebens betrach­tet. Sie erkennt ihr eige­nes Unver­mö­gen. Zugleich spie­gelt sich Chri­stus in ihr selbst und regt sie an, ihm mit beharr­li­chem Wil­len nach­zu­fol­gen, Lei­den und Miß­ge­schick zu ertra­gen, sich an der Lie­be Got­tes zu erfreu­en und den Him­mel zu erseh­nen. Der Inhalt des Buches wird immer mehr in ihr eige­nes Herz ein­ge­schrie­ben, so daß ihr Leben und das Leben Chri­sti inein­an­der gehen. Auf die­se Wei­se ent­steht eine kon­kre­te Lie­bes­be­zie­hung zu Chri­stus, dem sie immer mehr zuge­hört. Er nimmt sogar die Stel­le ihrer Eltern bei ihr ein, denn sie sagt in einem Gebet: »Weder habe ich, noch will ich Vater und Mut­ter haben außer Dir.« Mit die­sen Wor­ten will sie nicht ihre fami­liä­ren Ban­de gering­schät­zen – sie hat im Gegen­teil ihre Fami­lie sehr geliebt –, son­dern zum Aus­druck brin­gen, daß Got­tes Lie­be alle mensch­li­chen Emp­fin­dun­gen übersteigt.

Das eigent­lich Wesent­li­che, das sie uns sagen will, ist, daß wir gleich­sam im Leben Chri­sti wie in einem Buch lesen, uns sel­ber davon anrüh­ren las­sen, daß wir unser eige­nes Gewis­sen unter das Licht die­ses Lebens stel­len, es davon berüh­ren, erneu­ern und rei­ni­gen las­sen. Die­ses Zuhö­ren, Hin­schau­en auf Chri­stus und von ihm das Leben zu ler­nen, unser Gewis­sen zu rei­ni­gen: Das ist es, was sie uns sagen will und was auch für uns Tag um Tag rich­tung­ge­bend sein sollte.

Ganz herz­lich begrü­ße ich die Pil­ger und Besu­cher deut­scher Spra­che, und natür­lich heu­te beson­ders die Semi­na­ri­sten des Erz­bi­schöf­li­chen Stu­di­en­se­mi­nars St. Micha­el in Traun­stein, mein eige­nes Semi­nar, wie ihr wißt. Mar­gue­ri­te d’Oingt sei uns ein Vor­bild, der Lie­be Got­tes zu uns mit einem freu­di­gen Ein­satz für unse­re Mit­men­schen zu ant­wor­ten. Der Herr beglei­te euch auf allen euren Wegen.

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